Profis 13.07.2021 - 17:30 Uhr
Richtige Mischung aus Häuptlingen & Indianern
Die 05ER sehen sich in Sachen Kaderplanung bestens aufgestellt - Nach der Entlastungswoche möchte Bo Svensson im Trainingslager den gesamten Kader vereint sehen
Die erste kleine Etappe der Sommervorbereitung haben die 05ER am Samstag abgeschlossen. Wichtige Weichen wurden dabei gestellt, sowohl in Sachen Trainingsarbeit als auch hinsichtlich der Kaderplanung. Letztere sei, dies bestätigen sowohl der Cheftrainer als auch Sportvorstand Christian Heidel, noch nicht abgeschlossen, aber dennoch weit vorangeschritten. Keinerlei Handlungsdruck empfindet man insofern rund um den Bruchweg vor dem Beginn des Trainingslagers im österreichischen Bad Häring (wo es unter anderem zum Wiedersehen mit Jürgen Klopp & dem Liverpool FC kommt) in der kommenden Woche.
Nach dem Testspiel-Sieg über die Würzburger Kickers, gefolgt von einer regenerativen Krafteinheit am Samstagmorgen, verabschiedete Bo Svensson sein Team in die sogenannten "Entlastungstage". Ein Begriff, den man nicht falsch verstehen darf, wie der Däne erläuterte. Vielmehr habe man sich aufgrund der beinahe sieben Wochen zwischen Vorbereitungsstart und Bundesliga-Auftakt (15. August in der MEWA ARENA gegen Leipzig) dazu entschieden, noch einmal einige Tage auf Abstand zu gehen. "Wir sehen uns sieben Tage nicht, aber die Spieler haben ein ordentliches, individuelles Programm mitbekommen, um vorbereitet zu sein für das Trainingslager", so der 41-Jährige.
Dort, erklärte der 05-Trainer, wolle er dann erstmals auch alle zur Verfügung stehenden Profis miteinander vereint sehen, um die nächsten wichtigen Weichen taktischer wie naturgemäß auch weiterhin athletischer Natur zu stellen. "Es ist für mich wichtig, alle Spieler fit im Trainingslager zu haben." Das bedeute für die EM-Teilnehmer zwar einen relativ kurzen Urlaub. Allen voran den beiden Schweizer Nationalspielern Edimilson Fernandes und Neuzugang Silvan Widmer, die mit den Eidgenossen bis ins EM-Viertelfinale Anfang Juli vorgedrungen waren, werde er aber zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal "drei, vier Tage frei" geben. Einzig über den Fitnesszustand von Jae-sung Lee, ebenfalls erst vergangene Woche verpflichtet, könne noch nicht verlässlich geurteilt werden mit Blick auf seine Teilnahme am Sommertrainingslager. Derzeit absolviere er noch ein Reha-Programm am Bruchweg, nachdem er sich bei einem Einsatz fürs südkoreanische Nationalteam eine Blessur zugezogen hatte.
Kaderverkleinerung schreitet voran
Wenngleich der Kader der 05ER in diesen Wochen also erst nach und nach zusammenfindet, ist die sportliche Leitung überaus zufrieden mit der Ausgangssituation. Während der Trainer sich auch mit dem Engagement während des kräftezehrenden Programms der ersten Trainingstage seit Ende Juni zufrieden zeigte, sind es Svensson, Heidel sowie Sportdirektor Martin Schmidt umso mehr auch mit Blick auf die Kaderplanung.
Verkleinert werden sollte die Trainingsgruppe des FSV, wie Heidel bereits kurz nach Saisonende hatte verlauten lassen - schließlich soll die Tür Talenten aus dem eigenen Unterbau auch künftig offen stehen. Dieser Prozess wurde durch die Abgänge von Levin Öztunali (Union Berlin), Phillipp Mwene (PSV Eindhoven), Florian Müller (VfB Stuttgart), Dong-Won Ji (FC Seoul), Marlon Mustapha (Leihe zu Admira Wacker Mödling), Abass Issah (Leihe HNK Rijeka), Robin Quaison (Al-Ettifaq) sowie Kunde Malong (Olympiakos Piräus) längst eingeleitet. Gleichzeitig sind wichtige Verstärkungen in Widmer, Lee sowie Linksverteidiger Anderson Lucoqui gefunden und sollen den Konkurrenzkampf weiter anfachen. Auch Dominik Kohr dürfte, nachdem das Leihgeschäft mit Eintracht Frankfurt um eine Saison ausgedehnt werden konnte, zu den tragenden Säulen zählen. Dass zudem die Verträge mit Aushängeschildern wie Jonathan Burkardt, Leandro Barreiro, Stefan Bell, Alexander Hack und Ádám Szalai verlängert wurden, rundet das Gesamtbild ab.
"Mein Eindruck ist, dass der Charakter und die Hierarchie in dieser Mannschaft stimmig sind. Wir haben genügend Häuptlinge und Indianer, die zusammen funktionieren werden", sagt Heidel. Gerade hinsichtlich der Kontinuität und Verweildauer am Bruchweg, sieht der 58-Jährige Luft nach oben, wobei er auch die Fan-Perspektive in seine Überlegungen einbezieht. "Die Leute brauchen ein Gefühl, dass die Spieler bleiben und sich mit dem Verein identifizieren. Dann ist es für sie auch einfacher, sich mit Mainz 05 als Klub zu identifizieren." Insofern, so Heidel weiter, gehe es in allen laufenden Gesprächen in erster Linie darum, Spielern aufzuzeigen, weshalb es eine "gute Sache" sei, in Mainz zu spielen und viel weniger darum, den weiteren Karriereweg nach einem etwaigen Abschied zu thematisieren. "Mit Freude und Identifikation für Mainz 05 zu spielen, das soll im Vordergrund stehen. Wir dürfen uns nicht zu klein machen", so der klare Appell, obgleich Heidel unterstreicht, dass Abgänge auch künftig nie ausgeschlossen werden könnten.
Transfermarkt: Geduld ist gefragt
Bei aller Zufriedenheit ob des Status quo sind Svensson, Heidel und Schmidt dieser Tage keineswegs tatenlos. Der Markt wird weiter sondiert, im permanenten Austausch befindet sich die sportliche Leitung der 05ER ohnehin. Geduld ist gefragt, wie Svensson betont, zumal das Transferfenster (schließt am 31. August) noch lange geöffnet sei. "Sicherlich wollen wir noch was machen", sagt der Cheftrainer. "Aber erstmal bin ich zufrieden mit den neuen Spielern. Wir machen es in dem Tempo, das möglich ist." Unter dem Strich müsse das Gesamtpaket passen, "finanziell, mit Blick auf das Spielerprofil - und sie müssen hier spielen wollen. Wir haben Pläne für alle Fälle und sind auf unterschiedliche Szenarien vorbereitet."
Dass, abgesehen davon, auch Spieler seines Kaders Interesse bei anderen Klubs geweckt haben könnten, bringt Svensson indes nicht um den Schlaf: "Das ist normal, wenn die Jungs performen." Gezwungen, Topspieler abzugeben, sind die 05ER bekanntlich nicht. Vielmehr sollen sie ab dem kommenden Montag, wenn der Trainer zum "Wiederauftakt" bittet, weiter als Mainzer performen. Am Dienstagvormittag reist der 05-Tross dann über Salzburg nach Bad Häring. "Am Nachmittag werden wir dort einmal trainieren, und ab Mittwoch geht es dann richtig zur Sache", verweist der Däne auf kräftezehrende Trainingseinheiten, die seinem Team dann bevorstehen.