Profis 20.02.2017 - 11:14 Uhr
"Riesige Chance" verpasst
05er müssen den Blick nach der Heimniederlage gegen Bremen wieder nach unten richten
Eine "riesige Chance", so Vize-Kapitän Stefan Bell habe man am Samstagnachmittag gegen Werder Bremen (0:2) verspielt. Eine Chance, den Rückstand auf die Abstiegszone zu vergrößern und mehr oder minder sorgenfrei in die kommenden Wochen gehen zu können. In der Tat, statt zehn Punkten auf Relegationrang 16 beträgt dieser Abstand nach der dritten Heimniederlage der Saison lediglich sechs Zähler, so dass die 05er im kommenden Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen gefordert sind, Wiedergutmachung zu betreiben und zumindest den Platz im gesicherten Mittelfeld zu festigen. In Halbzeit zwei gegen Werder habe die Mannschaft "ein anderes Gesicht" und "eine Reaktion" gezeigt, befand Trainer Martin Schmidt nach Ablauf der 90 Minuten zwar zurecht - die Reaktion kam nach einem verpatzten ersten Durchgang allerdings zu spät, um den selbst verschuldeten 0:2-Rückstand noch in eigene Zähler ummünzen zu können.
Bis zum Wochenende war es den Mainzern im bisherigen Saisonverlauf noch gelungen, im Klassement schlechter platzierte Teams wie Freiburg, Darmstadt, Ingolstadt, Hamburg oder Augsburg mit null Punkten auf die Heimreise zu schicken und so den Abstand auf die hintere Tabellenregion zu wahren. Gegen Bremen misslang dieses Unterfangen erstmals, so dass die Mainzer den Blick nach Spieltag 21 zunächst einmal nach unten richten müssen. Erklärungsversuche - allen voran für den durchweg enttäuschenden Auftritt in Halbzeit eins - zu finden war nicht leicht nach der Niederlage, war der FSV, der mit der siegreichen Elf der Vorwoche startete, doch nicht wiederzuerkennen im Vergleich zum Heimsieg gegen Augsburg.
Córdoba verpasst Anschlusstreffer
Allen voran der erste Gegentreffer durch Serge Gnabry (16. Minute) stand symbolhaft für den unkonzentrierten Auftritt. Der Nationalspieler hatte nach einer Eckball-Bogenlampe von Zlatko Junuzovic immerhin alle Zeit der Welt gehabt, um unbedrängt einzunicken. "Das geht nicht, dass im Umkreis von fünf Metern keiner von uns ist", so Bell über die Szene, die die Niederlage eingeleitet hatte. Trainer Schmidt sprach von einem Zuteilungsproblem und davon, dass die Ecke "uns herausgerissen hat". Da nur sieben Minuten später der zweite Nackenschlag in Form eines direkt verwandelten Freistoßes durch Thomas Delanay folgte, verlieh der zwei-Tore-Rückstand den Gastgebern naturgemäß nicht gerade mehr Sicherheit in ihren Aktionen. Der Anschlusstreffer wäre zwar möglich gewesen und hätte die Perspektive auf den zweiten Druchgang anders gestaltet, wirklich verdient hatten sich die 05er das mögliche 1:2 durch Jhon Córdoba, der in Minute 31 am starken Bremer Torwart Felix Wiedwald scheiterte, bei nur einer echten Torchance vor dem Seitenwechsel aber nicht.
Zwar zeigte der FSV nach dem Seitenwechsel in der Tat ein anderes Gesicht, tat sich gegen tief stehende und dicht gestaffelte Gäste sowie einen überragenden grün-weißen Schlussmann jedoch sichtlich schwer. Der Anschlusstreffer blieb den Mainzern so allen voran bei den Gelegenheiten von De Blasis (50, 88.), Bell (59.) und Brosinski (Freistoß, 77.) versagt, so dass die Rot-Weißen unter den gut 27.000 Zuschauern den Heimweg mit einer herben Enttäuschung im Gepäck antreten mussten. Mit weniger als 100 Prozent können Mainz 05 in der Bundesliga nicht bestehen, resümierte Schmidt nach der Partie und sprach hiermit in erster Linie den Auftritt vor der Pause an. Unsaubere Pässe im Spielaufbau und zu wenig offensiven Druck habe er gesehen. "Wir haben nun Druck und müssen wieder den Tick mehr bringen am Wochenende in Leverkusen und danach gegen Wolfsburg. Spiele wie heute üben auch wieder Druck auf den Kader aus." Druck, der in der Trainingswoche, die zwei öffentliche Einheiten auf dem Trainingsgelände am Bruchwegstadion (Dienstag, 10 Uhr & Donnerstag 15 Uhr) bereithält, spürbar sein dürfte. Dass die 05er mit ebensolchen Drucksituationen umzugehen wissen, hat zuletzt aber nicht zuletzt der überzeugenden Heimsieg gegen den FC Augsburg gezeigt.