Profis 23.08.2019 - 14:00 Uhr
Rückkehr als Erstligatrainer
Ein legendärer Spruch, eine ungewöhnliche Freundschaft & mit Spannung erwartete 90 Minuten - Das Duell zwischen dem FSV & Mönchengladbach ist kein ganz gewöhnliches Bundesligaspiel
Die außergewöhnliche Konstellation, dass am Samstag bei der Heimspielpremiere 2019/20 des 1. FSV Mainz 05 in der OPEL ARENA die langjährige und tiefe Freundschaft der Cheftrainer der beiden Kontrahenten im Fokus steht, ist hinlänglich bekannt. Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach. Sandro Schwarz gegen Marco Rose. Der neue Gladbach-Coach kommt allerdings auch als ehemaliger 05er zurück nach Mainz. Und zwar als einer, der knapp 200 Pflichtspiele hier bestritten hat, Trainer beim FSV war, der bei den 05-Fans nach wie vor hoch angesehen ist und Kultstatus besitzt.
Sein Auftritt an Abend des 23. Mai 2004 ist legendär und unvergessen. Als Rose nach dem geglückten Bundesliga-Aufstieg vor der Party-Location im Volkspark aus dem Mannschaftsbus stieg, die Hände zum Himmel reckte und den Fans nicht mehr ganz nüchtern zurief: "Da isser: Erstligaspieler Rose. Gibt’s irgendwelche Einwände. Nein? Okay", prägte der 05-Profi einen Spruch, den heute noch sehr viele 05-Anhänger zitieren können. Rose war sicherlich einer der beliebtesten Spieler seiner Ära am Bruchweg. Der Linksverteidiger, der in seiner Heimatstadt Leipzig spielte, danach von Hannover 96 zu den 05ern wechselte, hat die prägenden Höhen und Tiefen in Mainz miterlebt. Aus dieser Zeit habe er viel mitgenommen grundsätzlich fürs Leben, sagte der 42-Jährige am Donnerstag in der Gladbacher Pressekonferenz vor seiner Rückkehr – als Erstligatrainer wohlgemerkt. Er wisse deshalb auch, was es wirklich bedeute, dass Mainz 05 heute als gestandener Bundesligist bezeichnet werde.
Rose ist mittlerweile seit etlichen Jahren als Trainer unterwegs. Als erfolgreicher Coach zunächst im Nachwuchsbereich, unter anderem in der U19 und U23 des FSV, zuletzt als Cheftrainer bei RB Salzburg, das nach dem Halbfinal Einzug in der Europa League gegen Lazio Rom den alten Rose-Spruch in den sozialen Medien postete: "Halbfinal-Trainer Rose - irgendwelche Einwände?".
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Immer intensiv ausgetauscht
Der Fußball jedenfalls war immer ein wichtiger Bestandteil dieser im Profi-Geschäft ungewöhnlichen und dauerhaften Freundschaft zweier Trainer. "Wir haben uns immer sehr intensiv ausgetauscht in der Vergangenheit", erinnert sich Schwarz auch an die gemeinsame WG-Zeit. "Es ist kein Geheimnis, dass unsere Spielideen ziemlich identisch sind. Wir entwickeln beide große Freude daran, dass wir sehr aktiv sein wollen in beide Richtungen, was die Arbeit gegen den Ball und das Umschalten angeht. Davon gehen wir auch am Samstag aus."
Schwarz jedoch wählt einen von den Trainern losgelösten Ansatz. "Die Aufgabe, die wir dem Gegner stellen, die der Gegner uns stellt. Das sind die Themen. Nicht, wie wir Marco vielleicht mit irgendetwas überraschen könnten", betont der 05-Coach. Eventuell die Grundordnung zu verändern, genüge ja nicht als Überraschung. Wenn, dann gehe es darum, "in der jeweiligen Grundordnung Verhaltensweisen anzupassen, die wir brauchen, in der unsere Stärke zum Vorschein kommen, um zu Hause in unserem Stadion vor unserem Publikum ein gutes Spiel zu machen, eine gute Leistung zu zeigen und möglichst zu gewinnen."
Da, wie Schwarz sagt, "wir beide geprägt sind von Trainer-Persönlichkeiten, die eng in Verbindung mit Mainz 05 stehen", hörte sich das, was Rose in Mönchengladbach erzählte, ziemlich ähnlich an. "Es ist so, dass es am Samstag nicht um Marco Rose oder Sandro Schwarz geht. Wir haben beide wichtige Aufgaben für unsere Vereine vor der Brust und jeder weiß, dass wir auch an Ergebnissen gemessen werden. Sandro spürt das im Moment in Mainz. Und hier weiß ich auch, dass Ergebnisse erwartet werden. Da geht es dann nicht um unsere Freundschaft, es geht um unsere Verantwortung, die wir unserem Verein gegenüber haben. Und die werden wir gnadenlos durchziehen über 90 Minuten", erklärte der Ex-05er.
Ruhe am Ball fehlt etwas
Auch in Sachen Spielsystem klingt Rose ähnlich wie Schwarz. "Das System ist immer ein untergeordnetes Thema. Es geht nicht um 4-4-2, Raute oder Dreierkette, sondern darum, wie wir uns für die Zukunft hier den Fußball vorstellen. Die Mannschaft hat über Jahre einen sehr attraktiven Ballbesitzfußball gespielt. Die neue Idee ist einfach, mehr Aktivität gegen und mit dem Ball in unser Spiel zu bringen. Ich habe das Gefühl, dass wir mittlerweile tatsächlich große Schritte in der Arbeit gegen den Ball machen, dabei aber ein bisschen die Ruhe am Ball verlieren", beschrieb der Borussia-Trainer die aktuelle Phase seines Teams. "Irgendwann wollen wir ein gutes Gleichgewicht in allen Spielphasen für uns finden und es so aussehen lassen, wie es sich jeder wünscht."
Der Erstligaspieler Rose kommt nun als Erstligatrainer und Gegner zurück zu seinem früheren Verein. "Das wird interessant und spannend", sagt sein Freund Schwarz. Irgendwelche Einwände. Nein? Okay.