Rückschläge weggesteckt, Pokalschlacht gewonnen

Das war wahrlich nichts für schwache Nerven am Dienstagabend in der OPEL ARENA! Drei Mal hatten die 05er geführt, zwei Elfmeter gegen sich ausgesprochen bekommen, die Verletzung von René Adler verarbeiten müssen und nach umkämpften 120 Minuten glücklich, aber dennoch nicht unverdient triumphiert im Duell mit dem Zweitligisten Holstein Kiel. Daniel Brosinski hatte den Gästen in der 101. Minute mit einem traumhaften Freistoßtreffer den Knockout verpasst und so für den erstmaligen Achtelfinaleinzug der Mainzer seit der Saison 2012/2013 gesorgt. "Wir wussten, dass es heute ein schwieriges Spiel werden würde", so 05-Trainer Sandro Schwarz im Anschluss. "Wie wir aber mit den Rückschlägen umgegangen sind, zeugt von unserer Mentalität. Das nehmen wir heute definitiv mit."

Mitnehmen kann der FSV zudem weitere Erkenntnisse. Immerhin hatte Neuzugang Viktor Fischer mit seinem Doppelpack zum zwischenzeitlichen 1:0 und 2:1 erstmals in einem Pflichtspiel seine Torjägerqualitäten unter Beweis gestellt, Ersatztorwart Robin Zentner zudem "Ruhe ausgestrahlt", wie Schwarz betonte, und in mehreren brenzligen Situationen einen möglichen Rückstand verhindert. Den jungen Torhüter aus der 05-Jugend, in den vergangenen zwei Jahren ausgerechnet an Kiel ausgeliehen, lobte nach der Partie auch Sportvorstand Rouven Schröder: "Er hat das sehr gut gemacht. Ich freue mich für ihn. In eins-gegen-eins-Situationen hat er seine Qualität unter Beweis gestellt und auch bei langen Bällen Mut bewiesen", so Schröder. 

Verpasst, "den Deckel drauf zu machen"

Dass die Mainzer gegen den Tabellenzweiten aus dem Unterhaus überhaupt so lange hatten zittern müssen, war nicht zuletzt aber auch der Chancenverwertung der Gastgeber geschuldet gewesen, die es im Duell mit dem starken Zweitliga-Aufsteiger verpasst hatten, mit einem durchaus möglichen 2:0 (Fischer, 34.) oder 3:1 den "Deckel drauf zu machen", wie Schwarz sagte. So blieben die Kieler dank zweier wohl berechtigter und von Kingsley Schindlder (54.) sowie Dominick Drexler (75.) verwandelten Foulelfmeter lange im Spiel und mussten sich erst in der Verlängerung geschlagen geben, in der sich die physische Überlegenheit des Bundesligisten dann doch bemerkbar gemacht hatte. Souverän verwalteten die Mainzer die dritte Führung des Tages und ließen nach dem Treffer zum 3:2 vor dem eigenen Tor keine Gefahr mehr aufkommen.

Bei aller Freude über das Weiterkommen gab es nachvollziehbare Kritikpunkte, die Schwarz ebenfalls ansprach: "Natürlich gab es Phasen, in denen wir nicht so griffig waren." Dennoch überwog die Freude, "den Sack am Ende zugemacht zu haben". Dass es dabei zur Halbzeit der englischen Woche und nur drei Tage vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt in der OPEL ARENA (Freitagabend 20:30 Uhr) in die Verlängerung gegangen war, bewertete der 05-Trainer als unproblematisch. "Wir müssen jetzt gut regenerieren, keine Frage. Wir werden uns aber nichts einreden. Wir wissen, dass wir Körner haben und werden am Freitagabend bereit sein für das nächste Kampfspiel." Mit dem Erfolgserlebnis vom Dienstag und dem rot-weißen Anhang im Rücken soll dann gegen den Rhein-Main-Rivalen der vierte Heimsieg der Saison eingefahren werden. Nichts für schwache Nerven bei gleichermaßen erfolgreichem Ausgang war schließlich auch das letzte Duell mit der Eintracht gewesen, dass den 05ern im vergangenen Mai nach 0:2-Rückstand noch ein 4:2 und den frenetisch gefeierten Klassenerhalt bescherte. Auch die Jüngeren dürften sich an diesen 13. Mai 2017 noch bestens erinnern.