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Profis 13.02.2022 - 17:15 Uhr

"Ich glaube, wir hatten da einfach Glück"

Mainzer gehen in Freiburg mit Abseitstor in Führung und kassieren Ausgleich nach Eckball / Svensson sieht "Schritt nach vorne in Sachen Auswärtsleistung"

Zwei, die beim Mainzer Führungstreffer im Mittelpunkt standen: 05-Verteidiger Hack (r.) und Schiedsrichter Aytekin (2.v.r.).

Ein 1:1 beim Sportclub Freiburg ist normalerweise aufgrund der Qualität dieses Gegners kein Ergebnis, über das man sich als Gastmannschaft lange beklagen sollte. Nach der Punkteteilung im neu gebauten Europa-Park-Stadion war jedoch die Zufriedenheit in Freiburg etwas größer als bei den Rheinhessen. "In der ersten Halbzeit war es unser bestes Auswärtsspiel in diesem Jahr, da hat mehr drin gelegen als nur mit 1:0 zu führen. Ich glaube, dass wir uns etwas mehr ärgern als sie", sagte Martin Schmidt, der die Gesamtleistung der Mannschaft würdigte, sich aber grämte, dass die 05-Profis zu wenig aus ihrer Überlegenheit im ersten Durchgang gemacht hatten. "Trotzdem" betonte Bo Svensson, "war es auf jeden Fall ein Schritt nach vorne in Sachen Auswärtsleistung. Damit bin ich sehr zufrieden."

Der 05-Cheftrainer hatte sein Team erkennbar mit dem Plan auf den neuen Freiburger Rasen geschickt, einen Schlussstrich unter die schon so lange anhaltende Schwäche in fremden Stadien zu ziehen und mit dem Gegner auf gleiche Höhe zu kommen. Am Ende holten sich die Mainzer immerhin das erste Unentschieden der laufenden Saison in einem Auswärtsspiel. "Ich glaube, wir können mit diesem Punkt leben und dennoch einiges mitnehmen", erklärte der Mainzer Sportdirektor. Die Mainzer können mit Stolz auch etwas Positives konstatieren: Sie stellen nun die beste Defensive der Liga. Zwar mussten sie das 24. Gegentor hinnehmen, – doch der FC Bayern, bislang Spitzenreiter in dieser Kategorie, hat nach dem 2:4 in Bochum 25 Gegentreffer auf seinem Konto.

Einen "Schritt nach vorne in Sachen Auswärtsleistung" hatte FSV-Cheftrainer Svensson beim Gastspiel in Freiburg gesehen.

Burkardt wie aufgedreht

Die Gäste dominierten mit Pressing, Gegenpressing, Balleroberungen. Und sie hatten Möglichkeiten. Großchancen sogar, wie die des vor der Pause wie aufgedreht wirbelnden Jonathan Burkardt. "Es war eine sehr gute erste Halbzeit von uns", erklärte der 05-Trainer nachher. "Wir haben wenig zugelassen und uns unseren Plan gehalten." Streich brachte es auf den Punkt: "Mainz war gut. Wir waren nicht gut." Auf dem Platz sah das dann so aus, wie es Schmidt beschrieb: "Wir hatten eine gute Herangehensweise, Pressing, gegen den Ball arbeiten, Konter und Torchancen. Mit der Gelegenheit, das zweite Tor nachzulegen und den Deckel drauf zu machen." Zumindest ein Treffer gelang den Mainzern, auch wenn Alexander Hacks Abstauber zur 1:0-Führung wohl nicht regulär war, "aber unsere Leistung war gut, wir haben das Spiel kontrolliert und hatten andere Chancen", sagte Svensson. 

Was war passiert in dieser 31. Minute? Aarón flankte, von halbrechts auf den zweiten Pfosten. Als Torwart Mark Flekken den Kopfball von Dominik Kohr abwehrte, drückte der Innenverteidiger die Kugel über die Linie. "Als ich es live gesehen habe, dachte ich mir, das wird auf abseits überprüft und habe mich gefragt, ob es eine neue Spielsituation ist, wenn der Ball vom Torhüter zurückspringt. Ich glaube, wir hatten da einfach Glück", sagte Martin Schmidt. "Wenn es abseits war, dann ist es so, aber wir nehmen es so mit", meinte Hack.

13.02.2022

Die Pressekonferenz nach dem Spiel | 05ER.tv

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Streich nimmt Aytekin in Schutz

In der Pressekonferenz nahm der SC-Trainer den Unparteiischen sportlich fair in Schutz. "Solch ein Fehler passiert jedem einmal. Man denkt immer, das kann doch nicht sein, aber einem selbst ist es auch schon passiert, dass man etwas falsch gemacht hat und nicht erklären kann, warum", räumte Streich ein. "Wenn man es sieht, dann steht der Torschütze so, dass man logisch an abseits denkt, aber dadurch, dass ein Handspiel überprüft wurde, haben sie das wohl vergessen. Deniz Aytekin kann nichts dafür. Ich finde es gut, dass er sich nachher hinstellt und sich entschuldigt, gewissermaßen für seine Kollegen. Zum Glück wurde das Spiel nicht durch so ein Tor entschieden. Erste Halbzeit war zu wenig von uns, ich bin froh, dass es dann anders wurde."

Es wurde anders, weil die 05ER vor der Pause die Chance vergaben, mit einem deutlicheren Vorsprung etwas entspannter in den zweiten Durchgang zu starten. Die Freiburger kamen besser ins Spiel, die Partie wurde offener, die 05ER, die zuvor hoch gepresst und den Gegner gar nicht zur Entfaltung hatten kommen lassen, sahen sich nun verstärkt in die eigene Hälfte gedrängt und gefährlichen Aktionen ausgesetzt. "Die Bälle kamen nicht mehr zu uns, wir kamen nicht mehr sauber in die Kontersituationen", bemerkte 05-Keeper Robin Zentner. In der immer enger werdenden Partie gewannen der SC nun mehr Zweikämpfe als zuvor. Gleichermaßen gerieten die 05-Aktionen im Umschaltverhalten zu unsauber, zu oft suchten die Mainzer den langen Schlag nach vorne, statt sauber zu kombinieren. Die 05ER wehrten sich, produzierten unter Druck aber zu viele Freistöße und Eckbälle gegen sich.

Jeder weiß, was kommt

Einen davon nutzte Nils Petersen zum Ausgleich. Der Freiburger Joker löste sich genau im richtigen Moment von Anton Stach, um die von Höfler verlängerte Hereingabe einzudrücken. "Jeder weiß, was kommt, weil Freiburg stark ist in diesen Situationen", sagte Zentner ärgerlich.

Der Trainer war allerdings nicht bereit, den Ausgleichstreffer Stach anzulasten. Wenn der Ball am ersten Pfosten verlängert werde, sei so etwas schwer zu verteidigen. "Eigentlich musst du es am ersten Pfosten klären, sonst ist es 50:50, ob du ein Tor bekommst oder nicht. Ich finde nicht, dass es Antons Fehler war, nur, weil er Petersens Gegenspieler war. Man muss auch anerkennen, wenn es der Gegner gut macht. Wir hätten es verhindern können bei der Verlängerung der Ecke." Petersens Qualitäten seien schließlich bekannt. "Du weißt halt, was kommt und dass es wahrscheinlich klingelt, wenn ihm der Ball im Strafraum vor die Füße fällt", sagte Svensson.

Das Fazit: "In dieser zweiten Hälfte mussten wir uns einem sehr guten Gegner beugen, der dann richtig ins Spiel gefunden hat und in einen Flow gekommen ist. Ich glaube, dass wir trotzdem damit leben können. 1:1 ist ein gerechtes Ergebnis für dieses Spiel, auch wenn wir uns mehr erwünscht hätten", sagte Martin Schmidt.