Profis 02.05.2017 - 15:30 Uhr
Schmidt: "Wahrheit liegt in der Mitte"
Rückschlag gegen Mönchengladbach - Schlussoffensive der 05er nicht belohnt
Überbewertet, so 05-Trainer Martin Schmidt, habe niemand im Team den jüngsten Aufwärtstrend der Mainzer nach dem 1:0-Erfolg über Hertha BSC sowie dem folgenden 2:2-Achtungserfolg bei Rekordmeister Bayern München. Überbewerten solle man daher auch nicht, so die Ansicht des Schweizers, den Rückschlag der knappen Heimniederlage (1:2) gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Wochenende. Zwar war sein Team durchaus mit dem Anspruch in die Partie gegangen, die Leistungen der Vorwochen zu bestätigen, Leistungsschwankungen aber seien im Kampf um den Klassenerhalt Normalität: "Wir stecken den Kopf jetzt nicht in den Sand, so wie wir zuletzt nicht wie Champions-League-Sieger durch die Straßen gelaufen sind. Die Wahrheit liegt in der Mitte", war Schmidt trotz der sechsten Niederlage der Saison in der OPEL ARENA überzeugt, dass seine Mannschaft beim kommenden Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV wieder ein anderes Gesicht zeigen werde.
Das größte Problem gegen die Fohlen war dabei am Wochenende der fehlende Esprit im ersten Durchgang. "Nach 15, 20 Minuten haben wir gemerkt, dass Plan A nicht aufgeht", so Schmidt. Entgegen ihrer Gepflogenheit hatten die Gäste dabei weitestgehend auf ihr kultiviertes Ballbesitzspiel verzichtet und so das Pressing und hohe Anlaufen des FSV durch das Überspielen der Linien der 05er unterbunden. So seien zu wenig Ballgewinne zustande gekommen, wie Schmidt analysierte, Umschaltaktionen so lange Zeit Mangelware gewesen in der ausverkauften Arena. Hinzu kamen das zu behäbige Aufbauspiel und ausbleibende Tempodribblings auf den Flügeln. Weder Robin Quaison noch Karim Onisiwo konnten hier die erhofften Akzente setzen, um die Borussia regelmäßig in Verlegenheit zu bringen.
Schlussoffensive kommt zu spät
Mit der Folge, dass in den ersten 45 Minuten allenfalls Halbchancen auf Seiten der Rot-Weißen zu verzeichnen waren. Yoshinori Muto (3. Minute), Daniel Brosinski (34.) sowie Danny Latza (36.) scheiterten hierbei allesamt an Yann Sommer im Kasten der Gäste. Da ein Fehlpass im Spielaufbau nach einer guten halben Stunde zudem einen gegnerischen Konter zur Folge hatte, den Lars Stindl zur 1:0-Führung nutzte, war der Rückstand vor dem Seitenwechsel logische Konsequenz eines zu verhaltenen Auftritts. Eine noch unsortierte FSV-Defensive unmittelbar nach dem Wiederbeginn der Partie nutzten keinesfalls dominant auftretende Gladbacher in Person von Nico Schulz wenig später bereits zur Vorentscheidung in Form des 2:0 (46.), so dass der Aufschwung der Gastgeber in der Schlussphase der Begegnung zu spät kam. Zumindest aber deuteten die 05er hier an, mit welchen Mitteln sie im Kampf um den Klassenerhalt in den ausstehenden drei Spielen bestehen können und müssen.
Mit den Einwechslungen von Jhon Córdoba und Pablo De Blasis nämlich kam plötzlich Schwung in das Angriffsspiel der Gastgeber. Leidenschaftlich stemmten sich die Mainzer nun gegen die drohenden Niederlage. Logische Konsequenz waren gleich zahlreiche gute Einschussgelegenheiten. Doch sowohl Brosisnki (71., 77.), Córdoba (74.) oder auch De Blasis (88.) verpassten einen früheren Anschlusstreffer, der Muto erst eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit nach einem Zuspiel des Argentiniers gelang. Zu spät, um sich doch noch für den aufopferungsvollen Fight der Schlussminuten zu belohnen, wenn auch Schmidt später sagte, dass ein "Punktgewinn sicher verdient gewesen wäre". Drei Finalspiele stünden nun noch an, in denen "wir punkten müssen", ist sich der 05-Trainer über die Brisanz der Situation drei Spieltage vor Saisonende im Klaren. Dass auch der kommende Gegner aus Hamburg mit einem Bein am Abgrund steht, macht die Partie im hohen Norden am kommenden Sonntagnachmittag (Anpfiff: 15:30 Uhr) dabei zu einem echten Big-Point-Spiel, ist doch der HSV seinerseits in den letzten drei Begegnungen inklusive des richtungsweisenden Duells bei Mitkonkurrent FC Augsburg (0:4) zuletzt leer ausgegangen und belegt derzeit, punktgleich mit dem FSV, Relegationsrang 16. "Die Leistung aus der zweiten Halbzeit müssen wir in das nächste Spiel mit reinnehmen", gab Schmidt die Marschroute für die Partie des 32. Spieltags aus. Im Erfolgsfall jedenfalls könnten die 05er einen unmittelbaren Konkurrenten distanzieren und den Worten des Trainers taten folgen lassen. Die Wahrheit jedenfalls, sie wird am Sonntagnachmittag auf dem Platz liegen - sollte sie sich nach 90 Minuten in Form von drei Auswärtspunkten widerspiegeln, sie wäre Gold wert für den FSV.