Vorberichte 01.02.2018 - 15:00 Uhr
Schwarz: Gemeinsam freuen, gemeinsam leiden
05-Trainer Schwarz setzt gegen den Rekordmeister auf "besondere Atmosphäre" in der OPEL ARENA
Zwei Neuzugängen stehen nach Ende der Wintertransferperiode vier Abgänge bei den Profis des 1. FSV Mainz 05 gegenüber. Während Nigel de Jong und Anthony Ujah schon seit Wochen mit den Mainzern trainieren, verließen am letzten Tag des bis zum 31. Januar geöffneten Transferfensters am Mittwoch noch Jannik Huth und Viktor Fischer den FSV. An Quantität verloren, an Qualität jedoch keinesfalls, wie Chefcoach Sandro Schwarz auf der Pressekonferenz zwei Tage vor der ausverkauften Partie gegen den FC Bayern München am Samstagnachmittag (15:30 Uhr) in der OPEL ARENA betonte. "Wir haben eine homogene Gruppe und eine in meinen Augen optimale Kadergröße", so Schwarz über die verbliebenen drei Torhüter und 22 Feldspieler. Schnellschüsse auf dem Transfermarkt, ergänzte Sportvorstand Rouven Schröder, wären ohnehin nicht zielführend gewesen.
Mit der gleichen Ruhe wie in Sachen Kaderplanung laufen in dieser Woche auch die Vorbereitungen auf die Partie gegen den Rekordmeister ab. Viel "Dynamik" in der laufenden Trainingswoche hat Schwarz bislang beobachtet. Die Niederlage in Leverkusen, als das Offensivspiel lahmte, ist abgehakt, der Blick nach vorne gerichtet: "Bayern München ist auf allen Positionen überragend besetzt. Sie treten sehr strukturiert in verschiedenen Systemen auf, haben ihre Stärken auch in der Arbeit gegen den Ball. Zudem sind sie sehr variabel über die Flügel, können aber auch durchs Zentrum gefährlich werden. Hinzu kommt die große individuelle Qualität, so dass man sich gar nicht auf alles einstellen kann." Entgegensetzen möchte Schwarz dem mit seinem Team die Tugenden, die die Mainzer bereits in den letzten Heimspielen ausgezeichnet haben. "Wir wollen eine maximale Bereitschaft an den Tag legen, vorwärts verteidigen, mutig sein. Gleichzeitig müssen wir bereit sein, Widerstände zu überwinden, wenn der Gegner gute Phasen hat. Wir wollen als Mannschaft auftreten", so der 05-Trainer. "Unabhängig vom Ergebnis, muss jeder Zuschauer um 17:30 Uhr das Stadion mit dem Gefühl verlassen, dass wir alles rausgehauen haben!"
Systemumstellung denkbar - Stimmungswandel erwünscht
Klar ist dabei aber auch, dass sich die Mainzer nicht nur auf eine stabile Leistung in der Defensive konzentrieren, sondern selbst Nadelstiche nach vorne setzen wollen. "Auch in der Bundesliga kann die Tagesform ein entscheidender Faktor sein, und natürlich wollen wir Woche für Woche mehr offensive Akzente setzen, als zuletzt in Leverkusen." Denkbar, so Schwarz, sei auch eine andere Grundordnung als das in den letzten Spielen praktizierte 5-3-2-System. In erster Linie sei es aber entscheidend, die sich bietenden Räume gnadenlos auszunutzen, mit hoher Effizienz umzuschalten und die Wege zum gegnerischen Tor zu finden. Während der Trainer bei der Kaderwahl aus dem Vollen schöpfen kann und "alle Mann an Bord" vermelden durfte, setzt er am Wochenende auch auf die Fans in der vollbesetzten Arena. "Es wird auch wichtig sein, dass wir alle gemeinsam für eine besondere Atmosphäre sorgen. Denn es ist unsere Pflicht, uns zusammen zu freuen und gemeinsam zu leiden. Dazu investieren wir, genau wie die Fans, jeden Tag unheimlich viel Herzblut in den Verein Mainz 05." Als Glücksbringer auf dem Weg zum zweiten Heimsieg gegen den Rekordmeister soll dabei das seit heute erhältliche Fastnachtstrikot dienen, in dem der FSV am Samstagnachmittag erstmals auflaufen wird.
Aus der Außenseiterrolle heraus wollen die 05er "emotional einen drauf packen" und gehen zuversichtlich in das auf dem Papier ungleiche Duell. Rund 190 Millionen Euro beträgt der Lizensspieler-Etat bei den Bayern, während die Mainzer mit rund 32 Millionen ligaweit nur den SC Freiburg (rund 30 Millionen) hinter sich lassen. Zahlen, die zudem verdeutlichen, dass der FSV sich in der Tabelle derzeit zwar nicht ruhigem Fahrwasser, aber dennoch in der Normalität wiederfindet. Mehr Punkte zum jetzigen Zeitpunkt, so Schwarz, wünsche sich dennoch jeder im Verein, zumal eine bessere Ausbeute möglich gewesen wäre. Kritische Stimmen bezeichnet der Trainer zwar als ebenso normal, entgegnet aber, dass jeder "sicher sein kann, dass im Trainerteam und in der Mannschaft alles daran gesetzt wird, Mainz 05 erfolgreich zu repräsentieren". Es gehe dabei auch weder um Rouven Schröder noch um Sandro Schwarz, sondern darum, gemeinsam eine Stimmung im Verein und in der Stadt zu erzeugen, die die Profis durch den Rest der Saison trägt. Dass die bereits erwähnte "besondere Atmosphäre" dabei nur im Zusammenspiel zwischen Team und Fans zum Tragen kommen kann, steht außer Frage. Für den gebürtigen Mainzer Schwarz ist sie Herzensangelegenheit, und am Samstag eine der Voraussetzungen dafür, an einem Achtungserfolg oder gar mehr gegen den Rekordmeister zu schnuppern.