Profis 10.02.2020 - 10:00 Uhr

Sieg fürs Selbstverstrauen

Quaison wird erneut zum Schrecken der Hertha - Lob für Debütant Bruma und Antreiber Barreiro

Robin Quaison erzielte alle drei Treffer zum 3:1-Erfolg des 1. FSV Mainz 05 im Auswärtsspiel bei Hertha BSC, schaffte damit zum zweiten Mal nach dem 5:0 in Bremen einen Dreierpack und ragte dadurch heraus aus der insgesamt guten Mannschaftsleitung. Achim Beierlorzer betonte aber, mit allen Spielern sehr zufrieden gewesen zu sein. Das galt auch für Jeffrey Bruma, den unglücklichen Eigentorschützen. Der 05-Sportvorstand lobte unterdessen den Youngster im Team.

Zum zweiten Mal in dieser Runde war der Spielball nach dem Abpfiff nicht mehr verfügbar. Robin Quaison schnappte sich das Ding, versteckte die Kugel zunächst unter dem Trikot, später unter einem wärmenden Mantel. Das Spielgerät soll zu Hause einen Platz neben dem aus dem Spiel in Bremen erhalten. Da waren dem Schweden im Dezember erstmals drei Tore in einer Partie gelungen. Nun also drei im Berliner Olympiastadion, wo der 26-Jährige vor fast genau zwei Jahren mit einem Doppelpack zum 2:0-Sieg eine ähnlich verlaufene Begegnung in ähnlich angespannter Lage entschieden hatte. Offenbar liegt der Hauptstadt-Klub dem Angreifer, der in der Vorrunde auch das 1:0 beim 2:1-Sieg in Mainz erzielt hatte.

Wütend in die Pause

Diesmal traf Quaison nach Vorarbeit von Levin Öztunali nach 17 Minuten mit einem für ihn typischen Tor. "Nicht geknallt", wie Rouven Schröder sagte, sondern mit einer Körpertäuschung den Verteidiger verladen, die Lücke ausgespäht und platziert neben den Pfosten getroffen. "Ich war trotzdem wütend auf mich in der Halbzeit", verriet der 05-Profi. Die zwei vergebenen Großchancen unmittelbar nach dem 1:0 wurmten ihn. "Ich hätte konzentrierter sein müssen", lautete seine Eigenkritik.

Dass der Schwede nachher dennoch von einem "guten Tag für uns" sprechen durfte, lag an seiner schnellen Auffassungsgabe und einer überragenden Aktion von Karim Onisiwo. "Für mich war es das Tor des Tages", erklärte der Sportvorstand. Onisiwo nahm den Einwurf von Ridle Baku an, umspielte den Verteidiger auf der Grundlinie, passte vors Tor, wo Quaison heransprintete und zum 2:0 vollstreckte. "Robin macht sich vor dem Strafraum noch den Schuh zu, ist eigentlich völlig aus der Szene raus, dann ahnt er, was passiert und ist zur Stelle", erklärte der Sportvorstand. Beim 3:1 verwandelte Quaison souverän den Strafstoß nach einem Foul an Onisiwo. Er habe sich keinen Fehlschuss leisten können, sagte der Schütze. Schließlich habe Mainz 05 einen Rekord zu verteidigen gehabt. Es war nun der 26. verwandelte 05-Elfer in Folge.

"Falsch im Weg" gestanden

Nach dem zweiten 05-Treffer war es nur kurz noch einmal spannend geworden: In der 84. Minute sprang Jeffrey Bruma ein Kopfball von Dedryck Boyata an die Brust und von da ins eigene Tor. Pech für den Winterzugang, der ansonsten ein gelungenes 05-Debüt als zentraler Mann in der Dreierkette gab. "Wir haben gesehen, dass er total routiniert gespielt hat. Er war da und hat viele Brandherde gelöscht, immer wieder den Körper eingesetzt. Man sieht die Erfahrung", betonte Schröder. "Ein solcher Einstand ist wichtig", sagte der 05-Trainer. Bruma gab der Abwehr Stabilität und nahm den teuren Hertha-Neuzugang Krzysztof Piątek weitgehend aus dem Spiel. Der polnische Nationalspieler, der vom AC Mailand gekommen war, hatte  keine echte Torchance. Auch nicht bei den zahlreichen Eckbällen. "Wir haben die Standards trainiert und mit Bruma auch nochmal einen starken Kopfballspieler dazu bekommen, auch wenn er beim Anschlusstreffer falsch im Weg stand", so der 05-Trainer.

"Es war ein sehr wichtiger Sieg. Wir haben das gebraucht für unser Selbstvertrauen", erklärte Quaison nachher. Daran mangelte es indes beim Youngster in der Startelf nicht. Leandro Barreiro bestätigte auch in Berlin seine schon zu Hause gegen die Bayern gezeigten Stärken. Der Auftritt des 20-Jährigen aus dem eigenen NLZ sei sinnbildlich gewesen, sagte Schröder. "Er steht für das, was wir uns wünschen: Harte Arbeit, immer wieder Lücken zulaufen, aggressiv nachstochern, nach vorne verteidigen, leidenschaftlich für die Gruppe da sein. Das hat er mit absoluter Klarheit gemacht und immer wieder unermüdlich angeschoben. À la bonne heure!" Er habe kein Problem damit, den jungen luxemburgischen Nationalspieler zu loben, sagte der  Sportvorstand. "Weil wir wissen, dass er nicht abhebt. Leo ist da absolut klar im Kopf."