Profis 26.09.2016 - 12:09 Uhr

Spektakel ohne Krönung

Selbstkritik und Optimismus nach Niederlage gegen Bayer 04

©rscp

"Es ist im Moment ein Spektakel, uns zuzusehen", gab 05-Trainer Martin Schmidt im Anschluss an die Partie gegen Bayer 04 Leverkusen eine durchaus realistische Einschätzung der ersten Saisonwochen ab. Nicht jedoch ohne folgenden Zusatz: "Auch wenn wir derzeit zu viele Tore kassieren." Nach dem die 05er unter der Woche in Bremen durch ein nicht mehr für möglich gehaltenes Comeback in der Schlussphase noch einen 2:1-Sieg hatten feiern können, war das Glück am Samstagnachmittag in der OPEL ARENA auf Seiten der Gäste von Bayer 04 Leverkusen gewesen. Chicharito köpfte Bayer in der dritten Minute der Nachspielzeit zum ersten Auswärtssieg der Saison. Mit 2:3 (2:1) musste sich der FSV am Ende geschlagen geben.

Die Gegentore beschäftigten nach der Niederlage nicht nur den Trainer. Auch Kapitän und 2:1-Torschütze Stefan Bell ärgerte die Art und Weise der Gegentreffer. Alle drei Tore resultierten aus langen Bällen, was besonders ärgerlich ist, da wir im Strafraum eigentlich in Überzahl sind", so Bell. "Dass man gegen einen Spieler wie Stefan Kießling mal ein Kopfballduell verlieren kann, ist normal. Aber wir müssen uns generell wieder besser unterstützen auf dem Platz." Aktuell werde es zu oft gefährlich nach verlorenen Zweikämpfen in der Defensive.

Länderspielpause in Sicht

Doch trotz der unglücklichen, weil späten Niederlage – der Saisonstart mit sieben Punkten aus fünf Partien sowie die gezeigten Leistungen geben ausreichend Anlass für Optimismus. Zumal nach den Spielen in der Europa League gegen FK Qäbälä am Donnerstagabend sowie beim VfL Wolfsburg am Sonntagnachmittag die nächste Länderspielpause ansteht. Zeit zum Durchschnaufen und Kräfte sammeln. Gleichzeitig werden einige der verletzten Profis dann wieder in den Trainingsbetrieb zurückkehren, so dass Martin Schmidt weitere personelle Alternativen zur Verfügung stehen dürften.

Schließlich machten sich gegen Bayer erstmals auch die schwindenden Kräfte zum Ende der zweiten englischen Woche bemerkbar. Nach einer vor allem in der Offensive überzeugenden ersten Hälfte inklusive der Pausenführung, fehlte in den zweiten 45 Minuten die Entlastung wie auch die Widerstandskraft gegen einen permanent anlaufenden Gegner. "Da mussten wir der Belastung vielleicht auch ein Stück weit Tribut zollen", versuchte Bell sich an einer Erklärung dafür, dass den 05ern in der Offensive einfach nichts mehr hatte gelingen wollen. Aus 9:5 Torschüssen vor der Pause wurden aus Mainzer Sicht am Ende der 90 Minuten 9:16. Ein klarer Hinweis auf den Kräfteverschleiss der vergangenen Wochen. Dem anfänglichen Spektakel wurde damit am Samstag zwar die Krönung versagt. Die Entwicklung war dabei durchaus erklärbar. So spielte die frühe verletzungsbedingte Auswechslung von Leon Balogun (Muskelfaserriss im Adduktorenbereich) dem Gegner in die Karten. Denn in einer umkämpften Schlusssphase hatte Schmidt lediglich zwei frische Optionen in der Hinterhand.

"Ein Punkt im Plus"

Mit 12:11 Toren nach fünf Spieltagen stehen die 05er im bisherigen Saisonverlauf für aufsehenerregende Spiele und haben den mit Abstand höchsten Torumsatz aller Bundesligisten zu verzeichnen. Zum Vergleich: Auf die aktuelle Tordifferenz brachte der FSV es in der Saison 2015/2016 erst nach dem achten Spieltag und einem 3:2-Auswärtssieg beim SV Darmstadt 98. Die Entwicklung kann trotz der Niederlage vom Samstag als positiv bezeichnet werden, die Partien unserer 05er als beste Werbung für den Fußball. Vor der Begegnung mit Qäbälä wollte unser Chefcoach denn auch nicht allzu hart mit seinen Profis ins Gericht gehen. Zum einen der überzeugenden Leistung gegen Bayer vor dem Pausenpfiff wegen, zum anderen da seine Profis unmittelbar nach Spielschluss mit Selbstkritik nicht sparten: "Davon habe ich mich in der Kabine überzeugen können", so Schmidt. "Die Mannschaft ist selbstkritisch genug und weiß, dass wir nicht gut verteidigt haben." Dennoch befinde sich sein Team in gutem Fahrwasser, die Entwicklung stimme den Schweizer optimistisch. "Dass wir nach fünf Spielen in 13 Tagen etwas müde sind, ist denke ich ganz normal. Unsere Statistik sieht dennoch weiter ordentlich aus. Gegen Bremen haben wir in der Nachspielzeit zwei Punkte gewonnen, nun einen verloren. So sind wir insgesamt einen Punkt im Plus", wies der Trainer abschließend noch einmal auf die positive Ausbeute von sechs Punkten aus drei Partien innerhalb von sieben Tagen hin.

Für einen weiteren positiven Aspekt sorgte dabei 1:0-Torschütze Yunus Malli, der seinem Treffer wenig später den Assist zum 2:1 folgen ließ. Damit kommt der türkische Nationalspieler im Dress der 05er nicht nur auf mittlerweile 40 Scorerpunkte in 118 Bundesliga-Einsätzen, sondern befindet sich nach jeweils einem Torerfolg in den vergangenen drei Partien auch auf bestem Weg zur überragenden Verfassung der Hinrunde der letzten Saison.