Profis 05.08.2021 - 17:00 Uhr
Stach: "...ein Spielertyp, den es nicht so häufig gibt"
Bauchentscheidung zugunsten des FSV & ein klarer Plan: Der 05-Neuzugang aus Fürth hat ein ereignisreiches Jahr hinter sich mit einer im letzten Sommer längst nicht absehbaren Entwicklung
Vor rund einem Jahr hätte Anton Stach von dieser Entwicklung wohl kaum zu träumen gewagt: Soeben hatte er, ausgestattet mit der Erfahrung von 63 Regionalliga-Spielen, den Schritt vom VfL Wolfsburg II zu Zweitligist Greuther Fürth gewagt. Ein neuer Klub, eine neue Liga, eine neue Herausforderung für den heute 22-jährigen Mittelfeldspieler. Zwölf Monate später ist er Bundesliga-Aufsteiger, U21-Europameister, Olympia-Teilnehmer und - erneut bei einem neuen Verein in einer neuen Liga.
In seiner ersten Medienrunde als 05ER sprach der Neuzugang am Donnerstag unter andem über sein bewegtes letztes Jahr, den Wechsel an den Bruchweg und weshalb die Zwei-Spiele-Sperre, die er zunächst absitzen muss, sich als Vorteil für ihn erweisen könnte.
In seinem Gefühl bestätigt
Locker und enstpannt wirkte Stach bei diesem rund halbstündigen ersten Kennenlernen der den FSV begleitenden Journalisten. Schon nach wenigen Tagen hat er sich akklimatisiert am Bruchweg, die ersten Einheiten mit den neuen Teamkollegen absolviert und sieht seine Erwartungen eintreten. "Schon beim Blick von außen hatte ich zuletzt das Gefühl, dass Mainz 05 ein familiärer Verein ist, dass alles ruhig und intakt wirkt. Das Gefühl hat sich in den ersten Tagen bestätigt."
Überzeugt vom Wechsel habe ihn aber nicht nur das ruhige Umfeld am Rhein. Vielmehr seien es die Gespräche mit den Verantwortlichen gewesen. "Danach hatte ich das Gefühl, dass das Gesamtpaket perfekt passt und der Schritt für meine Entwicklung genau der richtige ist." Eine Bauchentscheidung - das Interesse weiterer Vereine sei ein "Riesenkompliment" gewesen. Letztlich war es der Austausch mit Bo Svensson, der Stach in seinem Gefühl bestärkte. Der 05-Cheftrainer zeigte seinem neuen Mann einen klaren Plan auf, den er mit ihm verfolgen wolle: "Er hat mir zum einen aufgezeigt, wo er mich sieht und woran wir arbeiten wollen. Ich denke, ich bin ein Spielertyp, den es nicht so häufig gibt, bin groß und physisch präsent. Bo hat gesagt, dass ich daraus auf dem Platz eine Waffe machen muss. Dass ich jetzt nach der Roten Karte im letzten Spiel mit Fürth erstmal gesperrt bin, kann, so ärgerlich es ist, auch ein Vorteil sein. Ich werde die Zeit nutzen, um weiter an meiner Fitness zu arbeiten."
Feedback als Wertschätzung
Das Ergebnis harter Arbeit spiegelt sich im Werdegang des 1,93 Meter großen gebürtigen Bucholzers wider. 33 Pflichtspiele absolvierte er für Fürth im Aufstiegsjahr und hatte dabei großen Anteil am Bundesliga-Aufstieg. "Es war ein Riesenjahr, unfassbar, was ich dort erleben durfte", erzählt Stach stolz. Mit nicht weniger stolz erfüllt ihn das Feedback seines Umfelds mit Blick auf die rasante sportliche Entwicklung auf der Überholspur: "Mein Weg ging nicht immer steil nach oben", erinnert der 22-Jährige, der erst im letzten Sommer seine ersten Zweitliga-Spiele absolvierte und sich nun im Oberhaus beweisen möchte. "Ich musste Umwege nehmen, bin jetzt in einem Jahr aus der Regionalliga über die zweite Liga in der Bundesliga gelandet und habe bei der Europameisterschaft und Olympia tolle Erfahrungen sammeln dürfen. Freunde und Bekannte sagen schon mal, dass das für sie eine Inspiration ist. Dieses Feedback ist eine Riesenwertschätzung für mich."
Auf dem so kurzfristig Erreichten ausruhen mag sich Stach nicht, weiß er doch um die anstehenden Herausforderungen und kommt mit höchsten Ambitionen: "Natürlich will ich immer in der Startelf stehen und werde den Konkurrenzkampf im Zentrum annehmen", sagt er. Eine bevorzugte Position habe er hier nicht, sehe auf der Sechs den Vorteil, das Spiel vor sich zu haben. An der Achterrolle schätze er, häufiger in Abschlusspositionen zu kommen. Positionsunabhängig ist er heiß auf seine neue Aufgabe und sieht sich in Sachen Fitness trotz der beiden zurückliegenden Großereignisse des Sommers in einem guten Zustand. Zwar "werde ich noch ein wenig Zeit brauchen, meinen Rhytmus zu finden und freue mich auf das laufintensive Spiel hier. Aber ich bin jetzt in Mainz und es kribbelt wieder. Ich habe richtig Bock loszulegen und an meine Entwicklung anzuknüpfen."
Doppeltes Wiedersehen mit den Ex-Kollegen
Die Voraussetzungen für die perfekte Pointe in den kommenden Wochen haben indes die Spielplan-Macher geliefert. Erstmals zum Einsatz im 05-Trikot berechtigt sein wird Stach nämlich gegen die Ex-Kollegen von Greuther Fürth am 28. August in MEWA ARENA. Mit einem Wiedersehen soll es aber bestenfalls schon zuvor klappen: "Natürlich wird das ein super besonderes Spiel für mich. Ich werde auch nochmal nach Fürth fahren und mich von allen verabschieden, weil dafür noch gar keine Zeit war", erzählt die neue Mainzer Nummer sechs. Anschließend gilt sein voller Fokus seinem neuen Team, bei dem er am vergangenen Wochenende einen Vertrag bis 2024 mit Option auf ein weiteres Jahr unterschrieben hatte. "Bo hat seinen eigenen Stil und eine Idee vom Fußball, die mir gefällt." Stach möchte in seiner ersten Bundesliga-Saison den Beweis antreten, dass er mit seinen Fähigkeiten bestens zu dieser Idee passt.