Profis 20.02.2023 - 12:30 Uhr
Steilvorlage am Fastnachtssonntag
Mit einem begeisternden Erfolg bei Bayer Leverkusen haben die 05ER sich in Stimmung gebracht für den Rosenmontag in Mainz - Am Freitagabend ist Mönchengladbach in der MEWA ARENA zu Gast
Martin Schmidt fasste das alles in Worte, was Spieler, Trainer, Betreuer, Verantwortliche und Anhänger des 1. FSV Mainz 05 gerade vorlebten im ausgelassen feiernden, in närrischer Explosion komplett bebenden Gästeblock der BayArena, wo die rund 1.000 mitgereisten Fans zusammen mit den Protagonisten nicht nur einen verdienten und eindrucksvoll erzwungenen 3:2-Erfolg bei Bayer 04 Leverkusen zelebrierten, sondern sich bereits mit den vierfarbbunt kostümierten 05-Anhängern, die längst die stimmliche Dominanz im Stadion übernommen hatten, auf den nächsten Tag in der Landeshauptstadt einstimmten. "Was gibt es Schöneres nach einem Sieg in Leverkusen", beantwortete der Sportdirektor des FSV vor den TV-Kameras die Frage, was das Ergebnis am Fastnachtsonntag für die Art und Weise bedeute, wie das Profiteam der 05ER den höchsten Feiertag in der Stadt begehen werde.
Zwölf Spieler sowie das Trainerteam auf dem Rosenmontags-Wagen
Ein großer Teil des Teams werde natürlich auf dem eigenen 05-Wagen den Rosenmontagszug mitmachen, sagte der 55-Jährige. "Und auch Trainer, Co-Trainer sowie Torwarttrainer fahren den ganzen Zug mit", ergänzte Schmidt. "Wir wären auch da gewesen, egal, wie das Spiel ausgegangen wäre. Jetzt sind wir sehr gerne und noch viel lieber dabei", sagte Bo Svensson. "Rosenmontag ist in Mainz ein sehr besonderer Tag. Es gehört dazu, dass wir das mit den Fans und den Einwohnern feiern. Für den Cheftrainer eine Selbstverständlichkeit. "Ich bin Trainer von Mainz 05, also bin ich mit dabei, das ist klar“, sagte der 43-Jährige. "Wir treffen uns zur Regeneration, besprechen die Themen, die wir haben, dann lassen wir den Fußball weg und gehen auf den Rosenmontagszug, machen einen Tag Pause, und dann liegt der Fokus wieder auf dem Spiel gegen Gladbach."
Tickets für das Flutlichtspiel am Freitagabend (20.30 Uhr) in der MEWA ARENA gibt es hier
Es war in der Tat ein besonderer Abend für die Rheinhessen in Leverkusen. Nicht nur, weil das Team den zweiten Sieg in Folge feierte, den inzwischen dritten Fastnachtserfolg vor Ort. Es war die Art und Weise, wie Svenssons Team dieses schwere Auswärtsspiel für sich entschied nach einem turbulenten Spielverlauf, in dem die Gastgeber zweimal die 05-führung konterten, in der sowohl der Schiedsrichter als auch der Video-Assistent bisweilen die Hauptrolle übernahmen mit Entscheidungen, die nicht alle nachvollziehbar waren. "Es gab strittige Szenen. Für mich war vieles unverständlich", erklärte Schmidt. Svensson hatte für sein eigenes Unverständnis sogar die Gelbe Karte gesehen. "Ich glaube aber nicht, dass diese Karte das Spiel und die Leistung meiner Jungs überschattet. Es war eine besondere Leistung von uns mit allem, was passiert ist. Wie wir das heute gezogen haben, war beeindruckend. Deshalb bin auch ich vielleicht so ausgelassen, weil sich so gut angefühlt hat und weil ich so stolz und glücklich bin für die Mannschaft, die dieses schwierige Spiel sehr gut gemeistert hat“, erklärte der 05-Trainer.
"Es war ein verdienter und erkämpfter Sieg für uns", betonte der Sportdirektor. "Ich habe gesehen, dass wir über 90 Sprints mehr hatten als Leverkusen. Gegen diese Highspeed-Mannschaft heißt das was. Schlussendlich war es gerecht, dass wir uns den Sieg erkämpft haben. Wir wollten den Erfolg mehr als sie, haben die Punkte errungen und ersprintet", sagte Schmidt.
Hoher Unterhaltungswert
Die Gäste waren von Beginn an präsent, taktisch diszipliniert und hellwach. Die Mainzer erzwangen immer wieder Ballgewinne in der Hälfte des Gegners, gaben Bayer keine Räume für deren gefürchteten Umschaltaktionen. Dass den Gastgebern in der ersten Hälfte überhaupt ein Tor gelang, verdankten sie einem Stockfehler von Edimilson Fernandes nach einem Leverkusener Befreiungsschlag aus der Abwehr heraus. Sardar Azmoun stahl dem Innenverteidiger den Ball und passte zu Amiri, der das 1:1 erzielte. Die 1:0-Führung war kurz zuvor Anthony Caci nach einem Einwurf und einer Kopfball-Verlängerung von Ludovic Ajorque gelungen.
Wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, hätte die höchst umstrittene Entscheidung des Schiedsrichters zuvor den Gastgebern die Führung gebracht. Im Kampf um den Ball waren Anton Stach und Azmoun mit hohem Bein zum Ball gegangen. Der Schiri wertete Stachs Aktion als Foulspiel und blieb auch nach Ansicht der Bilder dabei. 05-Keeper Finn Dahmen hielt den Strafstoß von Tapsoba sicher.
Das 2:1 für die Gäste entstand dann nach einem Schiedsrichterball. Caci chippte das Spielgerät von links in den Lauf von Jae-Sung Lee. Dieser legte zehn Meter vor dem heranrauschenden Barreiro per Kopf quer, der den Ball über die Linie drückte. Einen Aufreger hatte diese furiose erste Hälfte dann tief in der Nachspielzeit noch zu bieten: Nach einem Foul an Karim Onisiwo zeigte Robert Schröder erneut auf den Punkt. Doch weil Stefan Bell zuvor Amine Adli am eigenen Strafraum gefoult hatte, nahm der Referee seine Entscheidung nach Ansicht der VAR-Bilder wieder zurück. Der Schlusspunkt einer turbulenten, höchstunterhaltsamen ersten Hälfte.
05ER mit der passenden Antwort
Leverkusen drückte zu Beginn der zweiten Halbzeit auf den Ausgleich und erzielte durch den eingewechselten Patrik Schick das 2:2. Onisiwo hätte auf der Gegenseite nach eine Ecke von Stach beinahe postwendend zurückgeschlagen, auch Lee scheiterte aus kurzer Distanz. Zu dieser äußerst intensiven und von Mitte der ersten Hälfte an sehr ereignisreichen Begegnung gehörte es, dass auch über den Elfmeter, den Marcus Ingvartsen zum Siegtreffer nutzte, diskutiert wurde, weil Barreiro im Verdacht stand vor dem Foul von Adli an Silvan Widmer Hincapie gefoult zu haben. Diesmal bestätigte der Schiedsrichter den Strafstoß, zeigte Adli Rot, und Ingvartsen vollstreckte eiskalt.
"Ich muss meiner Mannschaft heute ein Kompliment geben. Es gab Phasen, in denen es sehr schwer war gegen diese Top-Mannschaft. Wir haben nicht aufgegeben, sind immer dran geblieben und haben das gemeistert. Ich bin sehr, sehr stolz auf diese Leistung. Wir sind glücklich, dass wir heute gewinnen konnten und haben eine starke Reaktion nach dem 2:2. gezeigt. Ich glaube, die Jungs haben einfach realisiert, was sie in der Lage sind zu leisten. Das ist aber nicht erst seit heute so. Das fühlt sich sehr gut an." Svensson hat, wie er sagte, in Gesprächen mit den Spielern darauf hingewiesen, "dass es lange her ist, dass wir ein enges spiel für uns entschieden haben. Das haben wir heute getan. Wie wir als Mannschaft agiert haben, das ist sehr positiv", erklärte der Däne.
Mitentscheidend war die Hereinnahme von Dominik Kohr und Ingvartsen. Dadurch habe das Team wieder mehr Kontrolle gehabt. "Klar, dass du in Leverkusen Drangphasen überstehen musst, aber ich habe immer gespürt, dass die Mannschaft wollte und stabil ist. Das das ist eine gute Entwicklung. Das bestätigt die Mannschaft mehr und mehr", sagte der Trainer lobend.
Luxussituation zwischen den Pfosten
Svensson bezog jedoch auch Widmer, Aarón sowie den starken Finn Dahmen (ihm gelang damit erstmals in seiner Karriere der Sprung in die KICKER-Elf des Tages) in sein Lob mit ein. "Respekt für seine Leistung. Er hat nicht nur den Elfmeter gehalten, auch sein mutiges Herauskommen bei den langen Bällen am Ende hat uns Sicherheit gegeben. Er faustet nicht, er kommt raus, holt die Bälle runter und damit ist die Aktion erledigt", so der Coach. Dass Dahmens Leistung die Entscheidung erschwere, wer am Freitagabend gegen Gladbach im 05-Tor stehen soll, störte Svensson wenig. "Wir haben alle gesehen, was der Finn geleistet hat, wissen aber auch alle, was Robin Zentner hier über Jahre gemacht hat. Wir beschweren uns nicht darüber, dass wir zwei gute Torhüter haben."
Am Ende stand die eigentliche Nummer zwei mit einem Megafon im Gästeblock und dirigierte die Feierlichkeiten. Am Freitagabend haben die Mainzer nun die Möglichkeit, in der MEWA ARENA ihre gute Phase zu verlängern und mit einem Heimsieg die Gladbacher in der Tabelle hinter sich zu lassen.