Verein 27.10.2023 - 18:00 Uhr
Talenten den Weg ebnen
Studi-Talk 2023: Weit mehr als 1.000 Studierende zu Gast in der Mainzer Heimspielstätte - Jonny Burkardt gibt Einblick in seine kurzfristigen Comeback-Pläne
Wie schon im Vorjahr folgten auch am Donnerstagabend mehr als 1.000 Mainzer Studierende der Einladung des 1. FSV Mainz 05 in die MEWA ARENA, wo sie neben einer prominent besetzten Talkrunde Snacks und Getränke, Freikarten sowie Einblicke hinter die Kulissen der 05-Heimspielstätte erwarteten.
Sein Bundesliga-Debüt feierte Jonny Burkardt im Herbst 2018 für den FSV im Duell mit dem FC Augsburg. Das damals aufstrebende, im Nachwuchsleistungszentrum aufgewachsene, Talent etablierte sich anschließend - bis zu seiner komplizierten Verletzung aus dem vergangenen Herbst - im Oberhaus und stieg zwischenzeitlich zum Kapitän der U21 des DFB auf. Ein Paradebeispiel für eine nachhaltige Ausbildung, von denen es aus Sicht vieler Experten in den vergangenen Jahren zu wenige gab, was nicht zuletzt dazu geführt hat, dass der deutsche Fußball im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Das Motto der den Abend eröffnenden Diskussionsrunde lautete insofern passend: "Hat der deutsche Fußball eine Zukunft? Die EM 2024 – und was kommt danach?" Versammelt auf dem Podium hatten sich Hannes Wolf (U20-Nationaltrainer und DFB-Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung), 05-Sportvorstand Christian Heidel, Meikel Schönweitz (Direktor Entwicklung Fußball beim FSV) sowie Burkardt, um die Fragen von Moderator Martin Quast sowie aus dem Plenum zu beantworten.
Reformbedarf erkannt
Schönweitz, bis zum Frühjahr Junioren-Cheftrainer beim DFB, erläuterte im Rahmen des rund zweistündigen Talks zunächst den Ursprung der kürzlich verabschiedeten Reform im Nachwuchsfußball, die perspektivisch noch mehr jungen Talente frühestmöglich den Sprung in den Profi-Bereich ermöglichen soll. Dabei soll die individuelle Entwicklung im Jugendbereich künftig einen höheren Stellenwert einnehmen als der vorherrschende Leistungsdruck. "Vor fünf Jahren haben wir beim DFB den Auftrag bekommen, zu schauen, wo der deutsche Fußball steht. Dabei wurde schnell klar, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen dem, wo wir hinwollen und dem Punkt, wo wir stehen", so Schönweitz. Infolge zahlreicher Analysen und Gespräche über einen Zeitraum mehrerer Jahre wurde die Notwendigkeit für Reformen erkannt und die Umsetzung in die Wege geleitet. Über die Notwendigkeit waren sich in der MEWA ARENA am Donnerstag alle Anwesenden einig, wie auch Heidel bekräftigte, als er anmerkte, dass zu wenige deutsche Talente in Bundesliga oder zweiter Liga unterwegs seien. "Wenn man in die Premier League schaut, muss man neidisch sein, wie viele junge Engländer unter 20 dort spielen. Daher ist es notwendig, dass wir es jetzt bei uns verändern", so das 05-Vorstandsmitglied.
Impressionen vom Studi-Talk 2023
Mehr Talente auf Spitzenniveau ausbilden
Wolf ergänzte später, dass das Problem hierzulande kein Mangel an "förderungswürdigen" Spielern sei. Die Ausbildung müsse aber im entsprechenden Alter den jeweiligen individuellen Bedürfnissen angepasst werden: "Wir müssen die jungen Spieler so stark bekommen, dass sie helfen. Denn nur wenn sie helfen können, werden sie in den Top-LIgen eingesetzt. Wir haben in Deutschland reichlich förderungswürdige Spieler, auch hier in Mainz gibt es genügend", so der DFB-Trainer mit Blick nach Rheinhessen.
Interessiert verfolgte neben den Studierenden auch 05-Profi Burkardt den Austausch der Runde und gab anschließend zu, bei diesem Thema erst jetzt richtig im Bilde zu sein. Er könne den Plänen viel abgewinnen, sagte er danach und verdeutlichte anhand seiner eigenen Erfahrungen, weshalb die Reformen angebracht seien. "Ich habe in der U17 damals selbst Abstiegskampf erlebt. Wir hatten, was bei Mainz sonst ungewöhnlich ist, drei Trainer in einer Saison. Das war echt schwierig", so der Angreifer, womit er unterstrich, dass die Entwicklung in Phasen wie jenen ins Stocken gerate, weil einem Ligaverbleib unter maximalem Druck alles untergeordnet werden müsse. "Und noch dazu haben wir generell oft den Fall, das körperlich schwächere Spieler in der U15 nicht spielen, weil der größere Spieler gerade mehr Erfolg bringt", so das 05-Eigengewächs weiter.
Burkardt möchte die Fans wieder glücklich machen
Die aus 05-Sicht schönste Botschaft des Abends dürfte trotz der hochinteressanten Podiumsdiskussion zum deutschen Fußball Burkardts Einblick in seinen Genesungsprozess gewesen sein. Demnach stehe seine Rückkehr ins Teamtraining kurz bevor, wobei er sich optimistisch gab, noch in diesem Jahr zu Bundesliga-Einsätzen zu kommen. Ein Moment, bei dem allen Mainzern das Herz aufgehen dürfte. "Mit dem Ball auf dem Platz zu sein, bedeutet sehr viel. Es läuft alles, wie es sein soll und wird von Woche zu Woche besser", erklärte Burkardt, dem man am Leuchten in seinen Augen ansah, wie sehr er sein Comeback herbeisehnt: "Das schönste am Fußball in der Arena ist, dass du viele Leute mit einer kleinen Aktion wie einem gewonnenen Zweikampf oder einem Tor glücklich machen kannst." Ein Satz, für den der heute 23-Jährige Applaus erntete, bevor es für alle Interessierten mit Selfies, Autogrammen oder Stadionführungen in den zweiten Teil des Programms überging. Zuvor hatten sich hunderte der Studierenden via QR-Code bereits ihre Freikarte für das nächste Heimspiel an gleicher Stelle gesichert und dürften sich bereits jetzt aufs Wiedersehen in der MEWA ARENA am 04. November (15.30 Uhr) freuen.