Profis 01.03.2023 - 19:00 Uhr

Traumtor & Riesenstimmung

Andreas Ivanschitz blickt auf das erste Mainzer Bundesliga-Duell mit der TSG Hoffenheim zurück, in dem der damalige Neuzugang eine entscheidende Rolle spielte

Per Traumtor brachte Ivanschitz den FSV im ersten Bundesliga-Spiel gegen die TSG Hoffenheim mit 1:0 in Führung.

Wenn am Samstag um 15:30 Uhr (live auf Sky & 05ER.fm) die TSG Hoffenheim zum Abschluss und Höhepunkt der 05ER Klimaverteidiger-Woche zum Heimspiel des 1. FSV Mainz 05 in die MEWA ARENA kommt, geht es ins 14. Bundesliga-Duell mit dem Team aus dem Kraichgau in Mainz. In den 13 bisherigen Begegnungen gab es sechs Siege für die Gastgeber, vier Remis und drei Mainzer Niederlagen. In diesem Zusammenhang möchten wir an den ersten Bundesliga-Erfolg überhaupt gegen die Hoffenheimer erinnern. Damals noch im Bruchwegstadion gewannen die 05ER als Aufsteiger am achten Spieltag vor ausverkaufter und begeisterter Kulisse mit 2:1. Torschützen für die Mannschaft des damals gerade vom U19-Trainer zum Chefcoach beförderten Thomas Tuchel waren Andreas Ivanschitz und Aristide Bancé.

Neue Herausforderung in Wien

Die SMS-Anfrage nach einem Gespräch beantwortet Ivanschitz umgehend: "Natürlich gerne", schreibt der Österreicher, der in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert und zum Jahresbeginn einen neuen Job angetreten hat. Der einst jüngste Kapitän der Nationalmannschaft seines Heimatlandes arbeitet als Sportdirektor beim First Vienna FC von 1894, dem ältesten Fußballverein in der Alpenrepublik. "Der Klub hat eine Leidenszeit hinter sich mit der Insolvenz 2017 und hat sich wieder hoch gekämpft in die zweite Bundesliga, hat im Moment Lust auf mehr", erzählt der ehemalige 05-Profi am Telefon, der schon seit über zwei Jahren beim Ex-Meister aus dem 19. Wiener Bezirk Döbling tätig ist.

"Nach meiner Profikarriere habe ich zunächst einmal etwas Abstand gewonnen und mir über ein Jahr lang die Zeit genommen, um nachzudenken, aber mir war relativ schnell klar, dass ich im Fußball etwas machen möchte. Als ich aus dem Ausland zurückkam, bin ich bei der Vienna dazugestoßen im Nachwuchsbereich, war zuerst Ausbildungsmanager, dann Nachwuchskoordinator und -leiter. Im Januar habe ich nun das Amt des Sportdirektors übernommen. Dass es so schnell ging mit dem Sportdirektor-Posten, damit hatte ich nicht gerechnet. Es ist jedoch eine großartige Herausforderung und ich bin sehr happy", so der frühere Mainzer Profi. "Wir wollen den ersten Step bestätigen, weitere Entwicklungsschritte machen, und dann versuchen, im nächsten oder übernächsten Jahr anzugreifen. Das Ziel ist mittelfristig die erste Bundesliga. Meine Aufgabe ist es, dafür einen guten Kader aufzustellen, dass wir infrastrukturell nachziehen und eine Spielphilosophie entwickeln."

Guter Start beim FSV

Als der nach einem Jahr Abwesenheit gerade wieder in die Bundesliga zurückgekehrte FSV im Sommer 2009 Ivanschitz als Neuzugang präsentierte, war Manager Christian Heidel ein vielbeachteter Transfercoup gelungen: Ivanschitz war ein prominenter Name. Der offensive Mittelfeldspieler war mit Rapid Wien Austria-Meister geworden, hatte beim FC Salzburg unter Giovanni Trapattoni gespielt und kam nun als Leihspieler von Panathinaikos Athen an den Bruchweg - zunächst für zwei Jahre mit einer Kaufoption. Der mit 19 Jahren jüngste ÖFB-Kapitän blieb bis 2013, ging dann zu Levante UD nach Spanien, wurde danach mit den Seattle Sounders Meister der amerikanischen MSL, später noch tschechischer Meister mit Viktoria Pilsen und beendete 2018 seine Karriere als Aktiver.

Die 05ER befanden sich im Trainingslager im österreichischen Flachau, als sich Ivanschitz vorstellte und ein enormes Medienecho auslöste. Der Rummel um die Person des Neuzugangs in dessen Heimat war groß. Es zeigte sich dann aber schnell, dass der Klub sportlich einen Volltreffer gelandet hatte. Der Zugang legte einen Raketenstart hin. "Ich glaube, das war ein Start, wie ich selbst ihn mir nicht hätte besser wünschen können", sagt der 39-Jährige. "Erst einmal schon die Aufnahme im Verein, wie mich die Fans und das ganze Umfeld empfangen haben. Und dann unter Thomas Tuchel gleich so fulminant zu starten als Bundesliga-Aufsteiger, da bekomme ich immer noch Gänsehaut, wenn ich nur daran denke", führt er aus. "Das war eine extrem tolle Erfahrung für mich persönlich, so reinzustarten in die deutsche Bundesliga und mit dem Verein gleich richtig Erfolg zu haben nach dem Aufstieg. Das war sensationell."

Eine erfolgreiche Zeit – vom Anfang bis zum Ende

Der Neu-05ER gab sein Erstliga-Debüt am Bruchweg beim 2:2 gegen Leverkusen und bereitete die 1:0-Führung durch Tim Hoogland vor. Am dritten Spieltag brachte Ivanschitz das Stadion zum Beben, als er nach Vorbereitung von André Schürrle das 1:0 gegen den FC Bayern erzielte. Wenig später erhöhte Florian Heller auf 2:0, am Ende gewannen die Mainzer 2:1 gegen den Rekordmeister. Und die Erfolgswelle von Ivanschitz nahm Fahrt auf. Nach elf Spieltagen war der Österreicher mit sechs Treffern und sechs Torvorlagen der absolute Topscorer der Liga.

Am achten Spieltag brachte er den FSV schon früh gegen die TSG in Führung. "Das Tor gegen Hoffenheim war sicherlich eines der schönsten, das ich je geschossen habe", sagt der Ex-Mainzer rückblickend. "Den habe ich richtig gut getroffen. Das muss die Flanke von Zsolt Löw gewesen sein, von der linken Seite zurück an den Sechzehner. Ich komme im Vollsprint da rein, nehme den Ball direkt, und er landet genau oben im Winkel."

Die Mainzer belegten nach dem 2:1-Erfolg als Neuling den sechsten Platz. "Es war ein super Start für die Mannschaft. Und gegen die Hoffenheimer herrschte wieder eine Riesenstimmung. Ich habe es aber auch nie anders erlebt. Die ganzen vier Jahre, die ich in Mainz war, hatten wir immer eine sensationelle Unterstützung von den Fans. Das war ein großartiger Rückhalt", erinnert sich der einstige Leistungsträger.

01.03.2023

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Der Name Andreas Ivanschitz ist verbunden mit der erfolgreichen Zeit unter Trainer Tuchel. Auch wenn der Spieler seine Top-Quote nicht halten konnte, erzielte der Österreicher in seiner Mainzer Zeit als Profi dennoch immer wieder wichtige Tore und war mit seiner Art sehr beliebt bei den FSV-Fans, die ihn bis heute schätzen. "Darauf bin ich auch sehr stolz, das muss ich ehrlich sagen. Da ist auf der einen Seite viel Dankbarkeit dafür da, die Chance erhalten zu haben, für diesen tollen Verein zu spielen und auf der anderen Seite auch auf dem Feld eine meiner absolut besten Zeiten überhaupt erlebt zu haben", sagt er. "Die Gesamt-Konstellation hatte eine sehr hohe Qualität, mit dem Trainerteam, angeführt von Thomas Tuchel, aber auch mit den Spielern, mit denen ich zusammengespielt habe. Wir hatten ein hohes Niveau, das wir über einen langen Zeitraum bestätigen und uns immer wieder ans Limit pushen konnten. Das war das Entscheidende. Wir waren jung, hungrig und motiviert."

Ivanschitz (li.) und Svensson (re.) prägten gemeinsam eine erfolgreiche Zeit beim FSV und sind auch heute noch in Kontakt.

Hoffnung auf baldiges Wiedersehen

Einer der Mitspieler von damals hieß Bo Svensson, Innenverteidiger in der hinteren Viererkette. "Ich verfolge natürlich ständig die ganze Geschichte mit ihm in Mainz", so der Ex-Kollege. "Ich durfte Bo nach meiner Zeit in Mainz einmal in Salzburg treffen, da haben wir viel über alte Zeiten gesprochen. Er hat ja schon da sehr gute Arbeit geleistet und ich freue mich wahnsinnig für ihn, weil Bo für mich schon damals ein wichtiger Spieler war. Er war enorm wichtig fürs Team, nicht nur auf dem Platz, auch abseits davon und in der Kabine. Ein absoluter Leader, der immer gepusht hat, wenn es notwendig war. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass er als Trainer aktuell in Mainz so einen großartigen Erfolg hat."

Als Spieler standen Svensson und Ivanschitz für die erfolgreiche Zeit unter Tuchel. Als Aufsteiger belegte das Team direkt Platz neun mit 47 Punkten. "Wahnsinn", erinnert sich Ivanschitz. Es folgte das Super-Jahr mit dem Bundesliga-Start-Rekord, dem fünften Platz in der Abschlusstabelle, 58 Punkten und der Qualifikation zur Europa League.

Er habe sich schon lange vorgenommen, mal wieder zurückzukehren nach Mainz und ein Spiel der 05ER zu besuchen. "Ich möchte gerne Bo wiedersehen, den Christian Heidel und alle wiedertreffen. Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr. An dieser Stelle auf jeden Fall schon einmal viele herzliche Grüße nach Mainz."