U19 steht im DFB-Pokal-Halbfinale: "Die absolute Krönung"

Jubel, Standing Ovations, die obligatorische Humba und die Krönung eines überragenden Halbjahres: Die U19 von Mainz 05 gehört nach dem 5:2-Sieg gegen den FC St. Pauli zu den besten vier Mannschaften im DFB-Pokal der Junioren. Den Halbfinaleinzug vor 562 Zuschauern im Bruchwegstadion sicherten sich die in dieser Saison weiterhin ungeschlagenen 05ER dank eines erneut starken Auftritts gegen Gäste aus Hamburg, die sich über 90 Minuten wehrten und immer wieder ihre Qualitäten zeigten. Brajan Gruda und Ivan Martinovic legten in den ersten 45 Minuten den Grundstein für den verdienten Erfolg, in der zweiten Halbzeit konterte Lovis Bierschenk den Anschlusstreffer mit dem 3:1. Erneut Martinovic und Gruda sorgten dann für klare Verhältnisse, der zweite Treffer der Paulianer fiel nicht mehr ins Gewicht. "Wenn man das gesamte Halbjahr betrachtet: Mehr können wir nicht rausholen, das war heute absolut die Krönung", sagte U19-Cheftrainer Benjamin Hoffmann nach der Partie.

"Es war klar, dass wir enormen Fleiß und Arbeitseinsatz bringen müssen. Man hat gesehen, dass St. Pauli über Haltung kommt, Körperlichkeit reinbringt und dabei auch das Fußballspielen nicht vergisst", drückte Hoffmann dem Gegner seine Wertschätzung aus. Aber auch seine Mannschaft hatte sich Komplimente selbstverständlich verdient: "Obwohl wir am Anfang ein paar Chancen liegen gelassen haben, bringen wir es komplett zu Ende. Wir lassen uns nicht irritieren, sondern ziehen unser Spiel, unsere 05-Tugenden durch. Dass unser kleinster Spieler ein Kopfballtor erzielt, zeigt auch, dass jeder Spieler einen Wert hat und weiß, was wichtig ist. Die Mannschaft hat extrem gearbeitet", betonte Hoffmann, der auch "einen großen Dank an die Zuschauer" aussprach und "vor allen Dingen an jeden Einzelnen meiner Mannschaft".

Im Vergleich zum letzten Liga-Duell in Augsburg hatte Hoffmann seine Startelf auf drei Positionen verändert: Für Melvin Wiesnet, Aiman Dardari und Izzet Erdal standen Philipp Schulz, Martinovic und Bierschenk von Beginn an auf dem Platz.

Verdiente Halbzeitführung 

"Leuchtende Augen" hatte 05-Chefcoach Hoffmann bei seinen Jungs ob der tollen Kulisse am Bruchweg schon vor dem Anpfiff ausgemacht. "Die Jungs waren am Lächeln, weil sie gemerkt haben, was hier los ist, da war Stimmung drin. Auch von St. Pauli, das hat sich schön hochgeschaukelt und war Unterhaltung pur. Auch deshalb macht Fußball so großen Spaß." Freude bereitete es von Anfang an, dem FSV zuzusehen, der zeigte, warum er in dieser Saison eines der besten U19-Teams in Deutschland stellt: Defensiv kompakt, intensiv im Kollektiv verteidigend sowie in der Offensive kreativ und gradlinig gleichermaßen. Gruda bereits in der ersten Minute nach einem Alleingang, Nelson Weiper aus spitzem Winkel, Bierschenk mit einem Flachschuss und zweimal Daniel Gleiber per Schuss und Seitfallzieher sowie Schulz scheiterten mit ihren Versuchen am stark reagierenden Pauli-Keeper Bendix Große. Von den Gästen kam bis dahin nichts zwingendes, die Partie war Mitte der ersten Hälfte dennoch umkämpft und jederzeit intensiv.

Die 05ER spielten unbeirrt weiter nach vorne und belohnten sich nach 35 Minuten. Gruda fiel der Ball nach einem abgefälschten Schuss von Jason Amann eher zufällig vor die Füße. Der 18-Jährige verwandelte aus kurzer Distanz und hätte kurz danach fast nachgelegt, doch erneut war Große im FCSP-Tor nicht zu überwinden. Nach einer guten Möglichkeit der Gäste machte es Martinovic dann kurz vor dem Pausenpfiff dann besser. Der vermutlich kleinste Spieler auf dem Platz setzte zu einem dynamischen Lauf in den Strafraum an und köpfte die perfekte Flanke von Justus Götze ein. Die 2:0-Pausenführung war aufgrund der Fülle an Chancen verdient.

05ER kontern Anschlusstreffer und legen nach

Dass sich die Gäste aus Hamburg keinesfalls aufgeben würden, war nach den ersten 45 Minuten klar. Dank eines Foulelfmeters, den Benedikt Winter sicher verwandelte (49.), mussten die FSV-Jungs auch in der zweiten Hälfte direkt nachlegen. Und das taten sie auch in Person von Bierschenk. Ein zweiter Ball landete im Strafraum beim Außenstürmer, den dieser mit seinem vermeintlich schwachen rechten Fuß zentral einschoss. Mit ihrem dritten Treffer beruhigten die 05ER die Partie noch nicht endgültig, spätestens mit dem 4:1 von Martinovic bogen sie aber auf die Siegerstraße ein. Der zentrale Mittelfeldspieler setzte seinen Volleyschuss nach Vorlage von Bierschenk genau an den linken Innenpfosten, von wo er ins Tor sprang (60.).

Einen Wermutstropfen auf beiden Seiten hatte das Spiel ebenfalls parat. Mit Götze und Winter mussten nach Tätlichkeiten zwei Spieler beider Mannschaften nach der Roten Karte von Schiedsrichter Marcel Krauß den Platz verlassen. Die Gäste hatten nochmal zwei gute Möglichkeiten, ein weiteres Tor blieb aber dem FSV vorbehalten. Gruda verwandelte einen Freistoß aus etwa 20 Metern halbrechter Position sehenswert in den linken Winkel. Jamel Gramberg verkürzte für die Gäste kurz vor Schluss noch zum Endstand. Am verdienten Halbfinaleinzug der Mainzer U19 gab es allerdings nichts mehr zu diskutieren.

Lob für das Kollektiv

"Wir stehen im Halbfinale, wir haben ein weiteres Bonusspiel. Was den Pokal angeht, gehören wir zu den Top vier. Da wollen wir uns weiter beweisen", bilanzierte U19-Cheftrainer Hoffmann. Herausheben wollte der 40-Jährige keinen seiner Truppe. "Ich könnte über jeden etwas sagen. Jeder hat defensiv und offensiv gut gearbeitet. Wir lassen die Kirche im Dorf und entwickeln uns. Der Weg ist steinig und hart, den müssen die Jungs weiter gehen."

Für die 05ER geht es nun in die Winterpause. Weiter geht es in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest am 05. Februar 2023 mit einem Liga-Heimspiel gegen den SC Freiburg.

Tore: 1:0/5:1 Gruda (35./83.), 2:0/4:1 Martinovic (45./60.), 2:1 Winter (49. FE), 3:1 Bierschenk (53.), 5:2 Gramberg (86.)

Aufstellung: Koch - Götze, Pavisic, Schulz, Müller (87. Wiesnet) - Gleiber (84. Dardari), Martinovic (70. Erdal), Amann - Gruda (84. Pestic), Weiper (87. Degtjarevs), Bierschenk

Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Götze (Mainz 05) und Winter (FC St. Pauli) in der 67. Minute