U23 28.12.2021 - 15:00 Uhr
U23: Durch Widerstände noch stärker geworden
Teamgeist, 05-Prinzipien und Gewinner-Mentalität: Rückblick auf ein überragendes Halbjahr der höchsten Ausbildungsmannschaft
Diese Bilanz kann sich sehen lassen: Mit 46 Punkten aus 22 Partien überwintert die U23 des 1. FSV Mainz 05 punktgleich mit Tabellenführer SSV Ulm auf dem zweiten Rang der Regionalliga Südwest. Hinter der überragenden ersten Saisonhälfte stecken jede Menge harte Arbeit und eine besondere Mannschaft, die mit ihrer Teamkultur Widerstände überwinden kann, die 05-Prinzipien dank ihres Trainerteams verinnerlicht und eine Gewinner-Mentalität entwickelt hat.
Bartosch Gaul hatte in der Vorbereitung auf die Saison 2021/22 eine gewisse Vorahnung. Nur mit 14 fitten Feldspielern aus dem ohnehin bewusst klein gehaltenen Kader der höchsten Ausbildungsmannschaft konnten der U23-Cheftrainer, sein Co Simon Pesch und der Staff im Trainingslager in Lauterbach arbeiten. Trotzdem war Gaul positiv gestimmt vor Beginn der neuen Spielzeit: "Die Jungs ziehen sehr diszipliniert mit, legen eine hohe Bereitschaft und eine gewisse Offenheit neuen Dingen gegenüber an den Tag. Das ist sehr gut." Auch abseits des Spiel- und Trainingsbetriebs herrschte eine gute Atmosphäre: "Man merkt, dass ein gutes Gefühl aufkommt - das ist für mich vom Teamgedanken her das Wichtigste, dass da etwas Spürbares heranwächst."
Vor der Saison sind U23-Mannschaften in Umfragen, in denen die Trainer der Regionalliga-Klubs nach ihren Favoriten gefragt werden, eher selten bei den möglichen Aufstiegskandidaten zu finden. Primärer Zweck und das Ziel einer dem NLZ zugehörigen Mannschaft ist es auch, Spieler für den Profibereich weiterzuentwickeln. Trotz dieser individuellen Herangehensweise und den eigenen Interessen, die jeder Spieler in dieser Phase seiner Karriere verfolgt, schafften es die 05ER von Beginn an, die Vorstellungen ihres Trainerteams als Mannschaft sehr gut umzusetzen und eine Mentalität zu entwickeln, die sie gegen alle Widerstände erfolgreich ankämpfen ließ.
05ER lassen sich durch nichts aus der Bahn werfen
Nach der zufriedenstellenden Vorbereitung formulierte Cheftrainer Gaul zunächst das Ziel, möglichst schnell Punkte einzusammeln, "um sorgenfrei durch die Saison zu kommen und uns über die Weiterentwicklung der jungen Mannschaft in das gesicherte Mittelfeld zu bewegen". Mit vier Siegen an den ersten vier Spieltagen setzte die U23 das Vorhaben schnell in die Tat um. "Von den Ergebnissen haben wir einen nahezu perfekten Saisonstart erwischt, aber ich glaube schon, dass sich die Liga irgendwann neu ordnen wird - da sollten wir uns nicht täuschen lassen“, mahnte Gaul an, wohlwissend, dass die 05ER zwischen den aufstiegsambitionierten Teams aus Ulm, Elversberg, Offenbach, Steinbach oder Homburg keine Ansprüche stellen wollten und sollten.
Gegen die U21 des VfB Stuttgart kassierte die U23 der 05ER dann am fünften Spieltag auch die erste Saisonniederlage. Doch es zeigte sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison, dass die Gaul-Elf schnell eine Mentalität entwickelt hatte, die gegen Widerstände hilft und die man auch als Sieger-Mentalität bezeichnen kann. Ausfälle von Spielern, Gegentore, enge Spielverläufe, nur ganz selten mal ließ sich die höchste Ausbildungsmannschaft aus der Bahn werfen wie beim 0:5 in Elversberg oder dem 3:4 beim Rückrundenauftakt in Aalen. "Die Mannschaft ist so stark, dass sie bei Widerständen noch stärker wird", so Gaul.
Die 05ER gewannen viele enge Spiele, gerne auch mal in letzter Minute, hielten bei zehn von 15 Siegen hinten die Null und holten auch gegen die Spitzenteams ihre Punkte – egal ob am Bruchweg oder auswärts. Das sich die U23 auch nach dem ersten Teil der Saison weiter unter den Top-Mannschaften der Liga bewegt, ist verdient, kein Zufall mehr und dennoch außergewöhnlich. Regelmäßig hatte die höchste Ausbildungsmannschaft der 05ER mit personellen Engpässen zu kämpfen, fielen Spieler wochen- oder gar monatelang aus. "Wie wir diese Situationen angenommen haben, ist nicht selbstverständlich. Wir sind teilweise mit 14, 15 Jungs durch die Englischen Wochen marschiert", betonte Gaul. "Dahinter steht enorm viel harte Arbeit. Das haben die Jungs bisher an jedem Spieltag durchgezogen, ohne ein spielfreies Wochenende zu haben. Das kann man ihnen sehr hoch anrechnen, davor ziehe ich den Hut", so ein stolzer U23-Cheftrainer, der sich auch über die gute individuelle Weiterentwicklung verschiedener Spieler freuen kann, teilweise auf neuen Positionen.
Eindrücke aus der ersten Saisonhälfte
Weiter von Spiel zu Spiel denken
Gaul und seine Spieler können das alles gesund einordnen und denken weiterhin von Spiel zu Spiel: Wir werden sehen, welche Herausforderungen in den nächsten Wochen und Monaten auf uns zukommen werden." Lob kommt auch vom Trainer der Profis, der einen intensiven Austausch mit den Kollegen aus dem NLZ pflegt und die Verzahnung weiter vorantreiben möchte: "Ich freue mich sehr, auch für Bartosch, der hier auch schon andere Zeiten erlebt hat. Sie stehen nicht nur oben, sondern spielen auch gut nach den Prinzipien von Mainz 05. Wie sie als Mannschaft agieren und Fußball spielen, spricht für ihn", sagt Bo Svensson. "Die U23 soll nicht als eigene Insel da schwimmen. Sie haben eine klare Funktion und für unsere Philosophie lohnt es sich absolut. Hoffentlich werden wir die Entwicklung der Spieler, die das Potenzial haben, Bundesliga zu spielen, weiter beschleunigen können."
Daran werden Gaul und sein Team auch im neuen Jahr intensiv weiterarbeiten. Ob sie dabei weiterhin in der Spitzengruppe der Regionalliga Südwest verweilen können? In einer ausgeglichenen Liga schwer zu prognostizieren. "Am Ende wünsche ich mir, dass wir weiterhin möglichst viele Punkte sammeln, viele Erfolge feiern und am Ende der Saison bei einer Abschlussfeier zusammensitzen und uns denken: 'Scheiße, dass dieser Haufen jetzt auseinandergeht'", formuliert der U23-Cheftrainer.