Über­durchschnittliche Leistungsansprüche

Nur noch Restkarten sind Stand Donnerstagnachmittag für das Duell des FSV mit dem SV Werder Bremen am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm) in der MEWA ARENA erhältlich. Eine Tatsache, die sich die 05ER in den vergangenen Wochen hart erarbeitet haben, wie nicht zuletzt der Cheftrainer findet: "Mich freut es extrem, dass das Stadion voll sein wird. Die Jungs haben sich das verdient. Eine ausverkaufte Arena verpflichtet aber auch, denn wir wollen, dass alle gerne wiederkommen", so Bo Svensson auf der Pressekonferenz zwei Tage vor der Partie am Osterwochenende, in der er mit Ausnahme der beiden Langzeitverletzten Jonny Burkardt und Marlon Mustapha aus dem Vollen schöpfen kann. Karim Onisiwo ist indes ins Mannschaftstraining zurückgekehrt und erhöht den internen Konkurrenzkampf zusätzlich.

Abheben? Ausgeschlossen!

Dank des überzeugenden 3:0-Erfolgs bei RB Leipzig hat der FSV sein Punktekonto nach 26 Spieltagen auf 40 Zähler aufgestockt, den Liga-Verbleib eingetütet und ist seit nunmehr sieben Partien (5 Siege, 2 Remis) ungeschlagen. Eine beeindruckende Bilanz, aber zugleich Ansporn, dranzubleiben und keinen Prozentpunkt weniger zu geben, ganz gleich, ob in der Trainingswoche oder am Wochenende gegen den Aufsteiger aus dem Norden. Ob die Gefahr bestehe, dass einzelne Spieler abheben könnten nach der jüngsten Erfolgsserie wurde der 05-Trainer dennoch gefragt, und hatte eine unmissverständliche Antwort parat: "Abheben? Ich finde, wenn du etwas gut machst, sollte es doch viel eher eine Motivation sein, es zu wiederholen und sich wieder zu belohnen." Den Eindruck vermittele sein Team auch im Training. "In Leipzig hat die gesamte Mannschaft funktioniert und war über alle Phasen des Spiels aktiv. Das ist schwer, aber auch die Messlatte und unser Anspruch", unterstrich Svensson und betonte: "Wir versuchen hier nicht nur durchschnittlich zu kicken, sondern möchten besser werden. Dann macht es mehr Spaß, auch wenn es nicht jeden Tag so sein kann. Versuchen werden wir es aber in jedem Spiel, auch am Samstag. Ich sehe überhaupt keine Gefahr, dass wir nachlassen und erlebe die Jungs wie zuletzt auch. Die Mannschaft ist völlig klar in ihrer Haltung."

Allen sei zudem bewusst, dass gegen den Tabellenelften eine ganz andere Herausforderung warte als zuletzt beim Champions-League-Teilnehmer aus Leipzig. Zwar seien der Anspruch wie auch das Ziel drei Punkte, dafür gelte es aber zum einen, selbst am Limit zu spielen. (Svensson: "So denke ich, und so denkt auch auch die Mannschaft"). Zum anderen gäbe es für Mainz 05 in der Bundesliga keine Spiele, die selbstverständlich in die eine oder andere Richtung liefen. "Die letzten Heimspiele waren eng, und es ist unwahrscheinlich, dass das am Wochenende anders wird", warnt der Ex-Profi. Zumal die Gäste mit ihrer torgefährlichen Doppelspitze, bestehend aus Niclas Füllkrug (15 Saisontore) und Marvin Duksch (8), einen anderen Stil verfolgen. "Ganz andere Stürmertypen" kämen auf seine Defensive zu, betont Svensson. "Sie sind groß, kopfballstark und machen die Bälle gut fest. Wir kennen zudem die fußballerischen Qualitäten der Bremer und die Idee des Trainers. Als Aufsteiger haben sie eine klare Linie im Spiel, auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht gestimmt haben. Sie wissen, was zu tun ist."

Nicht die Zeit für neue Ziele

Svensson selbst weiß, wofür er mit Mainz 05 stehen möchte, nämlich für harte Arbeit, Leistung, für Haltung, Intensität und Erfolg. Gleichzeitig aber auch, was seine Sache nicht ist, nämlich der Blick in die Kristallkugel beziehungsweise die Auseinandersetzung mit sportlichen Zielen in der Zukunft. Denn nach dem Erreichen der 40-Punkte-Marke neue Ambitionen mit Blick auf die internationalen Plätze auszurufen liegt ihm fern: "Es sind noch acht Spiele. Der Fokus liegt nicht darauf, was in zwei Monaten sein könnte. Es geht um die nächste Phase, über die wir mit den Jungs gesprochen haben. Wenn es in ein paar Wochen Sinn hat und realistisch ist, werde auch ich über das Thema Europa sprechen", erklärt der Cheftrainer.

Kein Problem allerdings habe er damit, wenn Spieler, wie jüngst geschehen, sich offensiver äußern und die Europapokal-Plätze ins Visier nehmen möchten - dies bringe jedoch Verpflichtungen mit sich: "Wenn es Spielern zusätzliche Motivation gibt, ist es komplett in Ordnung. Es verpflichtet aber auch, wenn es in der Zeitung steht. Das müssen wir mit Leistung und Haltung untermauern. Das ist der entscheidende Punkt." 

Als 05-Bundesliga-Trainer mit dem aktuell besten Punkteschnitt geht Svensson mit seinem Team in die verbleibenden acht Spiele und hat in den vergangenen knapp zweieinhalb Jahren eine Reihe von Etappenzielen erreichen können: Vom sensationellen Klassenerhalt 2020 über die Bestätigung der Leistungen auf hohem Niveau in der Vorsaison bis hin zur jüngsten Erfolgsserie gepaart mit - weitestgehend - konstanten, verlässlichen Leistungen: Der Trend stimmt und kommt auch im Umfeld gut an, wie die Zuschauerzahlen nahelegen. Während die Partie gegen Werder vor nahezu ausverkauftem Haus stattfinden dürfte, sind Tickets für die folgende Partie gegen Bayern München bereits mehr als zwei Wochen vor dem Anpfiff restlos vergriffen. Den Trainer freuts, schließlich "habe ich in der Vergangenheit die Vision formuliert, dass wir bei Mainz 05 gegnerunabhängig ein volles Stadion haben möchten". Die Auftritte seines Teams bleiben elementare Stützpfeiler dieser Vision.