Profis 10.05.2023 - 16:30 Uhr
Ujah: Die Liebe der Fans immer gespürt
Der einstige Derby-Doppeltorschütze hat in Braunschweig eine neue sportliche Heimat gefunden & blickt auf seine Zeit beim FSV sowie ein besonderes Duell mit der SGE zurück
Es war ein Sonntag im Mai am 33. Spieltag der Saison 2018/19: Anthony Ujah feierte gemeinsam mit den mitgereisten FSV-Anhängern im Gästeblock des Frankfurter Stadions den 2:0-Auswärtssieg, für den der Nigerianer zuvor mit einem Doppelpack quasi im Alleingang gesorgt hatte. "Es gibt als Mainz-05-Spieler kein besseres Gefühl, als in Frankfurt zu gewinnen", weiß der 32-Jährige, der den FSV weiterhin eng verfolgt und für die verbleibenden Spiele auf die Mainzer Rückkehr auf die europäische Bühne hofft. "Sie haben eine gute Mannschaft und Bo Svensson macht einen geilen Job. Ich will vorbeikommen und mir ein internationales Spiel angucken", so der Ex-05-Stürmer, der heute im Trikot von Eintracht Braunschweig auf Torejagd geht und dort am vergangenen Wochenende mit seinem Team einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf der 2. Bundesliga feiern durfte.
Dankbarkeit für großes Vertrauen in Braunschweig
In einer furiosen Schlussphase waren die Braunschweiger gegen Zweitliga-Schlusslicht SV Sandhausen in der 82. Minute zunächst in Führung gegangen, hatten in der 88. den Ausgleich kassiert, jedoch postwendend erneut zugeschlagen und sich somit drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt gesichert. Ujah war mittendrin und legte den 2:1-Siegtreffer vor. Nun könnte der BTSV bereits am kommenden Wochenende in Fürth den Ligaverbleib klarmachen. "Es ist noch nicht vorbei, aber das Gefühl ist gut“, beschreibt der Nigerianer, der in Braunschweig aktuell so etwas wie seinen zweiten Fußballer-Frühling erlebt. Bereits neun Saisontreffer und vier Assists steuerte der Stürmer bei.
"Das Gefühl, wichtig für eine Mannschaft zu sein, habe ich lange Zeit vermisst", erklärt der 32-Jährige, den es nach seinem zweien Engagement in Mainz 2019 zunächst zu Union Berlin zog, von wo es im vergangenen Sommer zur Braunschweiger Eintracht ging. "Wenn du dieses Gefühl von deinen Mitspielern, dem Trainerteam und den Fans bekommst, ist das einfach geil. Ich bin ein emotionaler Mensch und profitiere viel von dem Vertrauen", so Ujah weiter. Froh ist der Angreifer besonders darüber, nach seiner langen Verletzungszeit überhaupt wieder Fußball spielen zu können, denn die Saison 2020/21 hatte Ujah gänzlich verpasst. "Dafür bin ich sehr dankbar", sagt der Nigerianer. Dies nun mit der Familie und den Kindern genießen zu dürfen, sei "eine der schönsten Zeiten" in seiner Karriere.
Ujah traut dem FSV Europa zu
Seinen Ex-Klub Mainz 05 verfolge der 32-Jährige noch immer, sehe sich möglichst viele Spiele der 05ER an. "In Mainz bin ich in Deutschland angekommen“, erklärt der heutige Braunschweiger die Bedeutung von Stadt und Verein. "Dort habe ich meinen Führerschein gemacht, ein bisschen Deutsch gelernt und kenne bis heute viele Leute“, so Ujah. Deswegen sei es auch einfach gewesen, nach dem Abenteuer in China, wo er nach Stationen in Köln und Bremen 2016 und 2017 Fußball spielte, dorthin zurückzukehren, wo seine Laufbahn im deutschen Profi-Fußball einst begann.
"Ich habe die Liebe und den Support der Fans immer gespürt", berichtet der Stürmer. Manchmal habe er sich gefragt: "Was habe ich gemacht? Ich habe keine zehn Tore geschossen, war kein Stammspieler. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich akzeptiert bin. Deswegen wird Mainz 05 immer wie eine Familie für mich sein", verspricht der Ex-05ER, nach seiner Karriere gelegentlich am Bruchweg vorbeizuschauen. Gerne würde der 32-Jährige aber auch schon in der kommenden Saison auf eine Stippvisite nach Mainz kommen, um sich ein Europapokalspiel der 05ER anzusehen. "Ich wünsche mir, dass Mainz 05 am Ende der Saison auf einem Europa-Platz landet", sendet der Stürmer beste Wünsche für die Rest-Spielzeit nach Rheinhessen.
Derbysiege immer etwas Besonderes
Mit FSV-Coach Svensson, dem er maßgeblichen Anteil an dem Mainzer Aufschwung der vergangenen Jahre zurechnet, stand Ujah in seiner ersten Saison als 05ER 2011/12 noch gemeinsam auf dem Platz. Der Däne habe ihm nach seinem Wechsel aus Skandinavien - Ujahs erster Station in Europa - nach Rheinhessen geholfen. "Wir haben immer im Tischtennis gegeneinander gekämpft, leider war Bo viel besser“, lacht der Nigerianer. Man habe damals eine gute Mannschaft beisammengehabt, noch besser sei aber die Menschlichkeit innerhalb der Gruppe gewesen. "Sie haben mir geholfen als ich neu war. Der Klub hat sehr gut zu mir gepasst, Mainz war einfach eine schöne Zeit für mich."
Die heutige FSV-Mannschaft habe nicht zuletzt beim 3:1-Sieg gegen die Bayern gezeigt, was in ihr steckt, ist der Angreifer überzeugt, dass die 05ER auch am kommenden Wochenende in Frankfurt (Sa., 15:30 Uhr, live auf Sky & 05ER.fm) punkten können. "Es wird kein einfaches Spiel, aber ich drücke die Daumen", hofft der Nigerianer auf einen 05-Sieg im Rhein-Main-Duell. "In Derbys will immer jeder dabei sein, wegen der Stimmung und dem besonderen Gefühl“, weiß Ujah, der dem FSV 2019 in Frankfurt mit einem Doppelpack zum Auswärtssieg verhalf. "Wir sind noch lange im Stadion geblieben und haben mit den Fans gefeiert, denn so ein Gefühl bekommt man nicht jede Saison“, erinnert sich der Ex-05ER. Die Party sei dann in der Kabine und auf der kurzen Heimfahrt im Bus weitergegangen. "In der gesamten nächsten Trainingswoche hast du viel Selbstvertrauen. Ein Derbysieg sind keine normalen drei Punkte", weiß Ujah, welche Wirkung ein Sieg gegen den Nachbarn vom Main für den Saisonendspurt haben könnte.