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Profis 17.04.2022 - 13:30 Uhr

Ein Spiel mit Licht & Schatten

05ER haben nach dem 0:0 gegen den VfB 39 Punkte – Unzufriedenheit mit erster Hälfte und Chancenausbeute

Mindestens ein Tor hätte 05-Torjäger Jonny Burkardt gegen den VfB erzielen müssen.

Eine fast volle MEWA ARENA, in die erstmals seit langer Zeit wieder mehr als 30.000 Zuschauer gekommen waren, Frühlingswetter: Die Bühne war bereitet für einen stimmungsvollen Nachmittag, doch der erhoffte Heimsieg nach der nicht optimal gelaufenen Englischen Woche wollte trotz einiger guter Chancen nicht gelingen.

Immerhin, mit diesem 0:0 vor 30.128 Zuschauern gegen den VfB Stuttgart droht dem 1. FSV Mainz 05 nach dem 30. Spieltag der Bundesliga nun auch rechnerisch keine Abstiegsgefahr mehr. Zufriedenheit kam allerdings bei den Beteiligten nicht so recht auf. "Wir sind es gewohnt gewesen, die letzten drei Jahre lang Dauerdruck zu haben. In jedem einzelnen Spiel ging es bis zum vorletzten Spieltag immer gegen den Abstieg. Jetzt haben wir die Luxus-Situation, dass wir vier Spieltage vor Schluss schon durch sind. Das ist auch eine große Leistung und ein Geschenk, das man wertschätzen sollte", sagte Stefan Bell im Versuch, die aktuell 39 Punkte seiner Mannschaft nach diesem eher unspektakulären Auftritt vor eigenem Publikum, irgendwie richtig einzuordnen.

Der Cheftrainer konnte in der Pressekonferenz die Einschätzung seines Innenverteidigers nachvollziehen und Verständnis für dessen Argumentation aufbringen. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass Bo Svensson grundsätzlich nicht zufrieden war mit der Vorstellung seiner Mannschaft, auch wenn sich der FSV im zweiten Durchgang deutlich steigerte und sich aufgrund seines Plus an Torchancen durchaus auch einen Erfolg hätten sichern können.

Verständnis, aber keine Ausrede

"Ich habe dafür Verständnis, trotzdem soll es keine Ausrede sein", erklärte der 42-Jährige. "Die zweite Halbzeit war nicht überragend, aber wir haben mindestes zwei Schippen draufgelegt. Es ist also schon möglich zu liefern. Wir dürfen die Zeit nicht vergessen, in der keine Fans im Stadion waren oder die Zeit des Abstiegskampfes", so der Däne weiter. "Jetzt hat man die Möglichkeit, sich zu zeigen unter anderen Bedingungen. Da muss man auch selbst die nötige Motivation finden, um ein Bundesligaspiel zu bestreiten und nicht nur aus der Tabelle heraus."

Sein Team habe in der ersten Halbzeit einfach keine gute Leistung gezeigt "Da hat doch sehr viel von dem gefehlt, was uns normalerweise ausmacht", monierte der Trainer und monierte die "schlechte Haltung". Damit müsse man kritisch umgehen. 

Das eigene Spiel sei sehr ungenau gewesen, erläuterte der Sportdirektor: "Wir kamen nur schwer in die Balleroberung hinein. Das Ziel war, im Mittelfeld Bälle zu erobern, um damit vertikal in die Spitze zu spielen oder diagonal umzuschalten. Das fanden wir nicht, kamen nicht in die Zweikämpfe, haben zu viel begleitet", sagte Martin Schmidt. "In der zweiten Hälfte waren wir bemühter, die Passquote wurde einen Tick besser, wir haben auch immer wieder die Zwischenräume gefunden. Und dreimal Jonny, der dann allein aufs Tor zu gelaufen ist. Den Grund dafür, dass wir heute nicht gewonnen haben, muss man darin suchen, weil wir einen von denen nicht finalisiert haben", so der Schweizer. 

Die FSV-Anhänger honorierten die klare Leistungssteigerung ihres Teams nach Wiederbeginn.

Burkardt zu uneigennützig?

Schmidt spielte damit auf jene Szenen an, die Burkardt ab der 60. Minute hatte. Zunächst nach einem präzisen Zuspiel von Jean-Paul Boëtius, als das 05-Eigengewächs von Konstantinos Mavropanos gebremst worden war, den Ball aber auch auf dem falschen, schwächeren linken Fuß hatte. Der nächste lange Ball kam auf dem linken Flügel von Anderson Lucoqui, diesmal kreuzte Burkardt und zog einen Freistoß, den Marcus Ingvartsen in die Mauer und den Nachschuss knapp am Tor vorbei trat. Später lief Burkardt einen weiteren Schnellangriff, ließ Mavropanos ins Leere grätschen, legte quer, aber zu unpräzise für Ingvartsen. "Beim dritten Mal hat Johnny etwas der Mut verloren. Er legt uneigennützig auf, aber den muss er reinschieben", sagte Schmidt. "Doch wenn du vorher zwei nicht durchkriegst, suchst du halt den Mitspieler.  So haben wir die Chancen verstreichen lassen, Das Chancenplus war auf unserer Seite, aber es war zu wenig zwingend, nicht überzeugend genug, um das Spiel hier gewinnen zu wollen."

Der erste Mainzer Abschluss aufs Tor hätte schon die Führung bringen können. Dominik Kohrs Kopfball nach einer Ecke von Anton Stach landete am linken Innenpfosten, von dort sprang der Ball in die Arme des auf der Linie stehenden Schlussmanns Florian Müller.  Ein Tor in dieser Situation hätte die Entscheidung zugunsten der Mainzer sein können. Denn bis auf eine Situation kurz nach dem Wechsel ließen die Gastgeber keine Stuttgarter Chancen zu. Die Defensive stand gut, die umgebaute Abwehr, in der 05-Eigengewächs Niklas Tauer viel Lob für seine Leistung erhielt, stand gut und verteidigte auch die Standardsituationen konsequent. "Wir sind diesmal nicht mit der Power reingekommen, wie wir es normal machen", sagte Robin Zentner. "In der zweiten Halbzeit sah das deutlich besser aus. Wir konnten die Fans mitnehmen. Wichtig nach den letzten Wochen war, dass wir nach den liegen gelassenen Möglichkeiten nicht den Kopf verlieren, sondern zu null spielen und in Gefühl von Stabilität bekamen", betonte der Torhüter.

"Wir müssen zufrieden sein. Es ist ein gutes Unentschieden, wir haben nichts zugelassen aus dem Spiel heraus, haben defensiv gut gestanden, die Standards gut verteidigt. Das ist die gute Seite", erklärte der Sportdirektor. "Weniger gut ist, dass wir die Chancen, die wir hatten, nicht machen. Wir müssen das Unentschieden so nehmen. Es ist ein Punkt: Der absolute Willen, auf Sieg zu spielen, hat etwas gefehlt."

Nächste Chance am Freitag

Dass jedoch aufgrund der Tabellensituation im gesicherten Mittelfeld die Luft raus sei bei den Rheinhessen, verneinte der Sportdirektor. "Das würde ich nicht sagen. Klar, im Abstiegskampf hast du das Messer zwischen den Zähnen. Und wenn du noch um etwas kämpfst, ist eine Schärfe da, die wir so nicht hatten. Wir waren aber bemüht, wollten einen guten Ball spielen. Ich glaube, dass wir in den nächsten Spielen sicher Gegner haben werden, wo wir wieder in unser Spiel, das uns stark macht, reinkommen“, so Schmidt. Die nächste Chance dafür kommt am Freitagabend in Wolfsburg. 

Zuvor trainiert das Svensson-Team am Dienstagvormittag (11 Uhr) einmal öffentlich.