Profis 06.10.2019 - 19:00 Uhr
"Vielleicht muss man auch mal so gewinnen"
05ER vergeben beim 2:1-Erfolg in Paderborn viele Großchancen und brauchen Zentners Rettung - Jan-Moritz Lichte mit souveränem Job
Die Anzahl der Torchancen hätte locker gereicht, um noch ein Spiel zu gewinnen, am Ende musste jedoch der Torhüter den Dreier retten: Robin Zentner hielt einen Handelfmeter und sicherte dem 1. FSV Mainz damit den ersten Auswärtssieg der Saison. Unter der Regie von Jan-Moritz Lichte, der den gesperrten Cheftrainer Sandro Schwarz vertrat, gewannen die 05er beim Tabellenletzten SC Paderborn 07 mit 2:1. "Wir hätten es gerne früher entschieden, wir hatten in beiden Halbzeiten genügend Möglichkeiten dazu", sagte Rouven Schröder, "aber vielleicht war es auch mal nötig, ein Spiel so zu gewinnen".
Der Sieg dürfte die Pein von Schwarz etwas gemildert haben, dennoch waren alle Beteiligten nachher sicher, dass dieser Nachmittag für den 05-Trainer die Höchststrafe gewesen sein musste. Der 40-Jährige hatte ein 30-minütiges Kontaktverbot vor und nach dem Spiel auferlegt bekommen und sich entschlossen, die Partie alleine im Mannschaftsbus zu verfolgen. "Das war schon speziell. Gut, dass sich Sandro nachher wenigstens freuen konnte", sagte der 05-Sportvorstand. "Ansonsten waren die Abläufe allen klar. Trotzdem ein großes Kompliment an Jan-Moritz und sein Trainerteam, die das sehr gut und sehr ruhig gemacht haben. Insgesamt war das hier eine gute Teamleistung."
"Ein verdienter Sieg"
Lichte meisterte diese Aufgabe vor der Länderspielpause in allen Bereichen mit Bravour. Als Coach an der Linie genauso wie nachher im Medien-Marathon. In seiner bekannt ruhigen und souveränen Art erklärte der 39-Jährige den so wichtigen Erfolg, der für ihn eine besonders große Bedeutung hatte. Denn der 05-Co-Trainer lebte lange in Paderborn, war Jugendkoordinator und Co-Trainer beim SCP.
"Wir sind sehr froh, dass wir die drei Punkte mitnehmen dürfen. Ich glaube, am Ende des Spiels können wir sagen, dass es ein verdienter Sieg war für uns. Wir haben in der ersten Halbzeit nach dem 1:0 Probleme gehabt mit der Spielweise des Gegners, konnten Gott sei Dank das Ganze wieder drehen und hatten sehr viele gute Torchancen, um mit größerem Vorsprung in die Kabine zu gehen", sagte der 05-Trainer. "Dann wäre die zweite Halbzeit vielleicht nicht so spannend geworden."
Nach dem 1:0 von Robin Quaison nach feiner Vorarbeit des starken Levin Öztunali, hatte Karim Onisiwo direkt das 2:0 auf dem Fuß, legte sich aber den Ball zu weit vor. Die Paderborner antworteten recht schnell mit dem Ausgleich durch Ben Zolinski, einem Treffer, der erneut in die Kategorie "durchaus vermeidbar" fiel. In der 32. Minute passte Jean-Paul Boëtius halbrechts in den Sechzehner, Öztunali nahm den Ball an, schlug einen Haken und wurde von Jamilu Collins zu Fall gebracht. Daniel Brosinski verwandelte den Strafstoß gewohnt sicher. Kunde Malong, Öztunali, Quaison, Jeremiah St. Juste und erneut Quaison vergaben bis zum Pausenpfiff weitere Großchancen.
In der zweiten Halbzeit war die Anzahl der Mainzer Möglichkeiten ähnlich hoch, doch sie brachten die Kugel kein weiteres Mal im Tor unter. Auch Jonathan Burkardt nicht, der in der Schlussminute alleine aufs Tor zulief. "Das ist das, an dem wir weiter dran arbeiten müssen", betonte Lichte. "Die Situationen für uns waren da, wir haben sie nicht genutzt. Zum Glück hat Robin den Elfer gehalten." Zentner ahnte in der 77. Minute die Ecke und wehrte den Strafstoß von Colins ab. Brosinski hatte beim Abwehrversuch den Ball an den Oberarm bekommen.
var vp_youtubeid = "LY8HDUzYUZY"; var vp_filename = "";120 Kilometer und 250 Sprints
Der Mainzer Co-Trainer bestätigte, dass der Druck in dieser Partie beim Tabellenletzten schon groß war. "Es ist gut, nun das Selbstvertrauen eines Sieges mitzunehmen, aber es ist entscheidend, dass wir jetzt nicht das Gefühl haben, der nächste Schritt käme automatisch. Nein, der nächste Schritt muss sein, wieder genau dasselbe abzuliefern. Mit 120 Kilometern Laufleistung und 250 Sprints. Das ist der Bereich, da musst du jede Woche rein. Der kommt nicht von selbst oder weil du gewonnen hast. Der kommt, weil du bereit bist das zu tun. Und heute waren die Jungs extrem bereit."
Die Hoffnung sei da, dass durch diesen Erfolg die Überzeugung im Team wachse. "Für die Überzeugung wäre es aber besser gewesen, wir hätten noch zwei, drei Tore mehr gemacht. Wir können es uns nicht aussuchen. Wir sind erst einmal droh, dass wir zwei gemacht und uns insgesamt acht oder neun große Möglichkeiten erarbeitet haben", erklärte Lichte. "Die se Erkenntnis und die heute gezeigte Stabilität sollten uns Selbstvertrauen geben."