Profis 25.05.2022 - 19:05 Uhr
Von der Grätsche zum Einrahmen bis zum Abschied einer Legende
05 Momente aus der Saison 2021/22, die im Kopf geblieben sind
Am Ende stehen die nackten Zahlen da: Platz acht, 46 Punkte, 50:45 Tore. Doch die gerade abgelaufene Bundesliga-Saison 2021/22 des 1. FSV Mainz 05 hatte so viel mehr zu bieten als das, was schwarz auf weiß in der Tabelle zu sehen ist. Wir blicken auf 05 Momente zurück, an die man sich, neben zahlreichen weiteren, besonders gerne zurückerinnert:
01 - Die Grätsche von Niklas Tauer
Wenn man könnte, würde man sie sich gerne einrahmen und an die Wand hängen. Die Rede ist nicht von einem Gemälde, sondern von der Grätsche Niklas Tauers am ersten Spieltag. Im Heimspiel gegen RB Leipzig verhinderte das Eigengewächs aus dem Nachwuchsleistungszentrum nicht nur ein fast sicheres Gegentor, vielmehr symbolisierte die Aktion auch die Wehrhaftigkeit der 05ER an diesem Tag. Von Corona gebeutelt fehlten den Rheinhessen zahlreiche Stammspieler, auf der Bank nahmen ausschließlich Akteure aus dem Nachwuchsleistungszentrum sowie Luca Kilian Platz. Doch zusammen mit 10.500 FSV-Fans, die ihr Team in der MEWA ARENA bedingungslos nach vorne peitschten, entstand eine ganz besondere 05-Atmosphäre, die an alte Bruchwegzeiten erinnerte und das Team von Bo Svensson zum 1:0-Sieg trieb. "Dass es am Ende mit so einem Ergebnis ausgeht, ist natürlich sehr schön, aber die Art und Weise, zusammenzustehen und sich als Mannschaft zu präsentieren, ist für mich der alles entscheidende Punkt", sagte Svensson danach. Die Grätsche von Tauer war ein Symbolbild für die Mainzer Tugenden an diesem Tag und für einen ganz großen Teil der restlichen Saison.
02 - Ein dreifach donnerndes Helau
Marcus Ingvartsen ist ein besonnener Typ. Wie sonst hätte der dänische 05-Angreifer im Fastnachtsheimspiel gegen Bayer Leverkusen im Tumult vor dem Tor der Gäste derart die Ruhe bewahren können? Mit der Sohle zog er den Ball zurück und schoss ihn mit der Picke überlegt zum 3:2 ins Bayer-Tor. Die überwiegend kostümierten 05-Fans in der MEWA ARENA, die rund um ein teilweise atemberaubendes Spiel die entsprechende Atmosphäre erzeugt hatten, versanken im Jubelrausch. Olé, olé Fiesta, Fiesta hier am Rhein. So stimmungsvoll und sportlich ansprechend waren die Heimspiele nicht nur an diesem Abend. In der Festung MEWA ARENA legten die 05ER unter anderem gegen Wolfsburg, Hertha BSC oder den FC Bayern über weite Strecken begeisternde Auftritte hin und fuhren 35 ihrer 46 Punkte zuhause ein. Auch dank der Rückkehr der Fans, die aufgrund der Corona-Pandemie lange auf den Stadionbesuch und die damit verbundenen Erlebnisse hatten verzichten müssen.
03 - Drei Elfer in 14 Minuten
Elfmeter und Mainz 05, das ist eine besondere Beziehung. Seit 2013, als Ádám Szalai am damaligen Torhüter des 1. FC Nürnberg, Raphael Schäfer, scheiterte, haben die 05ER keinen Strafstoß in der Bundesliga mehr verschossen. Bis zum 27. Spieltag hatten die Rheinhessen in der vergangenen Saison erst einmal (beim Sieg über Hoffenheim) die Möglichkeit gehabt, diesen Rekord auszubauen, im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld dann gleich dreifach (Alle Elfmeter & Highlights gibt es hier). Innerhalb von 14 Minuten trafen Kapitän Moussa Niakhaté, Jonny Burkardt und Marcus Ingvartsen. Drei Elfmetertore durch drei verschiedene Schützen, das hatte es zuvor in der Geschichte der Bundesliga nicht gegeben. Die Partie gegen die Ostwestfalen bot aber noch mehr als das: Die Vertragsverlängerung von Robin Zentner, die vor dem Anpfiff über die Leinwände bekanntgegeben wurde und die fantastische Stimmung vor, während und nach dem Spiel, wie Bo Svensson bemerkte: "Klar sind die drei Punkte geil, aber das Andere ist noch wichtiger, und das, was ich mit dem Verein verbinde und wofür wir stehen müssen."
04 - Versöhnlicher (Auswärts-)Abschluss in Berlin
Im Gegensatz zu den starken Heimauftritten hatten die Rheinhessen in fremden Stadien so ihre Probleme. Nur dreimal nahmen die FSV-Profis alle drei Punkte mit nach Mainz, zwölfmal setzte es Niederlagen. Über die Gründe zerbrachen sich die Verantwortlichen und die Spieler wohl nicht nur einmal den Kopf. Selbst bei ordentlichen Auftritten schafften es die 05ER zu häufig nicht, die nötige Konstanz über 90 Minuten und damit das gewünschte Ergebnis einzufahren. Das letzte Auswärtsspiel der Saison bei Hertha BSC sollte allerdings, auch für die Fans, eine Art der Versöhnung mit sich bringen. Die Herthaner hätten mit einem Sieg den Klassenerhalt feiern können, für die Rheinhessen ging es tabellarisch nicht mehr um viel. Doch endlich einmal stimmte neben der Leistung auch das Ergebnis. Der 2:1-Sieg dank der Tore von Silvan Widmer und Stefan Bell war ein absolutes Highlight-Spiel und wurde dementsprechend von Mannschaft und Fans gemeinsam zelebriert. Für die kommende Saison auf dem Plan: mehr solcher Erlebnisse!
05 - Abschied einer Legende
Emotional wird es am letzten Spieltag beim FSV in aller Regelmäßigkeit. Sportliche Gründe waren diesmal nicht der Grund, weshalb bei Fans, Spielern und Verantwortlichen nach dem finalen Spiel gegen Eintracht Frankfurt die ein oder andere Träne floss. Neben Jean-Paul Boetius, Kevin Stöger und Jeremiah St. Juste wurde auch Daniel Brosinski (der Gänsehaut erwartet & auch bekommen hatte) nach acht Jahren in Diensten von Mainz 05 verabschiedet. 223 Pflichtspiele, zwölf Treffer und 32 Assists: In acht Jahren - 2014 war er von der SpVgg Greuther Fürth zum FSV gewechselt - hat Brosi viel erreicht und erlebt rund um den Bruchweg. So richtig kann man sich den FSV ohne ihn noch gar nicht vorstellen. Doch nach dieser langen Zeit schloss sich das Kapitel Mainz 05 für den 33-Jährigen. Mit "zwei lachenden Augen" ging Brosinski von Bord. "Ich habe viel gelernt: Vor allem, dass man niemals aufgeben darf, und dass harte Arbeit immer belohnt wird. Ein fettes DANKESCHÖN, ich hätte es mir heute so nicht besser ausmalen können", so der Routinier nach dem finalen Akt.