Vorberichte 03.11.2023 - 19:05 Uhr
Siewert: Hilfesteller, um "Köpfe der Spieler freizubekommen"
Der neue Mainzer Cheftrainer erklärte in der Pressekonferenz vor dem Leipzig-Spiel, was er in der Kürze der Zeit bewegen will und wie sich die richtige Energie gegen das Bundesliga-Top-Team in der MEWA ARENA entwickeln kann
Bis Donnerstagnachmittag lag die volle Konzentration von Jan Siewert auf dem kommenden Gegner der U23, die am Samstag bei Kickers Offenbach antritt. Seit der Bekanntgabe des Abschieds von Bo Svensson als Cheftrainer der Bundesliga-Profis von Mainz 05 hat sich der Fokus des bisherigen U23-Chefcoachs aus einem wichtigen Grund komplett verändert. Siewert hat bis auf Weiteres das Amt von Svensson übernommen und bereitet den FSV auf das Heimspiel am Samstag (15:30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm, Tickets im Online-Shop oder an den Tageskassen) in der MEWA ARENA gegen RB Leipzig vor. Auf Siewert und den weiterhin sieglosen, beim Pokalaus in Berlin sichtbar verunsicherten FSV, wartet mit den Sachsen sportlich eine große Herausforderung. Der 41-Jährige will schnellstmöglich "in die Köpfe der Spieler", um diese freizubekommen und die Energie mit den Fans im Rücken am Samstag auf den Platz zu bringen: "Dann ist alles möglich. Wir sind in der Bringschuld, den Fans und dem Verein etwas abzuliefern, was uns alle begeistert", sagte er auf der Pressekonferenz am Freitag, die er zusammen mit Sportvorstand Christian Heidel bestritt.
Die wichtigsten Aussagen von Jan Siewert
Seine Berufung zum Cheftrainer: "Christian hat mir am Donnerstag auf dem Rückweg aus Berlin eine Nachricht geschickt. Das kommt immer mal wieder vor, meistens geht es dann um die U23 oder um bestimmte Spieler. Ich habe den Gesprächstermin abgewartet und war ehrlich gesagt überrascht, wie es gekommen ist und dass ich heute hier sitze. Ich habe Bo heute morgen noch geschrieben und bedauere, dass er kein Cheftrainer mehr ist. Wir hatten ein unfassbares Vertrauensverhältnis, begonnen mit meiner Funktion als Junioren-Cheftrainer und bis zuletzt als U23-Coach."
Was ob der kurzen Vorbereitungszeit gegen Leipzig drin ist: "Ich habe jede Sekunde bis jetzt genutzt und weiß gar nicht, ob ich überhaupt geschlafen habe. Faktisch ist alles möglich. Jeder, der schon mal ein Heimspiel von uns gesehen hat, weiß, was für eine Energie wir ausstrahlen können, was dieses Stadion mit den Fans auf uns übertragen kann. Entscheidend ist, dass wir jeglichen Fokus auf das Spiel richten. Wir müssen die Köpfe freibekommen, um alles möglich zu machen. Die größte Energie, die wir in Mainz haben, ist die Wucht und die Art und Weise, die dieser Verein mit seinen Fans zusammen entwickeln kann. Wir sind in der Bringschuld, den Fans und dem Verein etwas abzuliefern, was uns alle begeistert."
"Wir sind in der Bringschuld"
Seine persönliche Zukunft: "Mein Fokus liegt komplett auf der Aufgabe gegen Leipzig. ich weiß, was ich einbringen kann. Das ist für uns alle bedeutend. In dieser kurzen Zeit mache ich mir weniger Gedanken, wie meine Zukunft aussieht, sondern ausschließlich, wie die Mannschaft das Spiel morgen positiv bestreiten kann."
Zur personellen Situation: "Brajan Gruda hat in Berlin einen Schlag auf den Fuß bekommen und es hat sich eine Wunde gebildet. Deswegen haben wir es mit einer maximalen Schonung versucht. Die Chance bei ihm auf einen Einsatz ist noch da. Stefan Bell hat außerdem noch leichte Probleme. Es sind intensive Stunden, wir müssen nachher alles zusammensetzen und haben dann einen Überblick."
"Wir werden einen klaren Plan haben, eine klare Idee, wie die Jungs hoffentlich gelöst Fußball spielen können"
Wie er die Mannschaft wieder aufbauen will: "Mir geht es darum, in die Köpfe der Spieler zu kommen. Bei mir war auch erstmal eine Verwunderung da über die aktuelle Situation, weil ich die Mannschaft unter Bo sehr geschlossen erlebt habe. Deswegen bin ich nur ein Teil der Lösung, will Hilfesteller sein und ihnen Wege aufzeigen. Es sind schon viele Stunden vergangen, in denen ich intensiv gearbeitet habe, aber ich treffe die Mannschaft gleich zum ersten Mal. Den Eindruck zu bekommen, die Empathie und das Gefühl zu haben, was die Jungs wirklich brauchen. Es sind Einzelgespräche, die anstehen, aber auch klare, taktische Dinge, die wir in unsere Bahnen lenken müssen, um unser Spiel in unserem Stadion durchbringen zu können. Das sind ganz viele Komponenten. Wir werden einen klaren Plan haben, eine klare Idee, wie die Jungs hoffentlich gelöst Fußball spielen können. Ich glaube, dass ist es, was wir aktuell alle hier brauchen."
Struktur & Abläufe: "Wichtig war uns, erstmal in der bestehenden Struktur und den Abläufen zu bleiben. Für mich lag der Fokus darauf, den bestehenden Staff zu übernehmen. Die Leute kennen die Abläufe und können mir helfen. Alles Weitere wird nach dem Spiel gegen Leipzig entschieden.
Den Gegner aus Leipzig: "Wir können hier lange sitzen und viele Stärken von Leipzig aufzählen. Das macht für mich aber gar keinen Sinn, weil ich weiß, welche Stärken wir auf den Platz bringen können. Die Spielweisen der Teams sind gar nicht so unterschiedlich. Wenn wir mit einer guten Dynamik nach vorne, sowohl im Verteidigen, als auch mit dem Ball, uns Lösungen suchen, haben wir Möglichkeiten. Die Mannschaft braucht, so wie ich sie kenne und wie ich den Verein seit drei Jahren erlebe, Aggressivität und Intensität. Damit wollen wir die Kreativität mit dem Ball auslösen. Das hat uns über Jahre ausgezeichnet. Es gibt viele Lösungen, die auf Leipzig passen. Der Schlüssel wird sein, mit welchem Personal wir das angehen, wie wir ihnen die Stärken nehmen und unsere zeigen können."