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Profis 10.03.2017 - 11:00 Uhr

Wache: "Wollen gar nicht groß rechnen"

Torwart-Trainer Dimo Wache von Darmstadt 98 im Interview vor dem Duell mit seinem Ex-Klub

Seinen letzten Auftritt im 05-Trikot hatte Dimo Wache bei seinem Abschiedsspiel im Bruchwegstadion im Juli 2011.

374 Spiele (74 in der Bundesliga) absolvierte Dimo Wache zwischen den Pfosten der 05er zwischen 1995 und 2010. Seit 2013 steht der 43-Jährige beim kommenden Gegner des 1. FSV Mainz Darmstadt 98 als Torwarttrainer unter Vertrag und begleitete die Lilien somit beim Durchmarsch, der den Klub aus Liga drei im Sommer 2015 nach über 30 Jahren zurück in die Bundesliga führte. In dieser Saison tun sich die 98er nach dem souveränen Klassenerhalt in der Vorsaison schwer und empfangen die 05er als Tabellenletzter. Im Interview mit www.mainz05.de spricht Wache vor der Partie am Samstagnachmittag (Anpfiff im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor: 15:30 Uhr) über die Zeit am Bruchweg, die sportliche Situation in Darmstadt und natürlich über das Duell mit seinem Ex-Klub. 

Dimo, seit deinem Amstantritt als Torwart-Trainer in Darmstadt ging es jahrelang quasi ausschließlich bergauf. Wie fühlt es sich an, in dieser Saison erstmals wieder die Kehrseite der Medaille kennenzulernen?

Wache: Wie die Kehrseite der Medaille aussieht, hängt auch immer von der Betrachtungsweise und dem eigenen Anspruch ab. Keiner der Verantwortlichen ist so vermessen zu sagen, dass es für Darmstadt 98 nicht auch mal wieder in eine andere Richtung geht. Gerade vor dem Hintergrund, dass der SV 98 vor seinem Aufstieg mehr als 30 Jahre lang nicht im Oberhaus gespielt hat. Natürlich gewinne ich auch lieber, als dass ich verliere. Aber trotz unserer aktuellen Situation muss man den Kopf aus dem Fenster halten, die Situation annehmen und das Beste draus machen.

Seit dem Winter habt ihr trotz einiger ansprechender Leistungen und dem Ausrufezeichen beim 2:1-Heimsieg gegen Borussia Dortmund an Boden verloren. Trainer Torsten Frings sagte nach der unglücklichen Niederlage in Bremen: "Wir spielen jetzt nur noch für uns." Wie bewertest du persönlich eure Chancen, den Klassenerhalt noch zu schaffen?

Wache: Natürlich ist der Abstand zum Relegationsrang groß, aber wir wollen gar nicht groß rechnen, sondern konzentrieren uns lieber auf das nächste Spiel. Man sollte nicht so sehr in die Zukunft schauen, sondern lieber in der Gegenwart bleiben. Und die heißt bis Samstag Mainz 05.

Auch mit Mainz 05 hattest du zahlreiche Extremsituationen zu meistern. Welche Erfahrungen kannst du den Spielern aus deiner Profi-Karriere mit auf den Weg geben im Abstiegskampf?

Wache: Zwischen Mainz 05 und Darmstadt 98 gibt es schon einige Parallelen, ich habe ohnehin immer wieder Deja-vu-Erlebnisse. Da ich solche Situationen schon mal erlebt habe, probiere ich, so gut es geht die Ruhe zu bewahren, und versuche, mein Wissen weiterzugeben.

374 Partien hast du für die 05er in der ersten und zweiten Bundesliga absolviert. Welche sind bis heute in besonderer Erinnerung? Was verbindet dich ansonsten noch mit Mainz 05?

Wache: Es gab es so viele Situationen in den 15 Jahren, an die man sich gerne, aber auch ungerne zurückerinnert – wie zum Beispiel das 1:6 damals gegen Werder Bremen, das mir Torsten Frings gerne aufs Brot schmiert (grinst). Ein Highlight war natürlich 2005 das 0:0 im UEFA-Pokal beim FC Sevilla, der in der Saison dann sogar den Cup gewann. Auch viele Zweitliga-Spiele waren sehr emotional und dramatisch – ob nun mit negativen oder positiven Ausgang.

Die Lilien laufen am Samstag mit Sondertrikots in Gedenken an Jonathan Heimes auf, dessen Motto lautete "du musst kämpfen, es ist noch nichts verloren". Die engen Beziehungen, die viele Profis zu ihm pflegten, sind hinlänglich bekannt. Wird womöglich sogar das zusätzliche Kräfte freisetzen?

Wache: Ich hoffe es. Jonathan ist in unseren Gedanken weiter ein Teil der Lilien-Familie. Wir haben uns gegenseitig in den Jahren vor seinem Tod begleitet, und ich bin sehr stolz, dass ich ihn kennenlernen durfte. Gerade an seinem Beispiel sieht man, wie unwichtig manchmal drei Punkte sein können. Dass er nie aufgegeben und bis zum Schluss immer weitergekämpft hat, ist aller Ehren wert.

Am Sonntag gastiert der FSV zum zweiten Mal in der Bundesliga-Geschichte am Böllenfalltor. Kann man da bereits von eurer allerletzten Chance sprechen?

Wache: Am Ende geht es um drei Punkte, die wir natürlich holen wollen, so wie wir es in den Spielen davor auch versucht haben. Aber so wie die Jungs arbeiten und mit ganzem Herzen dabei sind, bin ich davon überzeugt, dass wir bald belohnt werden.