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Profis 01.11.2020 - 16:30 Uhr

Weit weg von Plan & Zuversicht

Enttäuschung und Frust nach Augsburg-Niederlage - Schröder: "In unserer Situation ist vor allem eine solche erste Halbzeit nicht okay"

"45 Minuten Schlafwagenfußball", attestierte Brosinski sich und den Teamkollegen nach der Partie in Augsburg.

Die Hoffnungen auf Besserung haben sich nicht erfüllt. Stattdessen kassierte der 1. FSV Mainz 05 eine 1:3-Niederlage beim FC Augsburg nach einer Leistung, die über weite Phasen weit weg war vom guten Spiel der Vorwoche. "Alleine das Statement abzugeben, dass man brutal enttäuscht ist, ist schon enttäuschend", erklärte Rouven Schröder nach der nunmehr sechsten Partie ohne Punktgewinn.

Auch der 05-Sportvorstand vermochte nicht recht nachzuvollziehen, warum die Mannschaft in Augsburg so vieles von dem vermissen ließ, was vor einer Woche gegen Gladbach Zuversicht gegeben hatte, die Lage entschärfen zu können. "Wir haben uns ganz andere Dinge vorgenommen,  die haben wir nicht gesehen", sagte Schröder. "Wir haben uns in Passfolgen selbst eingeschläfert, haben keine Tiefe gefunden, konnten uns keine Energie holen über Aggressivität. In unserer Situation, ist vor allem eine solche erste Halbzeit nicht okay. Das wissen die Jungs selber."

Brosinski: "Unerklärlich"

Einer davon war Daniel Brosinski. Der 32-Jährige kauerte nach dem Abpfiff demoralisiert auf dem Rasen. Der Linksverteidiger, seit sechs Jahren im Klub und in 178 Bundesligaspielen durch alle Höhen und Tiefen gegangen, fand dann im TV-Interview deutliche Worte. "Von den elf, die angefangen haben, war das nicht bundesligatauglich. Unerklärlich, dass wir nicht das gemacht haben, was der Trainer uns gesagt hat. Das müssen wir untereinander aufarbeiten", erklärte der Routinier, der die Mannschaft selbst in die Verantwortung nahm.

Brosinski sprach von "45 Minuten Schlafwagenfußball" in einer Partie, in der die Augsburger nur sehr verhalten agierten, kein Risiko eingingen im Spielaufbau, wenig Druck aufbauten. Die Gäste passten sich dem Ganzen an. Und sie leisteten sich, wie schon so oft, prompt diesen einen Fehler, der den Rückstand brachte. Diesmal nach 40 Minuten, nach einem eher harmlos erscheinenden langen Schlag, per Kopf am Strafraum weitergeleitet, zunächst geblockt, schließlich abgefälscht zum freistehenden Torschützen Vargas.

Nach einer eindringlichen Pausenansprache kam das 05-Team wesentlich aktiver zurück und schien in der Lage, doch noch etwas Zählbares mitnehmen zu können. Vor allem als der eingewechselte Karim Onisiwo mit seiner ersten Aktion den Ausgleich erzielte. Nach einem Muster, das eigentlich von Beginn an hätte greifen sollen: Ballgewinn von Luca Kilian, Jeremiah St. Juste trieb den Ball nach vorne, spielte rechts raus auf Levin Öztunali, dessen Pass im Zentrum Onisiwo erreichte. "Nach dem 1:1 waren wir komplett dran. Alle hier hatten das Gefühl, dass wir diejenigen sind, die das 2:1 machen", sagte Schröder. Doch die 05-Profis fielen zurück in die Passivität. "Dann geben wir den Augsburgern zu leicht die Möglichkeit in der 80. Minute, das 2:1 zu machen."

Wieder ganz simpel: Langer Ball in den Strafraum, Alfred Finnbogason legte, von mehreren Mainzern unbedrängt, per Kopf auf für André Hahn, der ebenso ungehindert aus dem Rückraum flach neben den Pfosten zielte. Ein Konter zum 3:1 setzte den Schlusspunkt.

Zu große Diskrepanz

Die Diskrepanz bleibt derzeit einfach zu groß zwischen der Leichtigkeit, mit der die Gegner immer wieder zu entscheidenden Treffern kommen dürfen und den enormen Anstrengungen, die das 05-Team selbst unternehmen muss, um in der Offensive halbwegs gefährlich zu werden.

"Wir haben an den ständigen Rückschlägen zu arbeiten", erklärte Jan-Moritz Lichte nachher. "Wir müssen den Spielern immer wieder aufzeigen, warum wir Dinge nicht gut machen. Warum wir Spiele verlieren, warum wir Gegentore bekommen, warum wir uns nach vorne nicht so durchspielen, wie wir uns das vorstellen. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, dass wir gemeinsam auf dem Platz eine Idee haben. Wenn wir begreifen, dass diese eine Idee, die wir haben, konsequent verfolgt und umgesetzt werden muss, dann ist das etwas, was wieder Kräfte als Einzelspieler freisetzt. Daran werden wir weiter arbeiten."

Der 05-Trainer ist kein Freund markiger Worte. Lichte, der im Training unermüdlich an der Fehlerbehebung arbeitet, ständig erklärt, korrigiert, aufmuntert, wirkte im Gegensatz zur Vorwoche diesmal stark geknickt und frustriert. "Es ist dennoch wichtig", sagte Lichte, "dass wir neben den negativen Dingen auch immer die positiven aufarbeiten und zeigen, dass einige Dinge auf unserem Weg auch funktionieren. Das Ziel muss sein, es über 90 Minuten gut zu machen, keine Fehler zu machen, das Spiel durchzuziehen, das wir uns vorgenommen haben. Darum geht es."