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Profis 12.02.2023 - 14:30 Uhr

"Wenn ein Rädchen ins andere greift"

Zufriedenheit beim FSV nach dem ebenso erfolgreichen wie stimmungsvollen Fastnachtsspiel in der MEWA ARENA

Gemeinsam mit den Fans feierten die 05ER ihren zweiten Heimsieg in Folge.

Die Anhänger des 1. FSV Mainz 05 auf den Rängen bewiesen ein feines Gespür für die Situation und steigerten die ohnehin prächtige Stimmung in dieser rasanten und ereignisreichen Vollgas-Veranstaltung noch einmal deutlich und dem gegebenen Anlass entsprechend: Als der Schiedsrichter in der 74. Minute den Anschlusstreffer  des FC Augsburg nach Videoentscheid wegen einer Abseitsstellung des Torschützen Fredrik Jensen nicht anerkannte, begannen die überwiegend kostümierten Mainzer Fans mit den Feierlichkeiten. Begleitet von den Evergreens der Mainzer Fassenacht, lautstark und inbrünstig aus tausenden Kehlen vorgetragen, brachten die Fußball-Profis des FSV einen wichtigen und hochverdienten 3:1- Erfolg gegen die  widerspenstigen  Augsburger ins Ziel, feierten den zweiten Heimsieg in Folge im eigenen Stadion und erhöhten ihren aktuellen Stand des Punktekontos auf 26 Zähler nach 20 Spieltagen. Das tat allen Beteiligten gut, zumal der Auftritt der 05er einmal mehr zeigte, wie hoch der Stellenwert dieses jährlichen Fastnachtsspiels bei den Fans angesiedelt ist, welche Bedeutung  diese kostümierte Leistungsschau  in Mainz hat und welche Wechselwirkung die Leidenschaft auf den Tribünen und auf dem Rasen auslösen kann. Und als dann schließlich der zweifache Torschütze Jae-Sung Lee die Humba zum Sieg zelebrierte, ausgestattet mit lustigem roten Hütchen mit gelbem  Blümchen, knallgelber, herunterhängender Locken-Attrappe und Sonnenbrille auf dem Kopf, war das Bild des Tages im Kasten, der  perfekte Nachmittag in Mainz vollendet.

Die Reaktion von Bo Svensson nach dem Abpfiff zeigte, wie wichtig dem Cheftrainer Sieg und Leistung seiner Mannschaft war nach der unglücklichen Niederlage  vor einer Woche bei Union Berlin. "Wir sind sehr froh, dass wir verdient gewonnen haben“, sagte der 43-Jährige später gelöst. "Wir haben versucht, von Anfang an viel Tempo ins Spiel zu bringen und waren sehr aktiv, das war uns wichtig. Auch mit dem Anschlusstreffer sind wir gut umgegangen und haben sehr stabil gewirkt. Aus dem Spiel heraus haben wir fast nichts zugelassen. Wir mussten das ganze Spiel über stabil sein, denn Augsburg hat nicht aufgegeben. Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft, die es hinbekommen hat, über die gesamte Spieldauer sehr konstant zu agieren. Heute war es wieder ein Schritt für uns nach vorne“, sagte Svensson.

12.02.2023

Die Pressekonferenz mit dem Mainzer Cheftrainer

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Austausch mit dem Schiri

"Das ist das, was die Mannschaft braucht: eine Woche mit klaren Abläufen, mit einem klaren Plan aufs Spiel hin. Man hat gesehen, wenn die Automatismen stimmen, beim Pressing auslösen, wenn ein Rädchen ins andere greift, kommen wir immer in die Balleroberung, dann entstehen Chancen. Daraus haben wir heute drei Tore gemacht und das Spiel gewinnen können. Es tut uns schon ganz gut, wenn wir uns die ganze Woche mit einem Plan auf ein Spiel vorbereiten können“, erklärte Martin Schmidt freudig und zufrieden. Der 05-Sportdirektor hatte nichts auszusetzen am Spiel der Mannschaft, wäre, wie er sagte, lediglich etwas beruhigter gewesen, wenn das Team nach dem 3:1 etwas mehr Ballkontrolle hätte schaffen können. "Es ging hin und her, viele Ecken für den Gegner, deshalb kam keine Ruhe rein. Vielleicht braucht die Mannschaft das aber auch, dass die Spannung hoch bleibt. Das war jedenfalls ein typisches Mainz-05-Spiel hier daheim“, fügte der 55-Jährige Schweizer hinzu. "Das Spiel  auf den zweiten Ball hat Mainz perfektioniert und uns damit den Schneid abgekauft“, gestand FCA-Coach Enrico Maaßen ein.

Natürlich richtete sich der Fokus des Interesses nachher auf Lee, den zweifachen Torschützen, der wie Schmidt anmerkte, "mal wieder das wichtige 1:0 erzielte und damit der Dosenöffner war.“ Er sei sehr motiviert, dass er der Mannschaft so helfen könne, sagte der Südkoreaner.  Die Gastgeber waren von Beginn an druckvoll, optisch überlegen, verlagerten das Geschehen weitgehend in die Augsburger Hälfte. Die 05er sorgten mit ihrem Anlaufverhalten dafür, dass die Gäste aus der Abwehr heraus selten spielerisch aufbauen konnten, sondern überwiegend auf lange Bälle setzen mussten, die entweder das Mainzer Mittelfeld oder die souveräne Dreierkette abfing.  Und dann kam der erste Auftritt von Lee,  der Felix Uduokhai den Ball abnahm und nach dem Block gegen Ludovic Ajorque am schnellsten  reagierte und  das 1:0 erzielte. Auch das schnell folgende 2:0 leitete der Torschütze selbst ein. Karim Onisiwo leistete die Vorarbeit und vollstreckte nach der kopfball-Vorlage  von Leandro Barreiro am zweiten Pfosten. Barreiro war dann Hauptbeteiligter der umstrittenen Szene, die das 1:2 der Gäste ermöglichte nach einem VAR-Entscheid. "Ich hätte den Elfer nicht gegeben“, sagte der 05-Profi. "Es ging sehr schnell, der Ball kam über mich, ich habe mich gedreht , bin gesprungen. Dabei sind die Hände halt nicht am Körper angeklebt. Er köpft mir auf den Arm. Ich habe in der Halbzeit mit dem Schiri gesprochen. Er hat mir seine Sichtweise erklärt. ich denke aber, die Regelauslegung ist nicht optimal. Ich kann in der Situation gar nichts machen.“ Der verbale Austausch, so der 05-Sechser, habe es ihm  aber einfacher gemacht, das Ganze zu akzeptieren.

Matchwinner hinten und vorne

Danach machten die 05er weiter Druck. Und es war im Grunde eine weitere Balleroberung, mit der sich Lee  das 3:1  vorbereitete nach langem Ball von Andreas Hanche-Olsen. "Ich bin glücklich über meinen ersten Doppelpack für Mainz 05 in der Bundesliga“, sagte er strahlend. Vorne müsse man sicherlich den Koreaner loben, erklärte der Sportdirektor. "Aber auch Onisiwo, der heute wieder unglaublich viel Benzin im Tank hatte. Für Schmidt war jedoch auch der überragende Stefan Bell ein Matchwinner. "Bello hat hinten keinen einzigen Zweikampf verloren glaube ich, er hat jeden Kopfball gewonnen. Er war ein Turm in der Defensive, herausragend mit super Timing “, so Schmidt. "Es gehört dazu, dass die vorne die Dinger rein machen, aber Bello tut uns einfach gut hinten. Das war wieder eine sehr gute Leistung von ihm. Wenn man ihn abschreibt, dann macht man einen Fehler. Dass muss jedem klar sein. Solange ich hier Trainer bin, werde ich mir sehr stark überlegen, ihn abzuschreiben", sagte Svensson.

Matchwinner unter sich: Jae-sung Lee (li.) glänzte gegen den FCA mit zwei Toren und unermüdlichem Anlaufen, Stefan Bell war erneut ein wichtiger Stabilisator des 05-Spiels.

Schwere Spiele vor der Brust

Der 05-Trainer sparte allerdings auch nicht am Lob für Lee, den er nach 78 Minuten von Krämpfen geplagt auswechseln musste. "Er hatte spielentscheidende Szenen. Die Krämpfe zeigen, was er alles für die Mannschaft gemacht hat. Jae-Sung passt einfach hervorragend zu Mainz 05. Die Art zu spielen, nie aufzugeben, immer extrem fleißig unterwegs zu sein“, sagte Svensson.

"Wir wollten es heute über 90 Minuten mehr, waren giftiger, haben die wichtigen Zweikämpfe gewonnen und waren eiskalt vor dem Tor“, erklärte Onisiwo, der gegen den FCA die Kapitänsbinde trug.  "Der Sieg ist wichtig und schön, aber jetzt kommen schwere Spiele“, betonte der Österreicher. Zunächst geht es am Fastnachtssonntag zum Auswärtsspiel nach Leverkusen. "Wir müssen das kontinuierlich versuchen auch nach Leverkusen mitzunehmen und dort mit dieser Spielidee auftreten. Wenn wir intensiv und hoch anlaufen, Pressing spielen, die Gegner früh stören, dann kommen wir in deren hälfte zu Ballgewinnen, können schnell  in  die Tiefe spielen und Chancen erarbeiten. Wenn wir abwartend auftreten, das ist nicht unser Spiel.“