Profis 20.12.2018 - 12:30 Uhr

"Werbung für den Fußball"

Hochklassiges Rhein-Main-Derby endet 2:2 - Schwarz: "Es hätte sich aber auch keiner beschweren dürfen, wenn wir als Sieger vom Platz gegangen wären"

Das 21. Rhein-Main-Derby in der Bundesliga blieb ohne Sieger. Der 1. FSV Mainz 05 musste sich vor 30.805 Zuschauern in der OPEL ARENA mit einem 2:2 gegen Eintracht Frankfurt begnügen, auch wenn die Mannschaft von Sandro Schwarz um "Nuancen näher am Sieg" war, wie Rouven Schröder nach diesem packenden, tempogeladenen und hochklassigen Duell betonte. "Es war ein gerechtes Unentschieden", sagte 05-TrainerSandro Schwarz anschließend, "es hätte sich aber auch keiner beschweren dürfen, wenn wir als Sieger vom Platz gegangen wären".

Was die 05er in ihrem letzten Heimspiel dieser Vorrunde vor allen Dingen in der ersten Halbzeit an Leistung auf den Platz brachten, bezeichnete Schwarz, der sein 50. Bundesligaspiel als Chefcoach bestritt, später als "die beste Halbzeit, die wir absolviert haben seit ich Trainer bin". Der Mainzer Sportvorstand, der am Nachmittag seinen Vertrag vorzeitig bis 2022 verlängert hatte, sprach von "Werbung für den Fußball", die seine Mannschaft in diesem Duell mit dem starken und stets gefährlichen Tabellenfünften, der weiterhin auf einen Erfolg in Mainz wartet, betrieben hätten. "Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, uns in der ersten Halbzeit auf einem hohen Niveau bewegt. Es war ein rassiges Spiel von beiden Seiten, es war Tempo drin, Zweikämpfe, Abschlüsse. Kompliment an die Mannschaft, wie sie wieder Fußball gespielt, sich die Chancen herausgespielt hat. Schade nur, dass wir die Führung nicht lange halten konnten", sagte Schröder.

Herausragende erste Hälfte

Die 05er bestimmten von Anfang an die Richtung. Schwarz hatte sich dafür entschieden, die Partie mit der gewohnten Rauten-Formation sofort aktiv in die Hand zu nehmen. Die 05er stellten den Gegner früh in dessen Hälfte, ließen der Eintracht kaum Luft im Spielaufbau. "Wir wollten mutig agieren und aggressiv anlaufen, um die Frankfurter weit weg zu halten von unserem Tor, das ist uns sehr gut gelungen. Taktisch gesehen war das top. Wir waren griffig, haben die Räume zu gestellt, hatten Balleroberungen mit super Gegenpressing, haben uns nach zweiten Bällen sehr gut verhalten, nicht zu viel quer gespielt, sondern mit Zug nach vorne", erklärte Schwarz. "Die ersten 30 Minuten waren herausragend, mit viel Ordnung, aggressiver Vorwärtsverteidigung und sehr schön rausgespielten Toren. Das Problem war nur, dass wir die Führung nicht mit in die Halbzeitpause genommen haben."

Jean-Philippe Mateta hatte bereits nach sechs Minuten die erste Chance zur Führung. Die besorgte dann aber Robin Quaison. Jean-Paul Boëtius eroberte den Ball, spielte auf Mateta, der setzte Quaison ein, der sich den Ball auf den linken Fuß legte und links oben ins Eck traf. Ein Klasse-Tor. Die Frankfurter schlugen zurück und demonstrierten beim Ausgleich ihre enorme Konterstärke. Als Jean-Philippe Gbamin am gegnerischen Strafraum eine 05-Aktion nicht zu Ende brachte, benötigten die Gäste im Tempo-Gegenzug vier Stationen, um Luka Jovic in Abschluss-Position zu bringen. Der Eintracht-Torjäger war es auch, der die 05er mit dem Pausenpfiff schockte, als er mit einem Kopfball nach einer Ecke zum erneuten Ausgleich traf. Zuvor hatte der starke Quaison mit seinem Doppelpack nach glänzender Boëtius-Vorarbeit das 2:1 erzielt. "Den Eckball müssen wir konsequenter verhindern und dann besser verteidigen. Auch das 1:1. Es war überragend rausgespielt, aber wir haben 18 Meter vor dem Tor die Möglichkeit, eine Großchancen zu entwickeln, wenn wir in die Box hereinmarschieren."

Alle Dinge reingepackt

Er habe die Spieler in der Halbzeit aufrichten müssen und sei emotional geworden, sagte der Trainer. "Wir sind nicht mit der verdienten Führung in die Pause gegangen. Ich habe den Jungs gesagt, es gibt keinen Grund, mit hängenden Köpfen rauszugehen nach dieser Leistung." Das Team habe sehr gut auf den psychologischen Vorteil des Gegners reagiert. Zunächst mit einem Verdrängungskampf. Ab der 60. Minute dann aber wieder mit druckvollem Spiel auf ein Tor. "Da haben wir alle Dinge reingepackt, die uns auszeichnen, das Publikum mitgenommen und Begeisterung entfacht. Leider haben wir dafür keine drei Punkte bekommen."

Die wären möglich gewesen, hätte der Schiri das Handspiel von Salcedo im Strafraum geahndet, der einen Schuss von Aarón eindeutig mit einer aktiven Armbewegung zum Ball hin abwehrte. Und wenn Boëtius nach perfektem Pass von Danny Latza nicht an Kevin Trapp gescheitert wäre. Da aber Robin Zentner am Ende noch gegen Ante Rebic rettete, ging die Punkteteilung in Ordnung. "Es war ein großartiges Spiel", sagte der 05-Trainer. "Ich bin mit der Leistung der Mannschaft sehr zufrieden. Wir haben die Konterstärke der Eintracht über weite Strecken neutralisiert. Es war hochklassig, was auf dem Platz passiert ist. Das war ein rassiges Rhein-Main-Derby."