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Profis 25.10.2020 - 16:10 Uhr

"Wir sind vor allen Dingen wütend"

Nahe dran am ersten Erfolg, dann aber brutal bestraft: 2:3-Niederlage gegen Gladbach erzeugt beim 05-Trainer eher Zorn als Frustration

Niedergeschlagenheit und Wut gilt es für die 05ER vor der Reise nach Augsburg nun in Energie und Kampfgeist umzuwandeln.

Erneut eine deutliche Leistungssteigerung, aber auch wieder eine Niederlage: Der 1. FSV Mainz 05 schien gegen den Champions-League-Teilnehmer auf dem besten Weg, seine Negativserie in der Bundesliga zu beenden, doch auch das dritte Heimspiel endete ohne Zählbares. Die Mannschaft von Jan-Moritz Lichte unterlag Borussia Mönchengladbach mit 2:3 nach 2:1-Halbzeitführung. "Wir sind alle brutal enttäuscht, aber wir lassen uns nicht vom Tabellenplatz herunterziehen", sagte Rouven Schröder danach.

Die fünfte Niederlage im fünften Saisonspiel hat in der OPEL ARENA eine neue Gefühlslage entstehen lassen. "Wir sind kämpferisch und verlieren nicht den Glauben. In Mainz wird nie aufgegeben", betonte der Sportvorstand. Auch der 05-Cheftrainer verspürte nach diesen 90 Minuten die Enttäuschung. Doch auch bei Jan-Moritz Lichte entstand daraus keine Frustration, sondern Zorn und Trotz. "Wir sind vor allen Dingen wütend", erklärte der 40-Jährige. "Darüber, dass es so ausgegangen ist, dass wir uns nicht belohnt haben, dass wir die Situationen, die wir hatten, nicht entscheidend genutzt haben. Dass wir eine Elfmetersituation bekommen, die man nach meinem Gefühl auch anders entscheiden hätte können."

Folgenschwerer Fehlpass

Im Endeffekt waren es einige Punkte, über die sich Trainer und Mannschaft im Nachhinein ärgern können. Über den Gladbacher Führungstreffer, bei dem es die Abwehr dem Torschützen Lars Stindl zu leicht machte. Oder darüber, dass der Handelfmeter, der zum 2:2 für die Gäste führte, hätte vermieden werden  können, wenn Moussa Niakhaté zuvor nicht den Fehlpass in die Mitte gespielt und damit den folgenschweren Umschaltangriff eingeleitet hätte, bei dessen Rettungsversuch dem Innenverteidiger dann der Ball an den Oberarm gesprungen war. Vor allem aber über die zahlreichen aussichtsreichen Offensivaktionen, die das Spiel hätten entscheiden können zugunsten der Mainzer.

Auch Robin Zentners Ausflug in den Sturm brachte in der Schlussphase nichts mehr ein.

Natürlich musste Robin Zentner hinten auch einige Male in überragender Manier retten, aber neben den beiden Treffern von Jean-Philippe Mateta, der den Rückstand in eine 2:1-Führung umdrehte, waren es diese Aktionen von Jean-Paul Boëtius, Robin Quaison, der zweimal durch, im Abschluss dann aber zu drucklos war. Oder die von Levin Öztunali und Jonathan Burkard, in denen mehr drin war. Der erfolgreiche Abschluss einer dieser Szenen hätte die Mainzer Führung auf 3:1 ausbauen können und die Wahrscheinlichkeit gemindert, dass die Gladbacher, trotz Marco Roses Umstellen von Dreier- auf Viererkette sowie dem Einwechseln von sehr viel Qualität und Wucht in der Offensive, noch einmal zurückgekommen wären.

Stattdessen glich die Borussia aus und entschied die Partie sogar noch mit einem Kopfball nach einer Ecke. "Wir müssen ein, zwei Fehler weniger machen, aber wenn du unten stehst, wirst du auch brutal bestraft", kommentierte Schröder die entscheidenden Momente. "Es war eine gute Leistung der Mannschaft. Sie hat sich mit einer guten Einstellung viele fußballerische Dinge erarbeitet, erfrischend und mutig gespielt. Nach dem 2:2 war es dann Kopfkino." Die Angst vor dem Verlieren führte in die Niederlage.

Auch Lichte registrierte nach dem unglücklichen Elfmeter-Tor, wie seine Spieler die Köpfe hängen ließen. "Daran müssen wir weiterhin arbeiten. Wir hatten immer noch die Chance, das Spiel zu gewinnen, und wir mussten es nicht verlieren. Das im Kopf hinzubekommen, ist in unserer Situation sicher schwerer als wenn man viele erfolgreiche Spiele hinter sich hat. Wir wollen uns jedoch wehren, wir müssen uns wehren. Es wird uns nichts geschenkt. Auch Gladbach hat heute sehr viel investieren müssen."

Der 05-Trainer sagte, aus der Partie lasse sich erneut eine Menge Information über seine Mannschaft ziehen. "Die Spieler müssen auch selbst in ihre Köpfe kommen und auch aus einem solchen Spiel Energie herausziehen. So frustrierend es ist, zu sehen: Wir sind nah dran, wir erarbeiten es uns, unsere Spiele werden jedesmal besser. Wir investieren und investieren und irgendwann wird es für uns anders ausgehen. Wir brauche die Energie zu sagen, wir schaffen es beim nächsten Mal." Das wäre dann das Auswärtsspiel am kommenden Samstag beim FC Augsburg.