Profis 24.05.2022 - 14:00 Uhr
Malli: "Hoffe, dass ich noch einige Jahre vor mir habe"
Erstmals in seiner Karriere ist der ehemalige 05ER Meister geworden. Auf die ausgiebigen Feierlichkeiten mit Trabzonspor, aber auch auf seine Zeit beim FSV, blickt der 30-Jährige zurück und gleichzeitig voraus.
Als junges Nachwuchstalent wechselte Yunus Malli 2011 aus der U19 von Borussia Mönchengladbach zu Mainz 05. Als gestandener Bundesliga-Spieler ging er 2017nach Wolfsburg. Mittlerweile ist der gebürtige Kasseler 30 Jahre alt, spielt für Trabzonspor in der Türkei Süper Lig und darf sich seit kurzem Meister der Süper Lig nennen. Ausgesprochen positiv fällt sein Rückblick auf die Zeit am Bruchweg aus.
38 Jahre lang mussten die Fans des Klubs aus dem Nordosten der Türkei an der Schwarzmeerküste auf einen Titel warten. Auch für Malli war es die erste Meisterschaft seiner Karriere – und das in der Heimat seiner Familie. Entsprechend ausgiebig und besonders wurde gefeiert: Auf dem Wasser, im Stadion und in der Stadt. "Die Fans und die Leute in der Stadt leben für den Verein, weswegen die Freude so groß war. Das war echt Wahnsinn. Wir können froh sein darüber, dass wir so viel Anerkennung bekommen haben", erzählt der ehemaliger 05ER von seinen Erlebnissen.
Trabzon ist seit Februar vergangenen Jahres der Ort, an dem Malli lebt und arbeitet. Vom VfL Wolfsburg war er in die Hafenstadt gewechselt und fühlt sich sehr wohl, auch, wenn er sportlich in der vergangenen Saison keine große Rolle spielte. "Die Stadt lebt für den Fußball. Man merkt an der Stimmung, ob wir gewonnen oder verloren haben." Sportlich sei die Bundesliga der türkischen Süper Lig einen Schritt voraus, meint Malli, der aber die Fans hervorhebt: "Hier sind die Fans ein bisschen fanatischer und lauter in den Stadien. Das ist vielleicht einer der Unterschiede, in denen die Türkei ein Plus hat. In der Bundesliga ist das Tempo höher, alles geht schneller."
"Schönste und erfolgreichste Zeit" bei Mainz 05
Malli weiß, wovon er spricht, hat er doch zwischen 2011 und 2021 insgesamt 211 Mal für drei verschiedene Klubs in der höchsten deutschen Spielklasse auf dem Platz gestanden. Auf die Anfänge blickt er besonders gerne zurück. Nach seiner Jugendzeit in Kassel und im Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach kam der offensive Mittelfeldspieler an den Bruchweg. Dort kam er zunächst in der höchsten Mainzer Ausbildungsmannschaft U23 zum Einsatz. Schnell wurde jedoch klar, dass Malli das Zeug zum Bundesligaspieler hat. Der damalige Trainer Thomas Tuchel gewährte ihm erste Einsätze: "Mir wurde die nötige Zeit gegeben, mich in Ruhe zu entwickeln", erinnert er sich im Gespräch. "Ich habe viele gute Trainer erlebt, von denen ich viel mitnehmen konnte, viele Menschen im Verein und in der Stadt kennenlernen dürfen, mit denen ich mich super verstanden habe." Allgemein sei die Zeit bei Mainz 05 nicht nur sehr positiv gewesen: "Im Nachhinein betrachtet war es für mich auch die schönste und erfolgreichste Zeit."
Freundschaften für das ganze Leben
Es sind nicht nur Erinnerungen geblieben, sondern auch freundschaftliche Verbindungen wie zum aktuellen Co-Trainer der 05ER, Babak Keyhanfar, mit dem Malli regelmäßig im Austausch steht. "Ich war sehr glücklich darüber, dass er mit Bo Svensson nach Mainz zu den Profis gekommen ist. Wir waren letztes Jahr sogar zusammen im Urlaub. Auch für ihn freut es mich sehr, dass es so gut läuft und sie eine so solide Saison gespielt haben", betont Malli, der mit Svensson selbst noch in 17 Partien gemeinsam für den FSV auf dem Platz stand und nur positive Worte für den heutigen Chefcoach übrig hat: "Ein Führungsspieler, der alles für die Mannschaft getan hat. Ich war damals noch jung, das waren meine ersten Jahre in der Bundesliga. Er war ein Typ, der immer wieder versucht hat den jungen Spielern zu helfen. Einer, der das Spiel versteht – das sieht man jetzt als Trainer, wie er die Mannschaft leitet, auch menschlich."
Aus Mallis Sicht war das einer der Gründe für die sensationelle Aufholjagd in der Rückrunde der Saison 2020/21. Eine positive Entwicklung, die in der gerade abgelaufenen Saison mit einem starken Tabellenplatz acht weitergeführt wurde. "Ich denke, dazu hat jeder seinen Teil beigetragen: die Trainer, die Spieler, der Verein, die Führung und die Fans, die dann auch wieder daran geglaubt haben. Nur so ist es dann auch möglich. Das war auf jeden Fall richtig gute Arbeit. Kompliment!"
Teil des Elfmeterrekords
Eine weitere Sache, die den 30-Jährigen mit Mainz 05 verbindet: Er ist Teil der beeindruckenden Elfmeterserie in der Bundesliga. Seit 2013 haben die Rheinhessen keinen Strafstoß mehr verschossen. Er selbst hat vier der seither 36 Treffer in Serie vom Punkt verwandelt. "Eine sehr schöne Sache", so Malli, der seitdem nur noch einmal für die Wolfsburger aus elf Metern erfolgreich war.
"Mal schauen, wie es weitergeht"
Insgesamt lief nach seiner Zeit in Mainz nicht mehr alles genau nach Plan für den gebürtigen Kasseler. Mit Wolfsburg, einem eigentlich ambitionierten Klub, musste Malli zweimal in die Relegation. Trainerwechsel, Unruhe in der Vereinsführung und mehrere Kaderumbrüche machten die Situation nicht einfacher. "Aber auch dort habe ich viel mitgenommen, viele Erfahrungen gesammelt. Gegen Ende wurde es dann etwas erfolgreicher, zum Beispiel mit dem Einzug in die Euro League." Als die Einsätze weniger wurden, folgte ein Leihe zu Union Berlin, "wo ich etwas mehr Spielpraxis sammeln konnte".
Dann im vergangenen Jahr der Schritt in die Türkei. "Heute kann ich sagen, dass ich hier in der Türkei Meister bin, was eine schöne Sache ist. Mal schauen, wie es weitergeht." Zu Ende sein soll die Karriere für Malli noch lange nicht. Dafür fühle er sich mit 30 noch zu fit, quasi im besten Fußballeralter. "Deswegen hoffe ich, dass ich noch einige Jahre vor mir habe."