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Profis 17.09.2020 - 17:05 Uhr

Zentner: "So etwas wollen wir nie wieder erleben"

Nummer eins feiert beim Start in Leipzig sein Bundesliga-Comeback zwischen den Pfosten

Auch im DFB-Pokal gegen Havelse erwies sich Zentner als sicher Rückhalt und verhinderte in brenzligen Situationen zweimal ein weiteres Gegentor.

Der Start in die neue Bundesligasaison führt den 1. FSV Mainz 05 ausgerechnet zum Auswärtsspiel nach Leipzig, wo das Team in der vergangenen Runde eine fürchterliche 0:8-Niederlage kassierte. "Für jeden einzelnen, der dabei war, war es eine beschämende Vorstellung", sagt Robin Zentner rückblickend. "Wir müssen aus unseren Fehlern lernen. So etwas wollen wir nie wieder erleben. Das sollte Ansporn genug sein, es am Wochenende besser zu machen, deutlich besser."

Am Sonntag (15.30 Uhr) beginnt also wieder der Bundesliga-Alltag. Auch für den 05-Torhüter, der im November vergangenen Jahres die acht Gegentreffer kassiert hatte. Trotzdem gehe er mit einer großen Vorfreude in dieses Spiel, erklärte der 25-Jährige am Donnerstag. Zum einen, weil Zentner nach einem halben Jahr verletzungsbedingter Abstinenz nun sein Bundesliga-Comeback gibt. Und zum anderen, weil Achim Beierlorzer und Torwarttrainer Stephan Kuhnert den Keeper vor einer Woche zur Nummer eins bestimmt haben. Mit der Folge, dass Florian Müller umgehend das Angebot des SC Freiburg angenommen hat und sich für ein Jahr zum Bundesliga-Rivalen hat ausleihen lassen.

Mit breiter Brust in jedes Spiel

"Ich freue mich einfach, dass wir jetzt beide die Möglichkeit haben Bundesliga zu spielen. Das haben wir uns beide auch verdient", sagt Zentner, der nun Druck von Finn Dahmen erhält. "Ich habe auch zu Finn ein sehr gutes Verhältnis, wir trainieren ja schon einige Jahre zusammen. Er ist ein sehr guter, perfekt ausgebildeter Torwart."

Sportlich gehe es für ihn aber genauso weiter wie bisher auch, sagt Zentner. Er habe immer schon betont, dass es für ihn am wichtigsten sei, darauf zu achten, dass seine Leistung stets stimme. Denn das sei das Einzige, was er beeinflussen könne. Deshalb müsse er nun auch nicht mit einer besonders geschwellten Brust in die Saison starten. "Wenn ich spiele, gebe ich alles dafür, um das Spiel zu gewinnen. Das ist meine Einstellung. Deshalb gehe ich grundsätzlich mit breiter Brust in jedes Spiel."

Sein Wort hat Gewicht, auf und neben dem Platz. Im Sommer wurde Robin Zentner von den Teamkollegen erstmals in den 05-Mannschaftsrat gewählt.

Am vergangenen Donnerstag im Mannschaftshotel gab es für die 05-Torleute die klare Ansage über die Reihenfolge. "Ich habe es natürlich immer gehofft und bin mit dem Gefühl in die Vorbereitung reingegangen, wieder die Nummer eins zu werden, weil ich es bis zu meiner Verletzung ja auch war", sagt Zentner. "Ich habe versucht, 100 Prozent fit zu werden, mich reinzuarbeiten nach der langen Verletzungspause und dem Urlaub hinten dran, denn es war schon eine lange Zeit, in der ich nicht auf einem konstanten Niveau trainieren konnte." Wie er reagiert hätte, wenn die Torwart-Frage anders und gegen ihn ausgefallen wäre? "Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht", sagt er. Die Frage habe sich ihm einfach nicht gestellt, weil er von seiner Leistung überzeugt sei.

Zentner ist die Nummer eins, außerdem neues Mitglied im Mannschaftsrat. Der gebürtige Rheingauer gilt als integrativer Faktor im Kader, einer, der sich ausdrücken kann, der wenn es drauf ankommt, kein Blatt vor den Mund nimmt und der mit natürlicher Sozialkompetenz einiges dafür tut, die Gruppe zusammenzuhalten. Rouven Schröder, der Sportvorstand, hatte den Teamgeist jüngst als Motto für diese Saison ausgerufen. Zentner glaubt, dass sein Team auf diesem Gebiet Fortschritte gemacht hat, auch durch die vorzeitige Rettung im Abstiegskampf zusammengewachsen ist. "Ich habe schon das Gefühl, dass da was passiert ist. Dass wir einander nun viel besser kennen, jeder den anderen besser einordnen kann in seinen Zielen und Vorstellungen, dass wir an einem Strang ziehen und wissen, dass es nur gemeinsam geht." Sein Einfluss auf die Gruppe habe sich jedoch nicht verändert. "Ich denke, ich habe vorher auch schon ein gutes Standing in der Mannschaft gehabt, natürlich stützen aber solche Positionen und die Rückendeckung das Gewicht des Wortes. Es geht letztlich darum, dass sich jeder einbringt, jeder diesen Teamgeist fördert." Und dass sich das Ganze dann am Sonntag auch auf dem Platz widerspiegele.

Eigenschaften auf den Platz bringen

"Wir wissen genau, was uns in Leipzig erwartet. Auch was uns erwarten könnte, wenn Leipzig in Topform und wir in schlechter Verfassung sein würden. Uns erwartet eine Spitzenmannschaft. Ein sehr schneller und spielstarker Gegner. Körperlich robust und mit einem enormen Willen ausgestattet", weiß der 25-Jährige. "Wir müssen deutlich aufpassen, dass uns defensiv keine leichten Fehler unterlaufen, und dass wir nicht wieder wie damals aufhören, als Mannschaft zu agieren."

Insgesamt 13 Gegentore kassierten die Mainzer in den beiden Duellen mit RB. Timo Werner, der alleine sechs davon erzielte, ist nicht mehr dabei. Das mag als Motivation dienen. "Wir haben viele dieser Leipziger Eigenschaften auch, müssen sie aber noch öfter auf den Platz bringen. Wenn wir verstehen, was in uns steckt und was wir leisten können, wenn jeder alles dafür gibt, das abzurufen, wie im Endspurt der abgelaufenen Saison, dann haben wir gesehen, was wir erreichen können", erklärt Zentner, der sich auf sein Liga-Comeback freut, aber auch mit dem Gedanken anreisen möchte, "diesmal was mitzunehmen und es nicht so herzuschenken wie damals".