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Profis 08.10.2020 - 10:30 Uhr

Zurückhaltung im "Coronafenster"

Rouven Schröder nach der Transferperiode: "Vertrauen in die Mannschaft schwindet nicht"

Rouven Schröder auf dem Trainingsgelände der 05ER: "Transferfenster der vielen Gespräche"

Die Nationalspieler des Vereins sind unterwegs, doch die Trainingsgruppe beim 1. FSV Mainz 05 ist groß genug für Jan-Moritz Lichte, um einen schlagkräftigen Kader für das Testspiel am heutigen Donnerstag (14 Uhr) gegen den Karlsruher SC nominieren zu können. Die Partie gegen den Zweitligisten bietet die erste Gelegenheit für das Team, seine Außendarstellung nach drei Bundesliga-Niederlagen zu Saisonbeginn zu verbessern.

Nach dem Weggang von Eigengewächs Ridle Baku zum VfL Wolfsburg und der Verpflichtung von Kevin Stöger sind die Kaderplanungen von Rouven Schröder abgeschlossen. Die Transferperiode ist zu Ende, das Fenster öffnet sich erst wieder im Winter. Der 05-Sportvorstand bezeichnete die abgelaufene Wechselzeit am Mittwoch als "Coronafenster", das den Klubs andere Umstände als gewohnt aufzwang.

Telefonate und Updates

"Viele Vereine haben ihre Budgets stark im Auge gehabt und waren nicht bereit, in gewisse Kategorien zu investieren", erklärte der 44-Jährige. Es habe unzählige Telefonate gegeben, um die Situationen zu besprechen, ständige Updates, "bis du irgendwann den Eindruck gewonnen hast: ganz konkret wird das nicht. Im Endeffekt war es ein Transferfenster der vielen Gespräche, ohne dass eine gewisse konkrete Situation, also eine Verhandlung stattgefunden hat. Es ging in den letzten Tagen schon heiß her, weil sich mit jedem Anruf relativ viel verändern konnte. Wir haben aber immer gesagt, wir werden Spieler nicht unter Wert verkaufen."

Die Pandemie hat die meisten Bundesligisten zum Sparen gezwungen und auch in Mainz dafür gesorgt, dass kein weiterer lukrativer Abgang mehr zu verzeichnen war. "Wir haben gemerkt, dass ein gewisser Kaderumbruch und Ideen, die wir hatten, wirtschaftlich nicht umsetzbar waren. Das ist aber ein Fakt, mit dem viele andere Vereine ebenfalls leben müssen."

Die sportliche Situation mit den drei Auftaktniederlagen in der heißen Phase der Wechselperiode habe ebenfalls ihren Teil zum Status quo beigetragen. "Wenn die Mannschaft erfolgreich ist, kann der Einzelne rausstechen. Wenn eine Mannschaft nicht erfolgreich ist, wirst du als Einzelner auch nicht in der Form sein, dich für große Vereine zu empfehlen", sagte Schröder. "Wenn man die ersten drei Spiele gesehen hat, auch von unseren arrivierten Spielern, dann war das nicht auf dem Niveau, das sie spielen können. Der Markt ist doch mittlerweile so gläsern, die Vereine leuchten jede Situation aus, jedes Gegentor wird fein säuberlich nachrecherchiert. So entsteht nach und nach ein Bild und da fällst du schon mal durchs Raster."

Der 05-Sportvorstand setzt nun darauf, dass es bei den Spielern klick gemacht habe, dass sie sich von nun an anders präsentieren. "Wir erwarten von uns allen den bestmöglichen Job. Die eigene Reflexion ist dabei total entscheidend. Sich jeden Tag fragen, was kannst du tun, um besser zu sein? Keiner, der sportlich engagiert ist, der für den Erfolg lebt, kann mit unserer Situation zufrieden sein", erklärte Schröder. "Wir haben der Mannschaft nochmal deutlich vermittelt, dass sie sich mit allem dagegenstemmen muss. Ich erwarte von allen, sich der Kritik zu stellen, sich zu hinterfragen. Keiner kann die Verantwortung weitergeben, sondern muss sie selbst spüren und sich fragen, was er für diese Gruppe, für diesen Verein tun kann. Dabei werden wir uns alle gegenseitig unterstützen."

Das Vertrauen in die Mannschaft werde auch nach diesem Saisonstart nicht schwinden. "Jeder weiß nun aber, dass er bei Mainz 05 unter Vertrag steht, es gibt keine Möglichkeit mehr, transfereiert zu werden. Nach drei Spielen ohne Punkte muss sich jeder neu beweisen, hat die Chance, dem neuen Trainer Jan-Moritz Lichte zu zeigen, dass er besser Fußball spielen und seine Qualität einbringen möchte, um für Mainz 05 Punkte zu holen. Die Spieler werden sich steigern müssen, das aber geht nur in der Gruppe", sagte der Sportvorstand. Das Team habe bewiesen, dass es Bundesligafußball spielen könne, "aber es geht auch um die Visitenkarte, die man abgibt, darum, was man im Tagesgeschäft abliefert".