Vorberichte 30.09.2016 - 15:36 Uhr
Zwischen Euro-League & Liga-Alltag
05-Sportdirektor Rouven Schröder spricht über Qäbälä und Wolfsburg
Presserunde am Bruchweg am frühen Freitagmorgen: Ein reisestrapazierter aber dennoch sichtlich zufriedener Sportdirektor Rouven Schröder stellt sich im Rahmen einer Presserunde den Fragen der in großer Zahl anwesenden Journalisten. Die Runde ersetzt aufgrund des engen Terminkalenders der Profis sowie von 05-Trainer Martin Schmidt die Pressekonferenz vor der anstehenden Bundesliga-Partie beim VfL Wolfsburg am Sonntag. Die Rückkehr aus Baku von der Europa-League-Partie gegen FK Qäbälä liegt erst wenige Stunden zurück. Der Blick geht sowohl zurück wie auch nach vorne. Denn der historische 3:2-Sieg – der erste in einem Spiel der Europa-League-Gruppenphase für die 05er – muss schnell abgehakt werden, um sich wieder dem Liga-Alltag zu widmen. Dennoch spricht der Sportdirektor des FSV natürlich über die Erlebnisse in Aserbaidschan. Schließlich hatten er sowie auch das Gros der Mitreisenden an den vergangenen beiden Tagen Neuland betreten.
Von den Visaanträgen im Vorfeld, der logistischen Herausforderungen vor Ort in der Millionenstadt am Kaspischen Meer bis hin zur knapp fünfstündigen Anreise im Flugzeug sowie dem eigens mitgereisten Mannschaftskoch - die Reise war in allen Belangen ein kleines Abenteuer. Die sintflutartigen Regenfälle, die daraus resultierenden Verzögerungen im eng getakteten Zeitplan; die Mainzer Profis, das Funktionsteam wie auch die rund 300 mitgereisten Anhänger machten ganz besondere Erfahrungen. "Man muss das dann auch mit einem gewissen Humor nehmen", sagt Schröder. "Unter dem Strich war der Sieg entscheidend, die Reise von unserem Teammanager bestens vorbereitet und insofern eine rundum gelungene Geschichte für uns."
"Hervorragende Mentalität"
Auf den Bruch im Spiel seines Teams in der zweiten Halbzeit angesprochen, als aus einer 1:0-Führung binnen weniger Minuten ein 1:2-Rückstand wurde, hob Schröder die positiven Aspekte hervor: "Individuelle Fehler, aus denen die Gegentore resultierten, sind meist schwer erklärbar. Die Reaktion der Mannschaft hat aber gezeigt, dass sie in sich geschlossen und gefestigt ist. Das Team verfügt ganz einfach über eine hervorragende Mentalität. So haben die mutigen, offensiven Wechsel unseres Trainers dann die Wende gebracht." Diese haben die 05er in Baku nicht zum ersten Mal in dieser Saison unter Beweis gestellt. Schon in Unterhaching, Augsburg oder Bremen wurden Rückschläge in Erfolgserlebnisse umgekehrt.
Es sind Erfahrungen, die die 05er im Laufe der langen Saison in immer größeres Selbstvertrauen und in den Glauben an die eigene Stärke umwandeln wollen. In Wolfsburg, bei einem Gegner, der laut Schröder über hohe individuelle Klasse verfügt, gepaart mit höchsten Ansprüchen an sich selbst, werden ebendiese Charaktereigenschaften gefragt sein, um nach der unglücklichen Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen am vergangenen Wochenende die nächsten Punkte einzufahren. "Der Frage nach Ermüdungserscheinungen wollen wir uns trotz der kurzen Regenerationszeit und der dritten englischen Woche gar nicht stellen. Das wäre kontraproduktiv." Zudem dosiere 05-Trainer Schmidt die Belastungen für alle Spieler bislang optimal.
"Müssen als Team funktionieren"
Die Favoritenrollen am Sonntag seien dennoch klar verteilt. Allein die "Extra-Klasse" eines Mario Gomez könne den Unterschied ausmachen, auch wenn der Nationalspieler bislang noch torlos geblieben ist im Dress der Wölfe. "Ich bin absolut überzeugt, dass der Knoten bei ihm platzen wird, gerne aber erst nach dem Spiel am Sonntag", so Schröder. "Letztendlich müssen wir als Team funktionieren und die sich bietenden Chancen nutzen. In der Offensive erarbeiten wir uns in jedem Spiel Gelegenheiten. Unser Vorteil dabei ist, dass unsere torgefährlichen Spieler breit gestreut sind. Das macht uns aktuell schwerer ausrechenbar." Ein Sonderlob hielt Schröder für Regisseur Yunus Malli parat, der seit Wochen jede Partie von Beginn an absolviert und sein hohes Leistungsniveau dabei konstant abruft. "Bei ihm merkt man, dass er in sich ruht und das Vertrauen des Vereins spürt. Klassische Zehner wie er sind heute rar gesät und umso wertvoller. Hinzu kommt nun auch seine hohe Qualität bei Standards."
Mit Malli, aber möglicherweise ohne Yoshinori Muto werden die 05er die Herausforderung in Wolfsburg angehen. Der 1:0-Torschütze von Donnerstagabend erlitt in Baku eine noch nicht genauer diagnostizierte Knieverletzung und droht auszufallen. Bei Jean-Philippe Gbamin wird mit einer kurzfristigen Entscheidung gerechnet. Der defensive Mittelfeldspieler steigerte sein Pensum in der vergangenen Woche von Tag zu Tag. Bevor während der anstehenden Länderspielpause dann mit der Rückkehr gleich zahlreicher verletzter Profis gerechnet wird, gilt es für die Profis der 05er am Sonntag also noch einmal auf die Zähne zu beißen, um den Wölfen ebendiese zu ziehen und mit einem weiteren Erfolgserlebnis im Rücken in die zweiwöchige Pause zu gehen.