1:4 gegen effektive Bayern

1:4 verloren in der Allianz Arena, also chancenlos gegen den FC Bayern? Mitnichten, denn die 05er sahen in München besser aus, als es das Ergebnis anmuten lässt und gingen sogar mit einer Führung in die zweite Halbzeit. Der Rekordmeister mühte sich lange gegen eine eng stehende Mainzer Defensive, fand aber Lücken und nutzte diese dank seiner individuellen Qualität äußerst effektiv. Der FSV wartete zwar mit einer Fünferkette auf, konnte aber auch Impulse nach vorne setzen. Leider zu ineffektiv, um Punkte aus München zu entführen.

Ein Blick auf die Aufstellung des 1. FSV Mainz 05 im Spiel gegen den FC Bayern München verhieß defensiv eingestellte 05er. Thomas Tuchel kündigte vor dem Match bereits eine Überraschungstaktik an, und in der Tat überraschte der 05-Coach mit einer Fünferkette vor dem Tor. Mit den drei gelernten Innenverteidigern Stefan Bell, Bo Svensson und Nikolce Noveski sowie Zdenek Pospech und Junior Diaz vor Christian Wetklo, der den mit Rückenproblemen ausgefallenen Heinz Müller zwischen den Pfosten ersetzte, wollte der FSV der Angriffsmaschinerie der Bayern trotzen. Shawn Parker als einzige Spitze sowie Eric Maxim Choupo-Moting und Nicolai Müller sollten für die Impulse nach vorne setzen. Der Plan schien gut aufzugehen, der erste Torschuss der Bayern erfolgte in der 22. Minute, doch der Kopfball von Dante ging über die Latte. Die 05er indes drangen schon vorher in den gegnerischen Sechzehner ein – Bells Kopfball wurde von Manuel Neuer pariert (5. Minute) und Geis‘ Schuss von der Strafraumgrenze ging einen guten Meter neben den Pfosten (12. Minute). Die Bayern mühten sich gegen die defensiv gut stehenden Mainzer, Arjen Robben setzte aus 18 Metern einen starken Schuss neben das Tor (35. Minute), aber die richtig große Chance wollte sich nicht auftun für den FCB. Der FSV machte hinten zu. Und auch nach vorne ging was. Die 05er nutzten einen Abwehrfehler der Bayern eine Minute vor Abpfiff eiskalt – Shawn Parker schnappte sich die Kugel, lief allein auf Manuel Neuer zu und umkurvte den Nationalkeeper, um zum 1:0 für die 05er einzuschieben. Die 05er gingen mit einer Führung in die Pause.

Fünf Minuten in die zweite Halbzeit hinein durften die 05er noch das 1:0 genießen, doch in der 50. Minute schlug Robben über rechts zu zum 1:1-Ausgleich, und zwei Minuten später brachte Thomas Müller den FCB mit 2:1 in Führung. Nach dem Doppelschlag in zwei Minuten war der FC Bayern wach und drückte gegen die 05-Defensive, Wetklo rettete in der 54. Minute nach einem Schuss von Lahm zur Ecke. Doch die 05er blieben am Ball und ließen sich nicht beeindrucken vom Rückstand, sammelten sich in der Defensive und lauerten auf Konter. Choupo-Moting setzte sich nach einer knappen Stunde nach eben einem solchen nach vorne ab, aber sein Fernschuss aus 20 Metern ging daneben. Nicolai Müller prüfte Neuer, der zur Ecke klären musste (65. Minute). Nach der Ecke musste Neuer wieder retten, diesmal gegen Choupo-Moting, der in der darauffolgenden Situation mit dem Kopf um Haaresbreite scheiterte (66. Minute). Der für Baumgartlinger eingewechselte Christoph Moritz nahm eine Minute später aus der zweiten Reihe Maß und setzte das Leder ebenfalls nur Zentimeter neben den Kasten. Fast sah es so aus, als könnten die 05er das Ruder wieder rumreißen, da kam Mario Mandzukic zur ersten Chance für die Bayern nach einer guten Viertelstunde und erhöhte auf 3:1. Wetklo rettete kurz danach gegen Kroos noch einmal für die 05er vor einem noch höheren Rückstand. Der FSV versteckte sich nicht und blieb weiter kampflustig und aggressiv – und offensiv. Nicolai Müller wurde in der 78. Minute gelbwürdig von seinem Ex-Teamkollegen Jan Kirchhoff gestoppt, Neuer parierte den präzisen Geis-Freistoß allerdings. Doch in der 80. Minute dann ein neuerlicher Rückschlag – Kinhöfer pfiff zum Elfmeter für die Bayern nachdem Schweinsteiger nach Kontakt mit Noveski zu Boden gegangen ist, und Thomas Müller verwandelte sicher zum 4:1-Endstand. Dennoch, der FSV spielte gut mit, stand hinten über weite Strecken sicher und konnte sich nach vorne einige Chancen erarbeiten. Tuchel zeigte sich nach Abpfiff trotz Niederlage weitgehend zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Der Gegner hat seine Chancen heute sehr effektiv gegen uns verwertet. Wenn man mit einem VW-Käfer Baujahr 1970 gegen einen Ferrari antritt, ist so ein Ergebnis wohl zu erwarten. Wir haben gut nach vorne verteidigt, gut gestanden. Wir hätten vielleicht unsere Konterchancen besser nutzen und etwas mehr Spielglück haben müssen – aber es ist vielleicht die Normalität, hier mit leeren Händen wegzufahren.“

FC Bayern München: Neuer – Rafinha (46. Götze), Boateng, Dante (42. Alaba), Contento – Kroos, Lahm, Schweinsteiger – Robben, Mandzukic (75. Kirchhoff), T. Müller.

Trainer: P. Guardiola

Mainz 05: Wetklo – Pospech, Bell, Svensson (57. Park), Noveski, Diaz – N. Müller, Baumgartlinger (67. Moritz), Geis, Choupo-Moting – Parker (79, Saller).

Trainer: T. Tuchel

Schiedsrichter: T. Kinhöfer (Herne)

Tore: 0:1 Parker (44. Minute), 1:1 Robben (50. Minute), 2:1 T. Müller (52. Minute), 3:1 Mandzukic (68. Minute), 4:1 T. Müller (80. Minute, FE).

Zuschauer: 71.000