Profis 22.02.2023 - 19:00 Uhr
"Dann weiß jeder, dass er alles geben kann"
Dominik Kohr stabilisierte das Mainzer Spiel in Leverkusen als Joker & genoss den Rosenmontagszug, am Freitag sollen die nächsten Punkte her. Die öffentlich gemachten Nachrichten auf seinem Instagram-Kanal hat er indes abgehakt.
Am Sonntagabend gab Dominik Kohr nach seinem unglücklichen Sturz beim Auftritt der 05ER bei Union Berlin beim 3:2-Sieg über Bayer Leverkusen sein Comeback. Eine knappe halbe Stunde stand der defensive Mittelfeldspieler gegen die "Werkself" auf dem Platz, verlieh dem Mainzer Spiel in einer hektischen Phase, in der die Hausherren gerade ausgeglichen hatten, mehr Kontrolle. Und hatte somit seinen Anteil am Auswärts-Dreier im Rheinland, der den Mainzern nicht nur tabellarisch enorm guttat, sondern auch eine ausgezeichnete Steilvorlage für die Feierlichkeiten am Rosenmontag war. Bei strahlendem Sonnenschein genoss Kohr auf dem Mainzer Umzugswagen gemeinsam mit seinen Teamkollegen das Bad in der Menge. "Es war ein perfekter Tag", resümierte der robuste Mittelfeldspieler seine Premiere in der Mainzer Fastnacht. "Das würde ich gerne nochmal machen."
Schnelles Comeback nach "heftigem Aufprall"
Dass Kohr am Vorabend des Rosenmontags in der Partie gegen Leverkusen überhaupt schon wieder auf dem Feld stand, ist wohl dem "schnellen Heilungsprozess" nach seiner Nackenverletzung zu verdanken. Bei der 1:2-Niederlage an der Alten Försterei war der defensive Mittelfeldspieler nach einem Zweikampf mit dem Kopf auf dem Boden gelandet, welcher anschließend wegknickte. "Ich wusste schon in dem Moment, dass es ein heftiger Aufprall werden wird, weil ich beim Absprung gemerkt habe, dass Janik Haberer mich unterläuft und ich in einer hohen Position war", erinnert sich Kohr an die Szene. Die TV-Bilder seien dann "noch heftiger gewesen, als es sich in der Situation angefühlt hat", so die Mainzer Nummer 31 weiter. "Das sah schon sehr übel aus und ich bin froh, dass der Heilungsprozess so schnell vorangeschritten ist, denn das hätte alles noch viel schlimmer ausgehen können."
Im Heimspiel gegen den FC Augsburg nahm Kohr dann direkt wieder auf der Bank Platz, kam zwar nicht zum Einsatz, unterstützte das Team jedoch von der Seitenlinie. Dies sei nochmal etwas anderes, als auch der Tribüne zu sitzen, so der 29-Jährige. In der vergangenen Woche sei es dann stetig besser geworden, weshalb der Führungsspieler "eine Option für das Spiel gegen Leverkusen war."
Auch als Joker mit 100 Prozent dabei
Nach etwa einer Stunde kam Kohr in der BayArena auf das Feld. Es sei zwar ein bisschen ungewohnt gewesen, von der Bank zu kommen, letztlich mache es aber keinen Unterschied. "Wenn der Trainer mich braucht, bin ich da. Ich denke, ich habe am Wochenende gezeigt, dass ich auch meine Leistung bringe, wenn ich reinkomme", erläutert der Zentrumsspieler, der in dieser Saison zuvor einzig beim Pokalspiel beim VfB Lübeck als Joker zum Einsatz gekommen war.
Kohr fügte sich hervorragend ein, ordnete das Spiel und agierte gewohnt robust vor der Abwehr. "Es war eine hitzige Phase, in der Leverkusen Druck gemacht und mit ihren Einwechslungen Schwung reingebracht hat. Nach dem Ausgleich war es für uns wichtig, das Spiel unter Kontrolle zu bringen", beschreibt der defensive Mittelfeldspieler die Phase nach dem Leverkusener Treffer zum 2:2 durch den zuvor eingewechselten Patrik Schick.
Dazu trugen die Mainzer Einwechselspieler in diesen Minuten bei. Kohr und Marcus Ingvartsen attestierte FSV-Coach Bo Svensson schon unmittelbar nach dem Spiel eine mitentscheidende Rolle, das Spiel sei nach den Wechseln wieder ausgeglichener gewesen. Kohr selbst hob auch die Leistungen von Silvan Widmer und Aarón hervor, die nach ihren Einwechslungen in der 74. Minute "einen überragenden Job gemacht haben". Es tue der Mannschaft gut, wenn von der Bank frische Spieler kommen können, die das Spiel positiv beeinflussen. "Dann weiß jeder, dass er alles geben kann", so Kohr. Wenn jemand nicht mehr kann, könne man wechseln. "Dann kommt ein neuer Spieler rein, der alles gibt. Dadurch wird unser Spiel nicht schlechter. Im Gegenteil, es kann dazu beitragen, dass es noch besser wird."
Ertrag für die harte Arbeit
In Leverkusen wirkten die Wechsel jedenfalls: Widmer wurde knapp zehn Minuten vor Schluss im Leverkusener Strafraum in Szene gesetzt und zu Fall gebracht, Ingvartsen verwandelte den fälligen Elfmeter zum 3:2-Endstand. Svensson sprach nach dem Spiel davon, dass seine Mannschaft ihre Qualität zunehmend bestätigt. "In der langen Pause haben wir darauf hingearbeitet, jetzt spüren wir auch den Ertrag. Wir hatten nicht immer Glück, sind aber auf dem richtigen Weg", beschreibt Kohr den "Entwicklungsprozess", den man auf den Platz bringe. "So soll es sein!"
Man dürfe nun nicht aufhören und müsse weiter hart arbeiten, sei aber froh, mittlerweile 29 Zähler auf dem Konto zu haben. "Jetzt wollen wir noch mehr Punkte einsammeln und dann schauen wir, wo wir am Ende der Saison stehen."
"Das gehört einfach nicht dazu und das wollte ich mal öffentlich machen."
Neben den positiven Entwicklungen, dem Auswärtssieg in Leverkusen und der ausgelassenen Stimmung am Rosenmontag beschäftigte Kohr dieser Tage aber auch ein wenig erfreuliches Thema, welches der FSV-Akteur nach dem Auswärtsspiel in der BayArena via Instagram an die Öffentlichkeit brachte. Üble, teils persönliche Beleidigungen waren auf den geteilten Screenshots der "Direct Messages" des 29-Jährigen zu lesen. "Wenn ich ehrlich bin, berühren sie mich gar nicht. Ich fand nur, dass es an der Zeit war, sowas mal zu veröffentlichen, denn es war nicht das erste Mal, dass ich solche Nachrichten bekommen habe. Ich glaube, die Leute wissen in dem Moment gar nicht, was sie da schreiben und denken nicht darüber nach", erklärt der gebürtige Trierer und weiß, dass es sicherlich Spieler gibt, die sich über solche Nachrichten mehr Gedanken machen.
"Sowas wünscht man sich natürlich nicht, denn Fußball ist ein Sport, bei dem zwei Mannschaften fair miteinander umgehen", so Kohr. Dass es auf dem Platz mal hitziger und emotional zur Sache geht, sei normal. Mit den Beleidigungen sei dann aber ein Punkt überschritten. "Das gehört einfach nicht dazu und das wollte ich mal öffentlich machen."
Sichtlich angefasst war der 235-malige Bundesliga-Spieler von den Reaktionen auf seine Posts. Von Mainzern und Anhängern seiner ehemaligen Vereine habe er "gefühlt 1000 aufmunternde Nachrichten bekommen", so der 29-Jährige. "Das fand ich krass und hat mich berührt."
Vorfreude auf das Flutlicht-Duell mit der Borussia
Sportlich geht es für die 05ER bereits am Freitagabend um 20.30 Uhr (live auf DAZN & 05ER.fm) mit einem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach weiter. "Flutlicht-Spiele sind immer schön", freut sich Kohr bereits jetzt auf das Duell mit dem Tabellennachbarn vor heimischem Publikum.
Die Situation sei für das Svensson-Team vor dem Gladbach-Spiel eine andere als noch vor den Duellen mit dem VfL Bochum und dem FC Augsburg vor heimischem Publikum. "Das waren Muss-Siege, sonst gerätst du unten rein. Ich finde, da gehören wir nicht hin. Um den Abstieg müssen andere Vereine kämpfen, das haben wir in den Spielen unter Beweis gestellt", erklärt Kohr selbstbewusst. Nun möchte man mit einem Sieg am Freitagabend vorlegen und dann "ganz entspannt die anderen Spiele beobachten", gibt der zentrale Mittelfeldspieler den Plan für das kommende Wochenende vor.
Tickets für die Partie sind im Online-Shop, telefonisch oder in den Fanshops erhältlich.