Profis 08.11.2020 - 14:30 Uhr

Erster Punkt im Marathon

Rouven Schröder nach freudlosem 2:2 im Duell gegen Schalke: "Wir werden nicht den Glauben verlieren"

So recht zufrieden war keiner der Protogonisten nach dem Remis in der OPEL ARENA.

Zehn Jahre ist es her, dass der 1. FSV Mainz 05 einen Startrekord hinlegte und sich mit 21 Punkten nach sieben Spieltagen an die Tabellenspitze der Bundesliga setzte. Am siebten Spieltag der Saison 20/21 vermied die Mannschaft von Jan-Moritz Lichte  nun immerhin einen neuen Negativrekord. Der erste Punkt, dieses 2:2 in der OPEL ARENA gegen den FC Schalke 04, gab jedoch wenig Anlass zur Freude. "Es fühlt sich wie eine Niederlage an", sagte Rouven Schröder.

Der Trainer der ebenfalls weiterhin sieglosen Schalker empfand nach dem Schlusspfiff ähnlich wie die Mainzer und zog daraus eine Schlussfolgerung, die exakt auch den weiteren Saisonverlauf in Mainz beschreibt. Man müsse sich von Erwartungen verabschieden, dass der Weg zur Besserung ein Sprint werde. "Es wird ein Marathon", sagte Manuel Baum. Auch am Bruchweg ist genau diese Mischung aus Geduld und kontinuierlicher Arbeit angesagt. "Es ist eine Situation, durch die wir durchmüssen", erklärte der 05-Sportvorstand. "Trotz allem haben wir nun den ersten Punkt. Es ist für alle auch im Umfeld sehr schleppend, aber wir werden nicht den Glauben verlieren."

Großchance vor der Pause

Während die Gäste aus Gelsenkirchen in erster Linie den Schiedsrichter inklusive Videobeweis hauptverantwortlich dafür machten, dass sie nicht mit drei Punkten nach Hause fahren durften, konzentrierten sich die Mainzer auf die vergebenen Großchancen bei eigener 2:1-Führung als Ursache für das erneute Ausbleiben des so ersehnten Erfolgserlebnisses. Schiedsrichter Patrick Ittrich hatte nach Videobeweis das Foulspiel von Matija Nastasic an Jonathan Burkardt als elfmeterreif bewertet und damit Daniel Brosinski die Möglichkeit zum 1:0 gegeben. Nach dem Ausgleich durch einen direkt verwandelten Freistoß von Mark Uth nach unnötigem Foulspiel von Danny Latza an Goncalo Pacienca, ahndete Ittrich nach Überprüfung der Aktion dann ein Foul von Ozan Kabak an Jean-Philippe Mateta erneut mit Strafstoß, den der Franzose selbst sicher zur 2:1-Führung verwandelte.

Und danach ließen die Mainzer den möglichen Sieg liegen. Sekunden vor der Pause scheiterte Mateta freistehend an Schalke-Keeper Frederik Rönnow. Nach dem Wechsel scheiterte Burkardt in ähnlicher Ausgangslage, und Mateta legte bei der dritten Großchance nach demselben Muster den Ball am Tor vorbei. "Wir werden dafür bestraft, dass wir nicht effektiv waren in der Chancenverwertung", klagte Schröder nachher.

Jean-Philippe Mateta hatte unmittelbar vor dem Ausgleich die Vorentscheidung auf dem Fuß, der Ärger über die vergebene Großchance stand dem Franzosen ins Gesicht geschrieben.

Und dann kassierte das Team am Ende auch noch den Ausgleich. Wieder einmal unnötig und mehr als unglücklich, weil Robin Zentner eine Flanke von Steven Skrzybski ans Schienbein von Jeremiah St. Juste abwehrte, von wo der Ball ins Tor trudelte. "Wir hatten viel Energie auf dem Feld, man hat in jeder einzelnen Phase gesehen, dass die Mannschaft einen Dreier für Mainz 05 holen wollte, aber diese Gegentore begleiten uns und das ist extrem bitter", sagte Schröder.

Lichte: Gnadenloser gestalten

"Wir ärgern uns einfach, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben. Wir hatten drei Situationen, in denen wir eins gegen eins auf den Torwart zu laufen und nicht das 3:1 erzielen", resümierte Jan-Moritz Lichte, der in der Pressekonferenz auf die Frage, ob das nicht alles nur Durchhalteparolen seien, erwiderte: "Ich kann nur das sagen, was ich da sehe. Und ich sehe, dass wir die Chancen haben und dass wir sie nicht machen. Das hat nichts mit Durchhalteparolen zu tun. Wir hätten gerne drei Punkte geholt. Wir haben sie nicht und es lag an Situationen, in denen wir nicht die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor gezeigt haben. Daran werden wir weiter arbeiten. Wir können es ja jetzt nicht einstellen."

Der 05-Trainer, der im Laufe des Spiels mehrfach umgestellt hatte, unter anderem Mitte der ersten Hälfte von einem 4-2-3-1 auf ein 5-3-2, um den Spielfluss der Gäste einzudämmen, die sich geschickt dem Mainzer Pressing entzogen, wird auch in der nun anstehenden Länderspielpause auf seinem Weg akribischer Arbeit und Analyse weitermachen. "Wir werden diese Partie, wie alle anderen Spiele auch, in Ruhe, aber genauestens aufarbeiten. Wir haben jetzt den Punkt geholt und waren sehr nahe dran, das Spiel zu gewinnen. Damit müssen wir umgehen. Aber das müssen wir natürlich auch nutzen, aufzuzeigen, dass wir nahe drin sind. Wenn wir konsequentere Abschlüsse haben, dann ziehen wir das Ergebnis auf unsere Seite. Wir werden daran arbeiten, damit wir solche Situationen in den nächsten Spielen gnadenloser gestalten."