Fans 21.04.2020 - 15:00 Uhr
Gelebte Solidarität von Fans für Fans
Die Fanszene des FSV hat einem italienischen Krankenhaus mit einer Spende unter die Arme gegriffen – aus Solidarität mit dem ortsansässigen Fußballklub
Drei Fanfreundschaften leben die Anhänger des FSV derzeit. Zum MSV Duisburg, zu Iraklis Thessaloniki und zum Casertana FC aus Italien unterhalten die Mainzer enge Beziehungen. Insbesondere die Verbindung zu letztgenanntem Verein dürfte sich kurz vor dem 05. Jahrestag der Freundschaft, die in der Vergangenheit von regelmäßigen gegenseitigen Stadionbesuchen geprägt war, inmitten der Corona-Krise intensiviert haben.
"Fanno aggregazione" beschreibt ein sprachliches Konstrukt aus Italien, das sinngemäß folgendes beschreibt: Gemeint ist damit, dass sich im sozialen Miteinander, beispielsweise bei gemeinsamen Unternehmungen Aufgaben gestemmt werden und sich so positive Synergien ergeben. So auch, wenn sich Menschen in einem Fanprojekt oder Gemeinden gemeinsam in Projekten engagieren, erklärt Vittorio aus Caserta. Solidarität und Zusammenhalt lauten die Schlagwörter in Fanszenen aller Welt. Dass diese Solidarität vor Grenzen keinen Halt macht, hat die Fanszene der 05ER kürzlich unterstrichen und 1000 Euro an das Krankenhaus von Caserta, einer 75.000-Einwohner Stadt in der italienischen Region Kampanien, gespendet. Die Wahl fiel dabei keinesfalls zufällig, verbindet die Fans des FSV mit dem italienischen Drittligisten Casertana FC doch eine innige Freundschaft.
Gemeinsam im Stadion
"Wir haben die Ultras aus Mainz 2014 über Messina kennengelernt. Anschließend hat sich dann ein gutes Verhältnis entwickelt. Nach und nach ist diese Beziehung dann gewachsen und wir sind richtig gute 'Brüder' geworden", erklärt Casertana-Fan Vittorio. Was die Corona-Krise angeht, die sein Heimatland besonders hart getroffen hat, ist er optimistisch, dass das Schlimmste bald überstanden sein wird. "Ich bin mir sicher, wir werden die Mainzer bald wiedersehen können und uns in die Arme fallen!" Die in seinen Worten mitschwingende Vorfreude darauf dürfte sich in den vergangenen Wochen nicht nur aufgrund der Krankenhaus-Spende vergrößert haben, haben Mitglieder der Mainzer Fanszene doch zudem auch kulturelle Einrichtungen der Stadt, u.a. Bars und Cafés, finanziell unterstützt, wie Vittorio, der selbst schon mehrfach zu Gast in der OPEL ARENA war und die Mainzer Gastfreundschaft besonders lobend erwähnt, hervorhebt.
Dass Fanszenen in Mainz, aber auch deutschlandweit sich zuletzt mit kreativen Formen der gesellschaftlichen Solidarität hervorgetan haben, ist aus Sicht von Vincent Braun, ehemaliger Vorsänger des FSV und seit Sommer 2019 Fanbeauftragter, indes keine überraschende Entwicklung: "Ich habe das in der Vergangenheit selbst erlebt und würde es als eine Art Automatismus bezeichnen, der sich aus der Szene heraus von ganz allein entwickelt. Man stellt sich, wie bei seinem eigenen Verein auch, die Frage: 'Wie könnten wir hier helfen?' In welcher Form auch immer, man will füreinander da sein und bestmöglich unterstützen – ohne Zwang", erläutert Braun.
Die 05-Fans haben sich dabei im Übrigen nicht nur mit der Unterstützung des italienischen Klubs hervorgetan, sondern zuletzt auch durch eine in Mainz und Rheinhessen deutlich sichtbare Initiative auf sich aufmerksam gemacht. Unter dem Motto "Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut!" werden neben einem Unterstützershirt auch Aufkleber sowie Jutebeutel angeboten, um verschiedene Einrichtungen mit den Erlösen zu unterstützen. Alle Infos zur Initiative findet ihr hier. "Die Fanszene profitiert bei derlei Aktionen von den unterschiedlichsten Begabungen oder Berufen. Das ist letztendlich das Schöne an der Sache, die Fähigkeiten sind breit gefächert und alle helfen auf ehrenamtlicher Basis, ohne direkt etwas dafür zurück zu bekommen. Ich finde, das ist auch nicht selbstverständlich und umso erwähnenswerter", lobt Braun, der sich derzeit selbst ehrenamtlich im Rahmen der von Fans und Verein initiierten Aktion 05ER Helfen engagiert, die vielbeachtete Initiative.