Spielberichte 04.11.2023 - 17:40 Uhr
FSV ringt Leipzig nieder & feiert ersten Saisonsieg
Lee & Barreiro treffen spät und sichern verdiente drei Punkte
Eine Halbzeit Sicherheit geholt und nach Wiederbeginn dann zur fußballerischen Vollgasveranstaltung gebeten haben die 05ER am Samstagnachmittag im Duell mit RB Leipzig, an dessen Ende der FSV mit über 30.000 Fans in der MEWA ARENA den ersten, unter dem Strich völlig verdienten ersten Saisonsieg feiern durfte. Die Treffer in der Schlussphase, die klar an die Rheinhessen und ihren neuen Trainer Jan Siewert ging, markierten Jae-sung Lee nach herausragender Vorarbeit Karim Onisiwos, bevor Leandro Barreiro drei Minuten später den Sack zumachte. Der Champions-League-Teilnehmer hatte dem Mainzer Doppelschlag nicht mehr viel entgegenzusetzen, so dass sich auch der erneut starke Robin Zentner im Tor über seine erste weiße Weste der Saison freuen durfte.
Drei Umstellungen hatte Jan Siewert gegenüber dem Pokal-Aus bei Hertha BSC vorgenommen: Sepp van den Berg, Dominik Kohr und Marco Richter rückten für Tom Krauß, Aymen Barkok sowie den angeschlagenen Brajan Gruda in die Startelf. Nominell sollten die Mainzer mit ihrem Personal aus einer 3-4-2-1-Grundorndung mit Onisiwo als einziger Spitze heraus agieren.
05ER gut sortiert, nach vorne aber ungefährlich
In einer von Beginn an hitzigen Atmosphäre verzeichneten die Gäste erwartungsgemäß mehr Ballbesitz, die 05ER warfen sich dafür in jeden Zweikampf und verdienten sich in den Anfangsminuten mehrfach Szenenapplaus. Nach einer knappen Viertelstunde dann aber ein Rückschlag für die Gastgeber um ihren neuen Trainer. Joshua Guilavogui kam im Zweikampf gegen Lois Openda an der Außenlinie einen Tick zu spät und verletzte sich bei seinem Tackling obendrein. Für den Neuzugang ging es auch nach einer kurzen Behandlungspause nicht weiter, so dass Siewert in Danny da Costa früh seinen ersten Joker ziehen musste (16.). Der frische Mann übernahm den rechten Flügel und Edimilson Fernands rückte auf die halbrechte Innenverteidiger-Position, während Sepp van den Berg ins Zentrum rückte.
Die Leipziger wurden in der Folge druckvoller im Spiel nach vorne und stellten die 05-Defensive immer wieder vor Probleme, allerdings zunächst, ohne dass es richtig brenzlig wurde rund ums Gehäuse von Zentner. Nach 20 Minuten tauchte Christoph Baumgartner etwas glücklich frei vor der Nummer eins des FSV auf, Maxim Leitsch klärte den Ball letztlich aber ohne große Not. Acht Minuten später kam Xavi nach einer Umschaltaktion der Gäste aus halbrechter Position zum Abschluss, das Leder landete aber auf der Hintertortribüne (28.). Der FSV biss sich hier weiter rein in die Partie, blieb in den ersten 30 Minuten offensiv aber beinahe wirkungslos. Bei den sich immer mal wieder bietenden Gelegenheiten, schnelle Gegenstöße einzuleiten, fehlten entweder der Mut zum Risiko oder aber eine Anspielstation. Als eine solche aussichtsreiche Situation in der 38. Minute dann wirklich mal reichlich Raum bot, erkannte Anthony Caci diesen einen Moment zu spät, so dass die Leipziger den eigenen Strafraum rechtzeitig erreichten, um ein sauberes Zuspiel auf Onisiwo zu verhindern. Erstmals einen Hauch von Torgefahr strahlten die 05ER so erst eine Minute vor der Pause aus, als Richter nach einer Co-Produktion mit Dominik Kohr aus gut 20 Metern abziehen konnte, seinen Versuch allerdings rund einen Meter zu hoch ansetzte (44.). Auch in der zweiten Minute der Nachspielzeit versuchte sich die Mainzer Nummer zehn dann nochmal aus der Distanz, sein Linksschuss landete jedoch neben dem Gehäuse. In den Minuten vor der Pause hatte die Partie nochmal Fahrt aufgenommen, so dass der FSV das 0:0 etwas glücklich, aber keinesfalls unverdient mit in die Katakomben nahm.
Impressionen aus der MEWA ARENA
Offenes Visier nach der Pause, Lee & Barreiro treffen
Nach der Pause - beide Teams kehrten unverändert zurück - brauchte die Partie nicht lange, um Fahrt aufzunehmen: Zunächst scheiterte Lee mit einem Schlenzer an Janis Blaswich (47.), eine Minute später verpasste Xavi das Tor nur knapp (48.), und wiederum nur knapp eine Zeigerumdrehung später konnten die Leipziger eine scharfe Hereingabe Richters vom zweiten Pfosten nach einer Flanke von da Costa im Fünfmeterraum klären (49.). Die 05ER setzten nun zwar offensiv häufiger Akzente, ganz kräftig am ersten Treffer schnupperten nach einer knappen Stunde jedoch zunächst die Gäste, als wieder Xavi im Anschluss an einen Eckball aus der zweiten Reihe abzog, Zentner aber glänzend zur Ecke abwehren konnte (58.). Die Begegnung lebte von großem Kampf und Spannung. In der 66. Minute schalteten die Mainzer dann ihrerseits schnell, als Schiedsrichter Bastian Dankert nach einer klasse Rettungsaktion von Edimilson auf Abstoß statt Eckball entschied und es plötzlich ganz fix ging. Onisiwo brach auf rechts durch und legte quer für Kohr, der direkt abschloss, den Pfosten jedoch um Zentimeter verfehlte. Der Großteil der gut 30.000 Zuschauer hatte den Torschrei bereits auf den Lippen gehabt (66.). Unmittelbar danach reagierte Siewert und brachte Aymen Barkok sowie Tom Krauß für Kohr und Richter. Die Fans waren spätestens jetzt voll da und peitschten ihr Team unerbittlich nach vorne - das sollte sich auszahlen. Denn der FSV schien sichtlich beflügelt von der Leistungssteigerung nach der Pause und kombinierte sich immer häufiger gefällig durchs Mittelfeld. So auch in der 74. Minute, als das Leder über Barkok, Lee und Onisiwo auf links bei Caci landete, dessen Hereingabe der Südkoreaner im Zentrum nur haarscharf verpasste. Zwei Minuten später sollte die mittlerweile verdiente Führung aber fallen: Onisiwo, der nach Wiederbeginn wie ausgewechselt wirkte, ließ Lukas Klostermann auf rechts aussteigen und flankte punktgenau vors Tor, wo Lee technisch blitzsauber per Kopf zum 1:0 einnetzen konnte - ein herausragender Angriff.
Der FSV blieb nach diesem erlösenden Treffer dran und sollte nur drei Minuten später nachlegen, wenngleich er einige Minuten zittern musste, bis Dankert den Treffer Barreiros nach Sichtung der Videobilder gab. Onisiwo hatte nach einer unübersichtlichen Situation im Leipziger Strafraum geflankt und der Luxemburger das Leder aus kurzer Distanz zum 2:0 über die Linie gedrückt (79). Im Anschluss agierten die Hausherren cool, kämpften bis zum Schluss und ließen fast nichts mehr anbrennen. Der erste, so wichtige Dreier der Saison sollte nicht mehr in Gefahr geraten. Die Erleichterung nach dem Schlusspfiff war allen Mainzern im Stadion anzusehen und anzuhören - die erste Siegesfeier vor heimischer Kulisse seit mehr als sechs Monaten konnte starten.
Nach dem ersten kleinen Befreiungsschlag im Tabellenkeller zwei Tage nach dem Abschied von Bo Svensson schraubt der FSV sein Punktekonto auf sechs Zähler hoch und ist am kommenden Samstag, den 11.11., bei Darmstadt 98 gefordert. Der Gästeblock ist bereits restlos ausverkauft.
MAINZ 05 - LEIPZIG 2:0 (0:0)
FSV: Zentner - Edimilson, van den Berg, Guilavogui (16. da Costa), Leitsch, Caci - Kohr (67. Krauß), Barreiro, Lee (90.+2 Papela), Richter (67. Barkok) - Onisiwo (90.+2 Ajorque)
Leipzig: Blaswich - Henrichs, Simakan, Klostermann, Lukeba, Raum - Schlager, Kampl (82. Haidara), Xavi, Baumgartner (67. Werner) - Openda (67. Sesko)
Tore: 1:0 Lee (76.), 2:0 Barreiro (79.)
Zuschauer: 30.100
Schiedsrichter: Bastian Dankert