Jenz: “Das Vertrauen ist sehr hoch – das ist das A und O“

Am Samstag wurden die vielen Fans in der MEWA ARENA nach dem 2:0-Heimsieg gegen St. Pauli Zeugen, wie Moritz Jenz erstmals den Gang hoch zu den Ultras und ans Mikrofon antrat. Seine Aufgabe: Nach dem zweiten Sieg in Folge die "Humba" anstimmen und die Feierlichkeiten am Fastnachtsspieltag damit endgültig zu eröffnen. Für den Defensivakteur eine völlig neue Erfahrung: “Es war schon ziemlich surreal, die vielen Fans in der Kurve verkleidet zu sehen. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, dass ich nach oben durfte, die Fans haben mich auch alle sehr nett aufgenommen. Trotzdem war ich ein bisschen nervös, aber letztendlich war es total lustig“, beschreibt Jenz seine Extra-Meter in der Nachspielzeit. 

"Habe lange darauf gewartet"

Auch auf das Rahmenprogramm und die spezielle Stimmung rund um diesen außergewöhnlichen Spieltag hatte sich der gebürtige Berliner im Vorfeld gefreut: “Es war mein erster Fastnachtsspieltag, ich habe lange darauf gewartet. Es war sehr besonders, genauso wie das Fastnachtstrikot beim Spiel zu tragen“, so der 25-Jährige über die vierfarbbunten Shirts der Mainzer. Auch die Verkleidungen der Fans seien ihm keinesfalls entgangen. “Natürlich war ich auch auf die Fans gespannt. Auf dem Weg zum Stadion habe ich schon gesehen, dass die meisten im Kostüm unterwegs waren und die Stimmung war bei allen super.“ 

Als der Ball um 15.30 Uhr rollte, rückte all das jedoch zunächst in den Hintergrund: Die Mainzer taten sich gegen ein gut aufgelegtes St. Pauli in den ersten 45 Minuten schwer, nach dem Seitenwechsel leiteten Jae-sung Lee (67.) und schließlich Paul Nebel (90.+5) jedoch alles für den Heimsieg in die Wege. Zum dritten Mal in Folge und insgesamt neunten Mal in der aktuellen Bundesliga-Saison kassierte der FSV kein Gegentor – Jenz, der in den jüngsten drei Spielen jeweils in der Startelf stand, hatte großen Anteil daran. “Ich denke, die viele harte Arbeit, die wir im Training im defensiven Bereich investieren, zahlt sich im Moment einfach aus. Wir konzentrieren uns unter anderem stark auf die Blockdefensive sowie Zweikämpfe und jeder hat ein gutes Gefühl dabei“, so der Innenverteidiger über die Schwerpunkte in der Mainzer Abwehr. 

Mit Vokuhila auf den Wagen?

Ein wichtiger Aspekt seien zudem die vielen defensiven Optionen im Verletzungsfall: “Wenn mal jemand ausfällt, dann haben wir einen anderen Verteidiger, der auf demselben Niveau spielen und alles geben kann. Das Vertrauen ist sehr hoch – das ist das A und O und deshalb läuft es gerade auch so gut.“ Der vom VfL Wolfsburg ausgeliehene Jenz kann seine Aufgaben nach den ersten Monaten in Mainz sehr genau definieren: “Ich mag die Chefrolle in der Verteidigung, ich organisiere gerne und möchte dafür sorgen, dass sich meine Mitspieler auf mich verlassen können. Daher würde ich nach wie vor sagen, dass die Bezeichnung als 'Fels in der Brandung' gut zu mir passt“, beschreibt der Defensivakteur seinen Charakter auf dem Platz. Abzuwarten bleibt, in welche Rolle der 25-Jährige am Rosenmontag auf dem Umzugswagen von Mainz 05 schlüpfen wird: Jenz ist einer von zehn Spielern, die mitfahren dürfen, noch fehlt ihm allerdings das passende Kostüm. “Ich muss mir noch überlegen, wie ich mich verkleide. Meine erste Idee war, mir eine Vokuhila-Perücke aufzusetzen, aber mehr weiß ich noch nicht.“

"Müssen Vollgas geben, eklig und aggressiv sein"

Kommt Zeit, kommt Rat: Ohnehin steht für die 05ER vor dem närrischen Feiertag noch eine Bundesliga-Partie auf dem Programm. Am kommenden Samstag (15.30 Uhr, live bei SKY und 05ER.fm) sind die Rheinhessen in Leipzig zu Gast und treffen dort auf ihren punktgleichen Tabellennachbarn. “Es wird bestimmt ein interessantes Spiel, wir treffen auf eine der Top-Mannschaften in Deutschland“, freut sich Jenz auf die nächste Aufgabe, weiß aber auch um die Stärken des Gastgebers: “Ich stelle mich auf eine intensive Partie mit hohem Pressing der Leipziger ein. Außerdem sind sie im Ballbesitz sehr gut und spielen häufig mit kleinen Kombinationen durch die Mitte. Wir müssen wie in jedem anderen Spiel Vollgas geben, eklig und aggressiv sein und dürfen keine Angst haben.“

Als derzeit Fünftplatzierter können die Rheinhessen mit viel Selbstvertrauen in Richtung Messestadt fahren. Dennoch gäbe es nach 23 von 34 Spieltagen noch keinen Anlass dazu, von Europa zu träumen: “Für uns als Mainzer ist es auf jeden Fall etwas Besonderes, wieder so weit oben mitzuspielen, aber wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen. Von internationalen Wettbewerben zu sprechen, ergibt in dieser Phase der Saison keinen Sinn“, zeigt sich Jenz bodenständig und betont, im Hier und Jetzt bleiben zu wollen. “Wir müssen erstmal unsere Hausaufgaben machen, fokussieren uns daher auf das nächste Spiel und werden am Ende der Saison schauen, wo wir stehen – wenn wir einen der vorderen Plätze belegen, haben wir es uns dann auch verdient, eventuell auf europäischer Ebene zu spielen.“

Mit den eigenen Fans im Rücken

Der nächste Schritt auf dem Weg dorthin wäre ein Sieg bei den Sachsen – die Mainzer treten diese Reise überdies nicht allein an. Mehr als 2000 Fans werden den FSV zum Auswärtsspiel nach Leipzig begleiten. Jenz freut sich jedes Mal ungemein über diese Unterstützung in der Fremde: “Als wir vor knapp zwei Wochen in Heidenheim gespielt haben und auf den Platz gekommen sind, waren wir echt überrascht, wie viele Mainzer da waren. Das brauchen wir absolut und wir schätzen diese Unterstützung als Mannschaft sehr. Wir freuen uns immer über viele Fans und hoffen, dass wir auch in Leipzig wieder mit lautstarkem Support rechnen können.“