Spielbericht 09.04.2022 - 00:00 Uhr
Nach Zwei-Tore-Führung: FSV unterliegt Köln
Das war ein Wechselbad der Gefühle! Eine ganz bittere Auswärtsniederlage hat der 1. FSV Mainz 05 am Samstagnachmittag im Duell mit dem 1. FC Köln kassiert. Beim 2:3 (1:0) reichte den Rheinhessen, die über eine Stunde lang einen guten Auftritt hingelegt und völlig verdient geführt hatten, auch eine Zwei-Tore-Führung - Jonny Burkardt und Karim Onisiwo hatten getroffen - nicht, um Punkte mitzunehmen. Vielmehr drehten die Kölner die Partie in den letzten 30 Minuten dank der Treffer von Ellyes Skhiri, Dejan Ljubicic und Luca Kilian. Der FSV konnte am Ende trotz einer Klasse-Chance in der Nachspielzeit nicht noch einmal zurückschlagen.
Sportdirektor Martin Schmidt analysierte nach dem Schlusspfiff: "Bis zur 60. Minute war es ein sehr gutes Auswärtsspiel. Wir haben klar und verdient geführt. Vielleicht waren wir uns dann zu sicher, der Gegner war platt und die Ecke zum 1:2 kam aus heiterem Himmel. Das hat sie ins Spiel zurückgebracht. Sie haben zudem sehr gut gewechselt. Das gab Rückenwind, die Zuschauer kamen dazu. Im Zentrum hatte Köln dann das Übergewicht."
Nur eine Veränderung hatte Bo Svensson gegenüber der Niederlage in Augsburg vorgenommen und Anton Stach für Jae-sung Lee ins Team beordert, und dabei zunächst den richtigen Riecher bewiesen.
Burkardt mit der Führung
"Fußball pur" hatte sich der 05-Cheftrainer vor dem Duell versprochen, und auf dem Rasen sollte es vor rund 50.000 Zuschauern in der Tat gleich gut zur Sache gehen. Die 05ER waren in der Anfangsphase sichtlich darum bemüht, diese Anfangsphase aktiver und intensiver zu gestalten, als das in Mönchengladbach und Augsburg der Fall gewesen war. Ein Vorhaben, das durchaus gelang und dazu führte, dass die Kölner zunächst kaum konstruktiv in die Partie fanden, während der FSV seine erste Gelegenheit nach einer knappen Viertelstunde gleich nutzen sollte: Alexander Hack bediente aus der eigenen Hälfte startend Burkardt, der auf Onisiwo weiterleitete, der seinerseits den mitgelaufenen Hack fand. Der Abwehrspieler reagierte glänzend, denn sein Direktpass landete im Lauf von Burkardt, der nicht lange fackelte und das Leder in der kurzen Ecke zur Führung unterbrachte - der Mainzer Leihspieler Kilian hatte in dieser Szene noch entscheidend abgefälscht (14.).
Die Gastgeber hingegen hatten auch in der Folge Mühe, Lücken in der Mainzer Defensive aufzutun und mussten zudem immer auf der Hut sein vor schnellen Gegenstößen der Rheinhessen. Nachdem Florian Kainz Robin Zentner nach 20 Minuten erstmals geprüft hatte, schnupperten so auch folgerichtig die Mainzer gleich zweimal am zweiten Treffer: Zunächst scheiterte der 05-Torschütze mit seinem schwächeren linken Fuß aus rund 20 Metern an Marvin Schwäbe im Kölner Tor (24.). Und nur zwei Minuten später hatte Jean-Paul Boëtius die ganz dicke Gelegenheit aufs 2:0, als er nach Kopfball-Verlängerung Onisiwos aus zehn Metern am glänzend reagierenden Schwäbe scheiterte (26.). Der FSV hatte sich diese Führung nach einer halben Stunde voll verdient. Die letzte Gelegenheit des ersten Durchgang war dann noch einmal den Gastgebern vorbehalten, als Kingsley Ehizibue nach einer Flanke von Jannes Horn per Kopf zum Abschluss kam, das Tor aber deutlich verfehlte (41.). Kurz darauf bat Schiedsrichter Martin Petersen zum Pausentee.
Onisiwo erhöht, doch Köln dreht das Spiel
Während die Kölner unverändert aus den Katakomben kamen, sah sich Svensson zum Reagieren gezwungen, weil Hack Sprunggelenksprobleme plagten - ihn ersetzte mit Wiederbeginn David Nemeth. Und die Gäste blieben im Spiel und verhinderten die erwartete Kölner Anfangs-Offensive, weil sie ihrer Linie treu blieben. Und in der 55. Minute die Führung ausbauten. Nach einem langen Ball von Dominik Kohr aus der eigenen Hälfte startete Onisiwo im richtigen Moment und vollendete sehenswert zum 2:0 aus Mainzer Sicht (55.). Die Vorentscheidung sollte dieser feine Treffer aber dennoch nicht bedeuten, weil die Kölner nach einem Eckball in der 60. Minute durch Skhiri verkürzen konnten. Mark Uth hatte das Leder vors Tor befördert und Anthony Modeste den Ball scharf gemacht, so dass der Tunesier nur noch einnicken musste.
Die Atmosphäre im RheinEnergie-Stadion wurde im Anschluss zunehmend hitzig in einer Begegnung, die auf des Messers Schneide stand. Den Rückenwind des Anschlusstreffers hatte der FSV dem Gegner zwar ein Stück weit nehmen können, verteidigte gut, setzte aber in dieser Phase nun auch selbst weniger offensive Akzente, was zum Ende einer kräftezehrenden Woche durchaus nachvollziehbar war. Die Gastgeber bestimmten nun das Geschehen gegen weniger wach wirkende Gäste, die im Zentrum obendrein zunehmend Räume offenbarten. Angedeutet hatte sich der Ausgleich in der 78. Minute allerdings keineswegs: Ljubicic profitierte dabei von der fehlenden Konsequenz von Stefan Bell und Moussa Niakhaté, die die Situation zuvor hätten klären können. Schlimmer noch: Nur vier Minuten später schlug Kilian zu, der nach einer Klasse-Parade Zentners aus kurzer Distanz zum 3:2 abstaubte (82.). Eine erste Gelegenheit, zurück zu schlagen, bot sich in der 90. Minute dem eingewechselten Lee, der eine Flanke des ebenso frischen Daniel Brosinski nur knapp verfehlte. Der Schlusspunkt sollte das allerdings noch nicht gewesen sein, denn wie schon Augsburg hatte Marcus Ingvartsen in der Nachspielzeit den Ausgleich auf dem Fuß. Zunächst war Kevin Stöger noch an Schwäbe gescheitert, doch der Däne setzte den Rebound aus acht Metern über das Kölner Gehäuse.
Mit 38 Zählern aus nun 29 Partien auf dem Konto empfängt der FSV am Ostersamstag (15.30 Uhr) in der MEWA ARENA den VfB Stuttgart.