Profis 19.05.2020 - 10:00 Uhr
Mit Überzeugung durch die Schneise
Kundes "aufregendes" Comeback - Kameruner sicherte mit seinem sehenswerten Solo den Punktgewinn in Köln
Dass Kunde Malong nach einem beherzten Antritt mit Vollgas Richtung gegnerisches Tor stürmen und Tore schießen kann, das hat die TSG Hoffenheim beim 1:5 gegen den 1. FSV Mainz 05 in der Vorrunde gleich doppelt zu spüren bekommen. Nun krönte der Kameruner sein gelungenes Comeback in Köln nach einer für ihn schwierigen Zeit mit dieser famosen Einzelleistung zum 2:2 und sicherte damit einen wichtigen Punkt.
Es war die 72. Minute, in der Kunde sich in der Kölner Hälfte in Höhe des Anstoßkreises ein Herz fasste, losmarschierte und schließlich dafür sorgte, dass der unglücklich zustande gekommene 0:2-Rückstand keine schlimmeren Folge hatte. Insgesamt sechs Kölner ließ der Sechser stehen bei seinem Solo.
Tor zeigt Mentalität
"Im Moment, als ich den Ball bekam, habe ich an nichts gedacht. Nur daran, nicht den Ball zu verlieren. Ich habe mir das Video nachher mehrfach angeguckt, da sieht man, dass ich den Raum gesucht habe, die Lücke, um durchzukommen. Ich habe nicht nach anderen geschaut, nur nach meinem Weg, habe die Schneise gesehen und bin voller Überzeugung da rein", schilderte der 24-Jährige die Szene in einer Skype-Runde am Montag. "Es war das erste Spiel nach so langer Zeit und ich mache ein Tor, das war wirklich aufregend. Doch das Wichtigste war das Tor für die Mannschaft, das die Mentalität unseres Spiels widergespiegelt hat."
Die #05ERNews nach dem Re-Start in Köln
Sein letzter Startelf-Einsatz war komplett anders gelaufen und hatte ihn den Stammplatz gekostet. Die Partie in der OPEL ARENA gegen Bayern München. Da war Kunde nach einem unglücklichen Auftritt beim Stand von 0:3 ausgewechselt worden und hatte seinem Trainer den Handschlag verweigert. Es folgten fünf Spiele auf der Bank mit drei Kurzeinsätzen.
Sportliche Gründe, wie Achim Beierlorzer betonte. "Das Ganze ist tatsächlich an dem Tag und im nächsten Training komplett ausgeräumt worden. Kunde ist ein ganz feiner Junge und toller Fußballer, da hat er etwas gemacht, was er nicht machen soll. Entscheidend war dabei eher das Momentum. Er hat ein richtig schlechtes Spiel gespielt, dann kommen Danny Latza und Leo Barreiro rein, die anschließend stark gespielt haben."
Und dann setze halt der Mechanismus im Leistungssport ein. "Ein Stammspieler darf ja nicht per se Stammspieler sein, sondern muss seinen Platz immer wieder bestätigen und sich in der Trainingsarbeit entsprechend vor die anderen schieben. Hier war es umgekehrt. Trotzdem habe ich ihn immer wieder gebracht, weil er ja nicht weit weg war. Wir brauchen diese Konkurrenzsituation, damit jeder auf Spannung bleibt, sein Bestes aus sich rausholt, weil er weiß, er muss es abrufen. Diese Siegermentalität ist wichtig für unser Spiel", so der Trainer. "Die Spieler sprechen oft von Vertrauen. Ich darf aber nur elf aufstellen. Vertrauen würde ich viel, viel mehr."
Gratulationen aus der Heimat
Ausgewechselt wurde Kunde zwar auch in Köln. Diesmal war der Handshake mit dem Trainer jedoch wegen Corona untersagt. "Es hat sich aber auch viel besser angefühlt", sagte Kunde gut gelaunt. Der 05-Profi hat danach viele Reaktionen erhalten. Vor allem aus seiner afrikanischen Heimat von Familie und Freunden. "Sie haben mir alle gratuliert. Da habe ich mich wirklich gut gefühlt", sagte er. Doch wichtiger sei es ihm gewesen, zu hören, dass alle gesund seien. "Natürlich bin ich besorgt in diesen Zeiten wegen meiner Familie in Kamerun, aber wir sprechen jeden Tag. Sie tun dort ihr Bestes, um das Virus aus dem Land und vom Kontinent fern zu halten, auch wenn es schwierig ist."
Für die Mannschaft ist nach dem Remis in Köln die Quarantänezeit im Hotel zu Ende. Die Spieler wohnen wieder zu Hause und bereiten sich am Bruchweg aufs Heimspiel gegen Leipzig vor. "Es geht grundsätzlich darum, dass man achtsam und sorgsam mit der Situation umgeht, um kein Risiko einzugehen", erklärte Kunde. "Wir sind vorsichtig, wenn wir rausgehen. Wir halten uns an die Vorgaben, dann ist es egal, ob wir im Hotel oder zu Hause sind."
Sich an die Empfehlungen zu halten, ist darüber hinaus auch ein Gebot beim Torjubel. "Um den Neustart möglich zu machen, gibt es eine Menge besonderer Regeln, die wir beachten müssen. Natürlich ist es blöd, dass man nach einem Tor nicht in gewohnter Manier mit den Kollegen feiern kann. Deswegen war das Tor für mich aber nicht weniger schön", betonte der Spieler.