Vorberichte 21.01.2021 - 15:30 Uhr
Balance als Entwicklungsschritt
Nach dem Achtungserfolg von Dortmund & dem Rückschlag gegen Wolfsburg setzt Bo Svensson gegen das nächste Top-Team auf die richtige Mischung
Ein Punkt aus drei Spielen: Auch Bo Svensson hatte sich mehr als die bisherige Ausbeute erhofft rund um seinen Dienstantritt am Bruchweg. Natürlich, so der Cheftrainer, sei er enttäuscht. "Aber mein Blick richtet sich nach vorne. Meine Vision ist, Mainz 05 wieder dahin zu bringen, wo ich den Verein fußballerisch gerne sehen möchte. Das geht nicht innerhalb von zehn Tagen", sagte der 41-Jährige am Donnerstagmittag im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Duell mit RB Leipzig am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, live bei 05ER.fm) in der OPEL ARENA.
Nachdem die 05ER am Dienstagabend dem VfL Wolfsburg unterlagen waren, kam es einen Tag später noch dicker aus Sicht der Mainzer. Nach Siegen des 1. FC Köln sowie Arminia Bielefeld hat sich der Abstand auf den Relegationsplatz auf acht und auf Platz 15, erforderlich für den direkten Klassenerhalt, auf zehn Zähler erhöht. Ohne Zweifel ein Rückschlag, jedoch keinesfalls ein Grund, das Projekt Klassenerhalt zur Halbzeit der Saison ad acta zu legen, wie auch der Sportdirektor betont: "Der Spieltag gestern war nicht gut für Schalke und uns. Es wird schwierig, dessen sind wir uns bewusst, und bleiben realistisch. Man ist am 17. Spieltag aber noch nie abgestiegen. Gleichzeitig ist noch nie eine Mannschaft mit sieben Punkten nach 17 Spielen in der Liga geblieben", so Martin Schmidt. "Vielleicht kann genau das unsere Herausforderung sein, dass wir die Ersten sind, denen es gelingt." Der erste, naheliegende und letztlich auch alternativlose Schritt sei es, "einen Dreier zu holen". Das werde Mut geben. Kein leichtes, aber, wie der Trainer unterstreicht, ein Unterfangen, das er seinem Team auch gegen die aus seiner Sicht auch gegen Leipzig, die aus seiner Sicht derzeit "am besten Fußball spielende Mannschaft in Deutschland" zutraut. Wie? "Es kommt einiges an Offensivqualität auf uns zu", weiß der Däne. "Das verteidigt man als Mannschaft, sicher in Phasen auch tief, aber nicht über gesamte Spielzeit, weil der Weg nach vorne dann weit ist." Es werde darauf ankommen, "die richtige Balance zu finden" und die Räume dicht zu machen. Ebenso wichtig sei im Rahmen der Vorbereitung auf die Partie aber auch die Suche nach Lösungen, um in den richtigen Momenten selbst Impulse nach vorne zu setzen und dem "Gegner weh zu tun".
Kraftvoll in die zweite Saisonhälfte
Während Letzteres beim Remis in Dortmund immer wieder gelungen war und die 05ER in der Schlussphase gar am Sieg geschnuppert hatten, waren die Bemühungen zuletzt gegen Wolfsburg erfolglos geblieben. Falsche Entscheidungen nach Ballgewinnen, ungenaue Zuspiele und, daraus resultierend, fehlende Tiefe verhinderten in diesem Fall das Vordringen in die gefährlichen Zonen. Der Aufgabe, nun gegen ein weiteres Top-Team defensiv stabil zu stehen, dabei individuelle Fehler möglichst zu vermeiden und gleichzeitig Torgefahr auszustrahlen, "wollen wir uns stellen und auch gegen einen solchen Gegner bestehen", sagt Svensson. Unabhängig vom Duell mit RB gehe man mit viel "Kraft in die Rückrunde", in der für den Trainer die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund steht: "Es geht für mich darum, dass wir uns über die Spiele verbessern und natürlich auch Ergebnisse sammeln. Wir können trotzdem nur daran arbeiten, was wir selbst beeinflussen können: Und das ist unsere alltägliche Arbeit." Dies möge zwar eine "langweilige Antwort" darauf sein, wie man die Aufholjagd erfolgreich gestalten wolle, entspreche aber seiner Herangehensweise. "Natürlich brauchen wir aber irgendwann auch drei, vier Siege in Folge. Und dazu sind wir in der Lage", gibt sich der 05-Chefcoach überzeugt, die Wende einleiten und auch die Entwicklung der Ausgangslage im Kampf um den Klassenerhalt künftig verbessern zu können.
Dabei gegen Leipzig nicht helfen können werden aller Vorausicht nach Jeremiah St. Juste (individuelles Aufbautraining) sowie Edimilson Fernandes, der mittlerweile zwar einen negativen Corona-Test vorweisen kann, aber zunächst einmal einen zweiwöchigen Trainingsrückstand aufzuholen hat. Bei Daniel Brosinski hingegen wollte Svensson eine Kaderrückkehr am Wochenende nicht ausschließen. Während auch Kunde Malong bis auf Weiteres keine Option ist, müssen die 05ER fortan gänzlich auf die Dienste von Jean-Philippe Mateta verzichten. Seinen Abgang gedenke man zunächst mit dem Personal auffangen, das "wir zur Verfügung haben", so Svensson. Schmidt ergänzte, dass es es "keine andere Möglichkeit" gegeben habe, als den Franzosen ziehen zu lassen. Zum einen habe man Mateta den Wechselwunsch nicht verwehren wollen, zum anderen sind wir "alle überzeugt, dass es auch für uns der richtige Schritt ist", so der Schweizer. Der Transfermarkt werde nun weiter sondiert und Ausschau gehalten nach Alternativen auf der Position des Linksverteidigers wie auch in der Offensive. Doch nicht nur auf dem Transfermarkt werden die Augen stets offen gehalten, wie Svensson unterstreicht: "Es wird alles hinterfragt und versucht zu optimieren, das ist meine Kernaufgabe als Trainer." Zu dieser wird in den kommenden Tagen nicht zuletzt auch gehören, das geeignete Personal zusammen zu stellen, um die Kernaufgabe auf dem Rasen gegen Leipzig bestmöglich zu erfüllen. "Wir geben uns nicht auf", verspricht der Sportdirektor. "Rückschläge gehören dazu. Wir müssen aus ihnen lernen und zurückkommen."