Verein 19.01.2023 - 12:30 Uhr
Mainzer Erinnerungswochen: Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Zahlreiche Veranstaltungen vom 22. Januar bis 08. Februar & Erinnerungsspieltag gegen den VfL Bochum
Rund um den 27. Januar – dem Tag, an dem alljährlich an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz 1945 erinnert wird – finden die Mainzer Erinnerungswochen statt: Vom 22. Januar bis zum 08. Februar besteht die Möglichkeit, verschiedene Aktionen im Rahmen der Erinnerungswochen zu besuchen. In diesem Jahr soll besonders an die Frauen erinnert werden, die aufgrund ihres Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden.
Diverse Programmpunkte in den Erinnerungswochen
Los geht es bereits am kommenden Sonntag (22. Januar) mit der Eröffnung der Ausstellung "Nichts war vergeblich – Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus", welche anschließend bis zum 03. Februar geöffnet sein wird. Am 31. Januar findet in der Neuen Synagoge ein Zeitzeugengespräch mit Eva Szepesi statt, die eines von etwa 400 Kindern war, die am 27. Januar 1945 aus dem Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde. Weiter geht es mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Widerstand, Erinnerungskultur und Kurvenengagement" (02. Februar), einer Stadionaktion beim Spiel des Mitveranstalters der Erinnerungswochen FC Ente Bagdad gegen das Frauenteam LAUT♀STARK und einem Stadtrundgang mit dem Titel "Auf den Spuren von Mainzer*innen zwischen Verfolgung, Widerstand und Emanzipation" (05. Februar). Ihren Abschluss finden die Erinnerungswochen dann mit einer Veranstaltung des Mainzer Bündnisses für Erinnerung und Vielfalt am 08. Februar um 19:05 Uhr im Fanhaus. Dort wird die Lesung "Wir standen nicht abseits – Frauen im Widerstand gegen Hitler" stattfinden.
Die Veranstaltungen im Überblick
"Erinnerungstag im deutschen Fußball"
Auch das Heimspiel der 05ER gegen den VfL Bochum am 28. Januar (15:30 Uhr) ist Bestandteil der Mainzer Erinnerungswoche und steht darüber hinaus im Zeichen des "Erinnerungstags im deutschen Fußball". Seit inzwischen 19 Jahren gedenkt der deutsche Fußball den von Nationalsozialisten verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen an den Spieltagen um den 27. Januar. Am 18. und 19. Spieltag unterstützen die Klubs aus der Bundesliga und 2. Liga daher auch in diesem Jahr die Initiative "!NieWieder".
"!NieWieder" Ausschwitz!
Die nationalsozialistischen Verbrechen waren möglich, weil es aktive Täterinnen und Täter sowie Unterstützende gab, aber auch, weil zu viele Menschen wegschauten. Umso bedeutungsvoller war der Einsatz der Menschen, die Verfolgten geholfen und Widerstand geleistet haben, darunter viele Frauen. Etliche von ihnen wurden von den Nationalsozialisten jedoch selbst verfolgt und ermordet. Damit ihre Namen nicht in Vergessenheit geraten, soll am 19. "Erinnerungstag im deutschen Fußball" insbesondere der Frauen im Widerstand gedacht werden.
In vielen Teilen der Welt stellen sich auch heute Frauen gegen autoritäre Regime und kämpfen für Menschenrechte, Selbstbestimmung und ein gewaltfreies Leben. Darauf gilt es aufmerksam zu machen. Auch in demokratischen Staaten wie Deutschland existieren heute noch Diskriminierung und Ausgrenzung. Wir alle sind gefordert, das nicht hinzunehmen.
"!NieWieder" Auschwitz! Das ist der Auftrag und die dringende Bitte der überlebenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die nachfolgenden Generationen. Als Fußball- und Sportgemeinschaft stellen wir uns dieser Verantwortung.
Wir alle können einen Beitrag leisten, jeden Tag – auf und neben dem Fußballplatz!
Haltung zeigen und handeln - Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Am 27. Januar 2023 jährt sich zum 78. Mal der Tag, an dem die Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz aus ihrer Gefangenschaft befreit wurden. Daher gedenken wir seit vielen Jahren anlässlich des "Erinnerungstages im deutschen Fußball“ der Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.
Nur wenige leisteten damals aktiven Widerstand. Darunter waren auch zahlreiche Frauen. Zu ihnen gehörten die Mainzerinnen Anna Hauck und Luise Ott. Franziska Kessel war nicht von hier, kam aber nach fürchterlichen Torturen im hiesigen Landgerichtsgefängnis zu Tode. Die meisten Frauen sind heute allerdings vergessen. Wir als Fußballfamilie möchten in diesem Jahr, der Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu gedenken
Was hat das heute noch mit uns zu tun? Wir leben in keiner Diktatur, sondern in einer Demokratie, die die Aufgabe hat, die Menschen vor Verfolgungen zu schützen. Wir haben viele Möglichkeiten der politischen Teilnahme und können unsere Meinung frei äußern. Aber auch heute noch werden Menschen aus den verschiedensten Gründen diskriminiert, können Frauen weltweit immer noch nicht gleichberechtigt am Sport teilhaben.
Auch im Fußball mussten und müssen sich die Frauen ihre Räume erst erkämpfen. Ein Vorbild ist die amerikanische Fußball-Nationalspielerin Megan Rapinoe, die sich öffentlich klar gegen Rassismus und Querfeindlichkeit stellt. Aber wir müssen nicht über den großen Teich schauen. Auch bei uns gibt es viele kritische Fußballerinnen.
Demokratie bedarf der aktiven Teilhabe und des Einsatzes für eine Kultur der Menschenrechte. Wie kostbar dieses Gut ist, erleben wir gerade an vielen Orten auf der Welt. Daher unser Appell an euch: Mischt euch mutig ein, wenn irgendwo Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung stattfinden! Wir alle können einen Beitrag leisten – auf und neben dem Fußballplatz.
(Dr. Elmar Rettinger)