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Profis 10.06.2020 - 14:00 Uhr

"Es gibt keine Ausnahmen mehr"

Phillipp Mwene über den Auftrag für die letzten Spiele dieser Saison / Klare Worte zum Thema Rassismus

In Frankfurt beackerte Phillipp Mwene erfolgreich die rechte Abwehrseite der 05ER.

Zwei gewonnene Spiele hintereinander waren beim 1. FSV Mainz 05 in dieser Saison die absolute Ausnahme. Das soll sich nun ändern, fordert Phillipp Mwene, beim überzeugenden 2:0-Auswärtssieg in Frankfurt Rechtsverteidiger. "Ich bin zuversichtlich, dass jeder bei uns kapiert hat, um was es geht. Wir werden am Sonntag gegen Augsburg (live auf SKY und 05ER.fm) wieder Vollgas geben und uns unsere Chance erspielen", sagte der 26-Jährige im Rahmen einer Video-Presserunde. 

Im Derby war Mwene in die Startelf gerutscht, weil Ridle Baku eine Sperre absitzen musste. Der Österreicher hatte den Auftrag, den schnellen Eintracht-Linksaußen Filip Kostic an die Kette zu legen. Bis auf zwei Situationen gelang das dem 05-Verteidiger ausnehmend gut. "Ich habe versucht, mich in die Zweikämpfe zu hauen und meine Seite gegen Kostic so gut wie möglich dicht zu machen. Dass wir kein Tor zugelassen haben, hat mich besonders gefreut. Diesen guten Schwung müssen wir mitnehmen. Zusammenhalten. Egal, wer spielt, gemeinsam diese letzten Spiele so gut wie möglich bestreiten", sagte der Österreicher.

"Es war eine Achterbahnfahrt"

Dass dies in dieser Runde schon oft und ähnlich formuliert worden ist, die Realität dann jedoch eine andere war, weiß auch Mwene. "Unser Problem war, dass wir ein Spiel gut spielen, dann wieder zwei Spiele schlecht. Es war eine Achterbahnfahrt." Vor dem Derby war diese Problematik auch mannschaftsintern das Thema. Es habe eine Aussprache gegeben, angeregt von Kapitän und Mannschaftsrat. Man habe sich darauf eingeschworen, dass es in dieser Situation nicht mehr um den Einzelnen gehen dürfe, dass sich jeder in den Dienst der Mannschaft zu stellen habe und auf die Aufgabe fokussiert sein müsse. "Wir müssen so ehrlich sein, dass es bei uns manches Mal nicht so war, dass wir uns vielleicht zu sehr auf das Potenzial verlassen haben, das im Kader steckt und nicht immer die Grund-Tugenden beherzigt haben. Die Mentalität bei uns muss stimmen. Wir müssen es immer wieder ansprechen, jede Woche neu verinnerlichen, um sicher zu sein, dass wir es als Kollektiv regeln und fest zusammenhalten", erklärte Mwene. 

"Alle müssen sich am Riemen reißen, es gibt keine Ausnahmen mehr. Es geht darum zu zeigen, dass wir es wirklich wollen. Dass wir als Mannschaft nicht auseinanderbrechen, wenn es schwierig wird. Es muss jedem klar sein, nur, wenn es der Mannschaft gut geht, geht es einem selber gut."

Verletzend und kränkend

Mwene ist ein junger Profi, der sich reflektierend mit seinem Beruf auseinandersetzt, auch mit negativen Begleiterscheinungen. Deshalb hat sich der 26-Jährige in dieser Woche auch in einem Video zum Thema Rassismus zu Wort gemeldet, nachdem sein Klub ein Schreiben eines Ex-Mitgliedes öffentlich gemacht hatte. In der Presserunde vertiefte der Spieler noch einmal seine Aussagen. Als Sohn eines kenianischen Vaters und einer österreichischen Mutter aus der Steiermark habe er erlebt, wie aus Skeptikern beste Freunde geworden seien, wie sich das Umfeld seiner Familie verändert habe, weil man darüber gesprochen, Erfahrungen gemacht habe."Ich glaube, wenn man sich nie darüber Gedanken macht, ist es vielleicht schwer, Menschen mit anderer Hautfarbe oder Religion in sein Umfeld zu lassen. Es ist aber in jedem Fall traurig zu sehen, dass es 2020 in manchen Fällen immer noch so ist, wie es mein Vater vor 35 Jahren erlebt hat. Ich bin wirklich stolz darauf, für einen Verein wie Mainz 05 spielen zu könne, der so dahinter steht und sich so klar gegen jede Form von Rassismus positioniert."

Es sei nicht leicht, in dieser Thematik die richtigen Worte zu finden, aber es sei wichtig darüber zu sprechen. "Wenn jemand schreibt, er sei kein Rassist, im selben Absatz aber schreibt, dass er seine Mitgliedschaft kündigt, weil neun dunkelhäutige Spieler in der Startelf stehen, dann glaube ich, dass solche Leute gar nicht verstehen, wie verletzend und kränkend so etwas ist und dass da einfach die Empathie fehlt, um darüber nachzudenken, wie wir uns fühlen, wenn man uns wegen unserer Hautfarbe beleidigt."