Profis 24.09.2023 - 11:30 Uhr
Ein Muster, das sich wiederholt
Unerklärliche Abwehrfehler bei Gegentoren ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Spiele der bisherigen Bundesliga-Saison
In der Anfangsphase dieser Partie sah es eine Weile danach aus, als könnte dem 1. FSV Mainz 05 im Auswärtsspiel des fünften Spieltages endlich die Wende gelingen, als könnte die Mannschaft von Bo Svensson ausgerechnet beim heimstarken und unbequem zu bespielenden FC Augsburg die ersten drei Punkte dieser Bundesligasaison einfahren. Mit einem blitzsauberen Start, mit hohem Angriffspressing, mit klarem Plan, sauberen Umschaltaktionen nach permanenten Ballgewinnen dominierten die Gäste das Geschehen. Gerade fünf Minuten waren gespielt, da führten sie mit 1:0. Danny da Costa, kurzfristig für den wegen einer Kniereizung ausgefallenen Phillipp Mwene ins Team gerutscht, schlug eine perfekte Flanke von der rechten Seite, Ludovic Ajorque erzielte mit einem genauso perfekten Kopfball die Führung. Fünf Minuten später legte der FSV einen zweiten Treffer nach. Den allerdings kassierte der VAR wieder ein, weil sich Stefan Bell ein paar Zentimeter im Abseits befunden hatte, als der 05-Innenverteidiger einen Freistoß von Edimilson Fernandes zunächst per Kopf verlängert, ehe er den von Ajorque an den Pfosten beförderten Ball endgültig über die Linie gedrückt hatte.
Nach Videobeweis fehlt die Stabilität
"Ein 2:0 wäre fast schon eine Vorentscheidung gewesen“, kommentierte Martin Schmidt später den Videobeweis. "Danach hat sich das Spiel ausgeglichen, wir kriegen das Gegentor und dann hat man gesehen, dass wir zurzeit doch noch nicht die Stabilität haben, nach der wir suchen. Man hat gesehen, dass wir etwas verunsichert waren“, sagte der Mainzer Sportdirektor. Kurz vor dem Ende des ersten Durchgangs war die Begegnung dann entschieden zugunsten der Gastgeber, weil nach einem weiten Einwurf Almedin Demirovic zum 2:1 für die Gastgeber erhöhte. Kurz zuvor musste da Costa wegen eines Pferdekusses gegen den Oberschenkel ausgewechselt werden. "Ein weiterer Verteidiger, den wir mittlerweile rausnehmen mussten. Heute haben wir hinten mit dem letzten Aufgebot verteidigt. Das zeigt sich dann bei der einen oder anderen Defensivaktion, das hat sicherlich auch mit den Ausfällen zu tun. Ich glaube, da liegt auch eine Wahrheit drin, ohne irgendwelche Ausreden zu suchen“, erklärte der 05-Sportdirektor, fügte aber gleich hinzu: "Auf der anderen Seite, gibt es auch einiges, was wir besser machen müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir viel versucht, aber in Überzahl aus dem Ballbesitz zu wenige Szenen im Sechzehner kreiert, damit auch mal ein Ball liegen bleibt oder abprallt."
Trainer lässt keine Ausreden gelten
"Fakt ist, wir waren über 30 Minuten in Überzahl. Wir hatten den Ball und haben es leider nicht geschafft, daraus ein Tor zu machen und uns hier zu belohnen für eine über lange Strecken gute Leistung. Das waren alles Sachen, die ein wenig symptomatisch sind in der aktuellen Situation. So war es insgesamt zu wenig, um hier zu gewinnen und den ersten Dreier zu holen, der so wichtig wäre, um die Mannschaft weiterentwickeln", so Schmidt weiter.
Der Cheftrainer selbst war nicht bereit, irgendwelche Ausreden oder die Verletzten-Misere als Grund gelten zu lassen. "Ich finde, wir haben sehr gut angefangen, gehen verdient in Führung, haben Kontrolle über das Spiel, sind knapp vor dem 2:0. Und dann kommt es so, wie schon häufig in dieser Saison: Der Gegner muss extrem wenig machen, um gegen uns Tore zu schießen. Allein, wie wir das 1:1 bekommen. Da verteidigen wir einfach nicht gut. Es ist eine halbhohe Flanke, die kurz vor unseren Sechzehner geschlagen wird, und daraus resultiert ein Gegentor. Danach sind wir verunsichert. Wir schaffen es bis fast in die Pause, ohne Torchancen zuzulassen, aber wir machen halt nochmal Fehler“, kritisierte Bo Svensson. "Ein weiter Einwurf, bei dem wir alle zehn Feldspieler in der Box haben. Trotzdem steht der Gegner blank vor unserem Tor und macht das 2:1. Das ist ein Muster, das sich wiederholt.“
"Wir werden alles geben, um da raus zu kommen"
"Nach der roten Karte in der zweiten Halbzeit haben wir einfach viel zu wenig kreiert, zu kopflos gespielt. Im Endeffekt muss man sagen, es ist sehr bitter, hier zu verlieren. Der Gegner macht zwei Tore aus zwei Torchancen. Aus zwei Situationen, die schlecht von uns verteidigt und ausschlaggebend für das Ergebnis waren. Das ist ein roter Faden, der sich durch alle fünf Spiele zieht, die wir absolviert haben. Egal, wer auf dem Platz war. Das ist in der Bundesliga einfach nicht gut genug, um sich zu erhoffen, damit ein Spiel zu gewinnen. Wenn ich gucke, dass wir 14 Gegentore bekommen haben, kann ich mindestens die Hälfte als schlecht verteidigt auflisten. Für mich liegt das Problem mehr an der defensiven Basis als daran, dass wir uns nicht genügend Torchancen erspielen“, sagte der 05-Coach.
Mit nur einem Zähler aus fünf Spielen bleiben die Mainzer ganz am Ende der Tabelle hängen. Allerdings punktgleich mit Darmstadt 98 und dem 1. FC Köln. Gladbach sowie Bochum sind in unmittelbarer Reichweite. Deshalb liegt nun viel Spannung im kommenden Heimspiel, wenn der FSV am Samstag (15.30 Uhr, live auf SKY und 05ER.fm) in der MEWA ARENA das starke Team von Bayer 04 Leverkusen empfängt. "Vielleicht brauchen wir jetzt genau so ein Spiel gegen einen Top-Gegner. Kein Muss-Spiel, sondern ein Kann-Spiel. Ich bin überzeugt, die Mannschaft wird daraus kommen. Die Qualität ist da. Im Moment sind die Hebel noch an einem anderen Ort. Bo findet aber im Training die Trigger-Punkte, die Lösungen. Und daran arbeitet er jetzt. Er hat über zweieinhalb Jahre einen unheimlich guten Job gemacht, uns dahin gebracht, wo wir waren. Einmal Achter, einmal Neunter und nahe dran an der Euro-League. Jetzt ist eine Phase da, in der Bo gefragt ist. Daran wird er wieder wachsen, lernen und über sich hinauswachsen. Das ist eine Herausforderung, die wir in Mainz kennen. Und die wir annehmen. Ich bin überzeugt, dass wir wieder besser Fußball spielen und vor allem besser verteidigen werden. Der Glaube an die Mannschaft ist groß. Wir kommen da raus. Natürlich mit viel Arbeit, viel Vertrauen und dem Zuspruch der Fans, die an uns dranbleiben“, so der Sportdirektor. "In Augsburg feierten die mitgereisten Fans ihre Mannschaft, auch wenn deren Bemühungen nicht erfolgreich waren. "Der Kopf muss jetzt oben bleiben, wir müssen die Bude wieder in Schwung bringen. Ich stehe hundertprozentig hinter dem Trainerteam und der Mannschaft. Ich bin überzeugt, dass wir für unsere Arbeit belohnt werden in Form von Punkten. Das darf natürlich nicht in weiter Ferne sein, sondern zeitnah, damit wir den Anschluss nicht verlieren."