Profis 20.12.2023 - 12:30 Uhr
Noch längst nicht hoffnungslos
Die 05ER bewiesen auch in Dortmund nach dem Rückstand Haltung und waren in der zweiten Halbzeit nah dran am zweiten Saisonsieg / Klarer Auftrag für die zweite Saisonhälfte
Das Bild im Dauerregen von Dortmund dürfte den Fußball-Profis des 1. FSV Mainz 05 Mut gemacht und dem Team kurz vor Weihnachten noch einmal veranschaulicht haben, dass die Situation im Abstiegskampf der Bundesliga noch längst nicht hoffnungslos und die Unterstützung unverändert groß ist. Die Mainzer Fans feierten das 1:1 ihrer Mannschaft bei Borussia Dortmund, einen wichtigen Auswärtspunkt, sie feierten die Mannschaft und Trainer Jan Siewert, der sich mit ausgiebigem Applaus vor dem Gästeblock bedankte. "Die Fans haben klargemacht, dass sie weiterhin an uns glauben, das ist sehr wichtig für uns. Jetzt geht es darum, den Kopf zu lüften und den Fokus auf das neue Jahr zu richten, wo wir einiges gutzumachen haben", erklärte Silvan Widmer nach der Punkteteilung im letzten Spiel des Jahres, in dem es dem FSV zwar erneut nicht gelang, den ersehnten Dreier zu holen und "den Mist hinter uns zu lassen“, wie es Siewert vor dem Anpfiff formuliert hatte. "Der Punkt ist aber wichtig für die Moral“, erklärte der 05-Kapitän, auch wenn die Tabellenlage nicht dazu beitrage, dass man mit einem guten Gefühl in die nun beginnende kurze Winterpause gehe.
"Es ist natürlich kein richtig gelungener Jahresabschluss, denn das ist auf dem Tabellenplatz nicht möglich, aber darauf können wir aufbauen. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung." "Wir haben uns sehr gut verkauft vom Engagement, von der Bissigkeit, von der Leidenschaft als ganzes Team“, ergänzte Daniel Batz. Der Torhüter stand etliche Male im Blickpunkt, verhinderte mit guten Paraden vor allem in der ersten Halbzeit einen deutlichen Rückstand, hielt seine Mannschaft im Spiel und trug mit dazu bei, dass die Gäste aus Rheinhessen nach dem etwas glücklichen und fast unverhofften Ausgleichstor dem BVB plötzlich nicht nur ein ebenbürtiger Gegner waren, sondern auch einer, der mit mehr Konsequenz in seinen Offensivaktionen der zweiten Halbzeit durchaus mehr als einen Zähler beim Favoriten hätte mitnehmen können.
Verschiedene Halbzeiten
"Wir haben zwei verschiedene Halbzeiten gesehen. In der ersten wurden wir nach einem schönen Start dominiert und kamen überhaupt nicht in die Zweikämpfe. Da hatten wir auch Glück, dass es nach einer halben Stunde nur 1:0 stand. Kurz vor der Halbzeit haben wir diese eine Chance und gleichen damit aus. Das hat Dortmund sicherlich zum Nachdenken gebracht und uns einen Schub gegeben, dass doch etwas drin liegt. Die zweite Halbzeit war ganz anders, sie war gut. Wir haben das Anlaufverhalten angepasst, hatten hohe Balleroberungen, immer wieder Umschalter. Das hat zu drei, vier guten Chancen geführt und zu Dortmunder Respekt. Wir konnten den Gegner vom Tor weggehalten. Das Unentschieden ist verdient. Ein Dreier hätte uns natürlich gut getan. Der Abstiegskampf hat jetzt richtig begonnen. Dieser eine Punkt vor der Winterpause muss allen einen Schub geben und neues Leben einhauchen“, sagte Sportdirektor Martin Schmidt nach dem Abpfiff.
Zu viel Raum für den Gegner
Vor der Kulisse von 80.500 Zuschauern mussten die Rheinhessen eine gewisse Leidenszeit ertragen. Der BVB spielt eine sehr starke erste Hälfte, überzeugte vor allem in Sachen Pressing und Gegenpressing, ließ die Mainzer nicht zur Ruhe kommen und hätte durchaus höher führen können als mit 1:0 durch den direkt verwandelten Freistoß von Julian Brandt, an den Batz zwar noch die Finger brachte, die Kugel jedoch nicht mehr abwehren konnte. Die 05er hatten in dieser Phase vor allen Dingen Probleme, das zentrale, defensive Mittelfeld dicht zu kriegen. "Wir sind nicht so gut ins Spiel gekommen und haben dem Gegner zu viel Raum gelassen“, sagte Widmer nachher. Jan Siewert sprach in der Pressekonferenz von "einem extrem intensiven Spiel. Wir mussten in der ersten Halbzeit alles wegverteidigen, was Dortmund mit seinem Positionsspiel spielen kann, mit ihrer Geschwindigkeit, mit ihrer Positionsvariabilität. Dabei sind wir nicht so gut in die Umschaltung gekommen.“
Ausgleich bringt neue Dynamik
Nach etwa 25 Minuten bekamen die Mainzer eine bessere Raumaufteilung hin, mit zunehmender Spieldauer ergaben sich dann auch Ansätze, gefährlich vor das Dortmunder Tor zu gelangen. Ein Distanzschuss von Marco Richter leitete quasi ein anderes Spiel ein. BVB-Keeper Gregor Kobel musste sich mächtig strecken, um zur Ecke abzuwehren, die dann den überraschenden Ausgleich vorbereitete. Der Ball kam zu Phillipp Mwene links am Strafraumeck, der Verteidiger flankte hoch auf den zweiten Pfosten, Sepp van den Bergs Kopfball aus anderthalb Metern wehrte Kobel erst ab, als die Torlinientechnik bereits angeschlagen hatte. "Das Tor kurz vor der Pause war sehr wichtig. Es hat uns erlaubt, nach dem Seitenwechsel mit einer anderen Dynamik auf den Platz zurückzukommen. Es gab dann eine Phase, in der wir Dortmund vor große Probleme gestellt haben. Wir hatten sie da, wo wir sie haben wollten. Leider haben wir dann den Sack nicht zugemacht“, so der 05-Kapitän.
"Wir haben die Probleme in der Pause angesprochen und waren dann deutlich besser in der zweiten Halbzeit, haben den BVB viel mehr vom Tor weggehalten, auch höher, um ihnen weder Raum noch Zeit zu geben. Daraus haben wir klare Umschalter entwickelt“, betonte der 05-Trainer. "Kompliment, dass die Mannschaft auch nach dem Gegentor zurückkommt und in dieser Haltung, in dieser Situation alles dafür tut, um dieses Spiel zu gewinnen. Mit etwas Glück hätten wir es gewinnen können“, sagte Siewert. "Ich bin aber froh, dass wir diesen Punkt jetzt mitnehmen.“
"Es fehlt nicht viel"
Dass es keine drei geworden sind, habe seine Gründe gehabt: "fehlende Genauigkeit, Präzision Klarheit und Ruhe bei unseren Umschaltaktionen. Und vielleicht auch die Entscheidung für den einfachen Ball. Wir haben es uns oft zu schwer gemacht. Wenn du solche Möglichkeiten hast, dann musst du mehr machen, "aber mir war wichtig, dass wir zu diesen Umschaltern kommen“, erklärte Siewert, der seine Formation in der zweiten Hälfte etwas höher anlaufen lies, insgesamt höher im Raum positionierte, "um vielleicht lange Bälle zu erzwingen, die dann zu gewinnen und in deren Konterbewegung zu spielen.“ Das funktionierte: Die Gastgeber waren und blieben beeindruckt vom 1:1, kamen mit dem Spiel und dem Gegner über weite Strecken der zweiten Halbzeit nicht mehr zurecht.
Er sei zufrieden damit, sagte Siewert, dass die Mannschaft in jedem Spiel wiedergekommen sei. "Sie hat viele Nackenschläge verdauen müssen, aber immer wieder aufzustehen, Haltung zu beweisen und die Attribute, die Mainz 05 auszeichnen, auf den Platz zu bringen, auch jetzt in Dortmund wieder den Druck auszuhalten, kompakt zu bleiben, zusammenzubleiben und nach dem Tor wiederzukommen, das ist ein richtig guter Schritt. Wir nehmen das Gefühl des Punktes mit. Ich hätte mich aber gefreut, wenn mit den vorherigen Spielen mehr Punkte auf unserer Habenseite gewesen wären“, lautete Siewerts Fazit. "Wir haben bei einer Top-Mannschaft auswärts einen Punkt geholt, haben in den letzten sieben Spielen nur vier Gegentore bekommen und waren immer mindestens auf Augenhöhe. Es fehlt nicht viel. Wir müssen mehr aus unseren Angriffen und Chancen machen, gleichzeitig die Stabilität beibehalten. Das ist die Aufgabe für das neue Jahr“, bekräftigte Stefan Bell.
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13.01.2024 - 15:30 Uhr