Profis 01.10.2023 - 12:10 Uhr
"Sind uns sicher, dass wir das regeln können und werden"
Die 05ER bleiben auch nach der bitteren Heimniederlage gegen den neuen Tabellenführer aus Leverkusen ihrem Weg treu
Die Anhänger des 1. FSV Mainz 05 in der ausverkauften MEWA ARENA zeigten viel Gefühl dafür, was ihre Mannschaft nach der neuerlichen Niederlage benötigte: Zuspruch für eine insgesamt gute Leistung gegen eines der aktuell besten Teams in der Fußball-Bundesliga. Entsprechend aufmunternd und freundlich fiel der Applaus trotz der 0:3-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen aus. In einem Heimspiel, das neue Varianten von Nackenschlägen bereithielt, die dafür verantwortlich warten, dass die Mainzer weiterhin auf einen Sieg warten müssen und trotz deutlicher Leistungssteigerung zum fünften Mal mit leeren Händen da standen. Diesmal war es ein unglückliches Eigentor, das die absolut ausgeglichene Partie in die falsche Richtung lenkte. Der große Favorit besorgte dann mit seinem ersten Torschuss überhaupt die Vorentscheidung und setzte mit seinem zweiten Schuss auf das Gehäuse von 05-Torwart Robin Zentner den Deckel drauf.
"Heute mussten wir einem maximal effizienten Gegner klein beigeben. Der erste Torschuss von ihnen war das 2:0 und damit war das Spiel schon fast entschieden. Das ist natürlich sehr hart“, sagte Sportdirektor Martin Schmidt nach dem Abpfiff. Und Sportvorstand Christian Heidel ergänzte: "Die Stimmung in der Kabine war ein bisschen ungläubig. Wenn man sich die Daten anschaut, war das heute eher kurios. Leverkusen war sehr effizient, das macht auch ihre Klasse aus. Das müssen wir akzeptieren. Gleichzeitig können wir aber auch anerkennen, was die Jungs heute gemacht und versucht haben. Das gibt uns Mut. Wir werden von der Effizienz der Gegner momentan erschlagen, das ist unser Problem. Deshalb sind wir heute geknickt, aber es geht weiter.“
Eigentor bringt den FSV in Rückstand
Svenssons Team präsentierte sich im eigenen Stadion ungeachtet ihrer Minusserie ganz und gar nicht verunsichert. Die Mannschaft begann so, wie in guten Tagen, presste und verhinderte den geordneten Aufbau der spielstarken Leverkusener, holte sich oft die zweiten Bälle. "Heute war eine andere Energie auf dem Platz. Man hat gesehen, dass wir von Beginn an einen guten Ball gespielt haben“, erklärte der 05-Sportdirektor. "Auch in der zweiten Halbzeit. Wir waren bissig. Bis zum Sechzehner haben wir das ganz gut gemacht. Die Großchancen in der Box haben noch gefehlt. Wir hatten ein, zwei Dinger, mit denen man auch ruhig mal in Führung hätte gehen können. Doch gegen diesen Gegner war heute auch mit dieser guten Energie nichts auszurichten.“
Sepp van den Berg trug dazu bei, dass die Gäste ohne eigenen Abschluss in Führung gingen. Im Bemühen, eine Hereingabe von Jeremie Frimpong nicht beim hinter ihm lauernden Victor Boniface ankommen zu lassen, beförderte der Niederländer mit einer Grätsche die Kugel ins eigene Tor. "Null Vorwurf an ihn, so Schmidt. "Das sind diese Schnittbälle von außen zwischen Innenverteidiger und Torwart. Wenn du da nicht hingehst, schiebt der andere hinten rein. Dass man nach dem 0:1 durch ein Eigentor etwas schluckt und etwas braucht, ist klar, aber wir haben das bis zur Pause hervorragend weiter verteidigt und die Partie ausgeglichen gestaltet. Eine Halbzeit ohne Torschuss vom Gegner, und du liegst 0:1 hinten. So ist es maximal unglücklich für uns. Nach der Pause war die Art und Weise gut, wie wir den Ball haben laufen lassen. Da kann man der Mannschaft fast keinen Vorwurf machen. Außer dass wir halt mit zwei Torschüssen 0:3 zurückliegen.“ Ein Foul von Edimilson Fernandes an Boniface am Strafraum leitete die Vorentscheidung ein. Alejandro Grimaldo setzte den Freistoß perfekt in den Winkel.
Kohr: Aus Fehlern lernen und abstellen
Kurz darauf leistete sich der FSV dann aber einen Ballverlust wie häufig in den vergangenen Wochen. Über Boniface lief der Konter, den der Ex-05er Jenas Hofmann schließlich zum Endstand abschloss. "Ich war der Meinung, Edi kommt zu mir, um klatschen zu lassen, aber in dem Moment bleibt er stehen. Da müssen wir draus lernen“, sagte Dominik Kohr. "Das Spielglück liegt im Moment nicht auf unserer Seite, trotzdem müssen wir diese Fehler abstellen.“ Schmidt fügte hinzu: "Dass wir heute verloren haben, liegt mehr am Gegner als an uns. Wir haben das Maximale getan. Die Art und Weise hat gepasst, aber es hat gegen diesen Gegner noch nicht gereicht, um zu punkten und da hinten wegzukommen. Die Herangehensweise und wie wir über eine Stunde lang gespielt haben, war ganz gut. Das ist die richtige Richtung, die wir da gehen.“
Dem stimmte der Cheftrainer zu: "Ich habe meine Mannschaft in der ersten Halbzeit sehr gut gesehen. Ich habe Leverkusen oft beobachtet diese Saison und habe keine Halbzeit gesehen, in der sie sich so schwer getan haben Torchancen zu kreieren. Es ist bitter, dass es dann trotzdem 0:1 steht. Dennoch haben wir es gut gemacht in jeder Hinsicht“, sagte Bo Svensson. "Zweite Halbzeit kommen wir gut raus mit guter Energie, Standards und Chancen. Da brauchen wir ein Quäntchen mehr Glück und einen Torwart der nicht so gut hält, dann stehts vielleicht 1:1. Mit ihrem ersten Torschuss steht es aber 0:2, mit dem zweiten Schuss aufs Tor 0:3. Die Mannschaft hat aber das umgesetzt, was ich von ihr gefordert habe. Sowohl inhaltlich als auch von der Ausstrahlung und Haltung. Deswegen kann ich ihr keinen Vorwurf machen, auch wenn es sich vielleicht komisch anhört bei diesem Ergebnis. Das ist der Weg, den wir gehen müssen, auch wenn es schwer ist und im Moment die Ergebnisse nicht so fallen. Es gibt keinen anderen Weg. Die Leistung heute, das ist der Maßstab für uns. Das ist der Fokus. Inhaltlich ist das, was die Jungs versucht haben umzusetzen und an Haltung gezeigt haben, das, was du brauchst als Basis“, erklärte Svensson. Die Jungs sind jetzt sehr enttäuscht. Nun geht es wieder darum, sich aufzubauen, sich Stärke und Power zu holen. Das kriegen wir im Moment kaum von außen. Deswegen müssen wir in der Gruppe sehr viel gegenseitig tun.“
Gladbach kein Finalspiel
Bereits am Freitagabend geht es weiter. Im Auswärtsspiel in Mönchengladbach folgt die nächste Chance, die Situation zu verbessern. "Gladbach ist ein wichtiges Spiel. Das steht außer Frage“, betonte der 05-Coach. "Wir werden uns gut vorbereiten darauf und alles versuchen, um das Spiel zu gewinnen. Mein Auftrag ist, der Mannschaft so viel zu helfen, wie ich kann, mit der Überzeugung, die ich habe. Ich versuche den Jungs alles zu geben, was sie brauchen, inhaltlich, aber auch im Umgang mit den Enttäuschungen der letzten Zeit. Wir werden es nur gemeinsam meistern. Ich bin Helfer und Begleiter für diese Jungs. Egal, an welchem Spieltag und in welcher Situation wir uns befinden.
Die eingeschlagene Marschroute, betonte auch der Sportdirektor, werde weiter verfolgt. "Mit gutem Training unter der Woche, mit harter Arbeit, inhaltlich intensiv auf den Gegner ausgerichtet. Wir machen aber nicht ein Spiel zu einem Finalspiel oder so etwas. Intern herrscht Ruhe, da herrscht Vertrauen. Wir werden das als Team als gesamtes Team richten, da bin ich hundertprozentig überzeugt. Durch Einsatz, durch gute Arbeit, durch Vertrauen, dass sie von uns kriegen, werden die Spieler wieder in eine gute Phase kommen. Bo ist sehr positiv mit viel Energie, die er aufs Team überträgt. Das sieht man im Training und in seiner Ansprache. Was er vorlebt, passt zum Team. Christian Heidel und ich sind da für ihn da, ganz klar. Wir sind die Ansprechpartner. Man hilft mehr, in dem man Ruhe rein gibt und Vertrauen schenkt, als wenn wir jetzt auch noch hektisch werden und gegen die Tür treten würden“, erklärte Schmidt. "Wir haben einen Punkt nach sechs Spieltagen, das ist nicht schön. Aber wir sind uns sicher, dass wir das regeln können und werden", sagte Heidel.
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06.10.2023 - 20:30 Uhr