Profis 09.03.2020 - 14:20 Uhr

Rätselhafter Niveauverlust

Klarer Leistungsabfall gegen Düsseldorf - Schröder: Lehren daraus ziehen, hinterfragen, noch härter arbeiten

Redebedarf herrscht im Lager der 05ER nach der Partie gegen Düsseldorf.

Bis fünf Minuten vor Schluss sah es so aus, als sollte der 1. FSV Mainz 05 aus diesem "kuriosen Spiel", wie es Rouven Schröder nannte, sogar als Sieger hervorgehen. Dann bescherte ein Missverständnis Fortuna Düsseldorf doch noch den Punktgewinn in der OPEL ARENA. "Natürlich hoffst du immer, dass mal alles auf deine Seite fällt an so einem Tag und du mit dem 1:0 nach Hause gehst", sagte der Sportvorstand. "Man kann aber auch sagen, wir haben mit diesem 1:1 das Maximale rausgeholt aus einem Spiel, das wir von Anfang an nicht in den Griff bekommen haben."

Die erste Halbzeit in Augsburg beim 1:2 im November sei die schlechteste Vorstellung seiner Mannschaft gewesen seit er das Traineramt am Bruchweg übernommen habe, sagte Achim Beierlorzer. "Heute aber sind wir dann gleich dahinter." Warum das ausgerechnet in einer Partie passierte, in der die 05ER zu Hause die große Chance besaßen, sich mit einem Sieg deutlich vom Kontrahenten auf dem Relegationsplatz abzusetzen, bleibt für alle Beteiligten rätselhaft.

Pässe auf Kniehöhe

"Düsseldorf hat es intensiver angenommen, war besser in der Bewegung. Wir waren teilweise passiv, haben katastrophale Fehlpässe gespielt, waren nicht in den Zweikämpfen, hatten keinen einzigen Torschuss in der ersten Hälfte", zählte der 05-Trainer nur einige der Versäumnisse auf. "Wir konnten vorne die Bälle nicht festmachen, haben kaum Kombinationsfußball gespielt und haben uns individuelle Fehler geleistet. Die Pässe, die wir uns zugespielt haben, waren teilweise auf Kniehöhe." Die Folge waren vier veritable Angriffsaktionen des Gegners gleich in der Anfangsphase. Dann stellte der 05-Coach von der Dreierkette um auf ein flaches 4-4-2, um mehr Stabilität rein zu bringen. Das gelang auch halbwegs. Nur kurz vor der Pause musste Robin Zentner gegen Markus Suttner einen Klasse-Reflex auspacken, um aus kurzer Distanz den Rückstand zu verhindern. Es war die letzte Aktion des Torhüters, der sich am Knie verletzte und in der Halbzeit seinen Platz für Florian Müller räumen musste.

Die Woche bei Mainz 05 vor dem Auftritt in Köln

"Die Art und Weise wie wir nach vorne gespielt haben, war eigentlich unser größtes Problem, weil wir nie Entlastung geschaffen haben", erklärte der Trainer. Auch nach dem Wechsel war dieses Problem noch da: Ballverlust im Spielaufbau, Konter. Trotzdem gelang überraschend das 1:0. "In der einen, einzigen Situation, in der wir es richtig durchgespielt haben", wie Beierlorzer sagte. Ausgehend von Phillipp Mwene über Robin Quaison, der auf Jean-Philippe Mateta durchsteckte, dessen Heber über den Torhüter der eingewechselte Levin Öztunali mit der Stirn nur noch über die Linie drücken musste.

Und genau in der Phase, in der die 05ER den Gegner erstmals halbwegs im Griff hatten und Druck aufbauten, kassierte Mateta nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte. "Dann passt es auch zum Spiel, wie das 1:1 fällt, weil das haben ja auch wir indirekt geschossen", so Beierlorzer. Als es danach aussah, als sollten die Mainzer den Vorsprung trotz aller Widrigkeiten über die Zeit bringen, schoss Jeffrey Bruma in der besten Absicht, eine gefährliche Situation klären zu wollen, Müller den Ball aus der Hand, Kenan Karaman staubte zum Ausgleich ab.

"Es gibt solche Tage", sagte der Trainer nachher. "Das hat nichts mit Systemen zu tun, auch nichts mit der Einstellung. An der Vorbereitung und der Einstellung kann ich überhaupt nichts kritisieren, aber so, wie wir auf dem Platz standen, kann ich auch nichts loben. Die Mannschaft hat gekämpft, gemacht und getan, aber wir waren fußballerisch einfach nicht gut. Es waren ein paar Ansätze da, aber halt nur Ansätze. Das ist nicht unser Niveau."

Diese Begegnung, fügte der Sportvorstand hinzu, "hat wieder einmal gezeigt, dass wir komplett bei uns bleiben müssen. Wir brauchen uns nicht einzureden, mit einem Sieg raus zu sein oder so etwas. Es wird bis zum Ende eng bleiben. Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen, uns hinterfragen, warum das so gekommen ist und noch härter arbeiten, die Antennen noch mehr rausfahren."

Der Punktgewinn sorgt immerhin dafür, dass die Mainzer den Gegner auf Distanz gehalten haben. "Wir müssen es jedoch definitiv in den nächsten Spielen besser machen", erklärte Beierlorzer, der auch gleich die Konsequenzen aus diesem Spiel andeutete: "Ich habe der Mannschaft gesagt, dass ich von jedem eine gute Trainingswoche erwarte. Denn nach so einem Spiel liegen die Karten wieder offen auf dem Tisch."