Profis 27.08.2018 - 14:00 Uhr
Schwarz: Erfolge beschleunigen Entwicklungsprozess
05er gewinnen erstmals seit fünf Jahren wieder zum Bundesliga-Auftakt – Anthony Ujah meldet sich mit Siegtor zurück
Der 1. FSV Mainz 05 ist erstmals seit fünf Jahren wieder mit einem Sieg in ein Bundesliga-Saison gestartet. Die Mannschaft von Sandro Schwarz setzte sich vor 28.705 Zuschauern in der OPEL ARENA mit 1:0 gegen den VfB Stuttgart durch. "Wir haben drei Punkte mehr als in den letzten beiden Jahren zum Auftakt, das fühlt sich schon mal ganz anders an", sagte Rouven Schröder nachher erleichtert. "Das Potenzial war zu sehen. Es gibt sicher etliches zu verbessern, aber das Schöne ist, dass du diese Dinge besser ansprechen kannst, wenn du einen Dreier in der Tasche hast, von daher sind wir sehr zufrieden."
Es war die Aktion in der 76. Minute, die den 05ern den Auftaktsieg bescherte: Stefan Bells langer Schlag aus der eigenen Abwehr heraus. Robin Quaison setzte sich im Sprint gegen Holger Badstuber durch, passte in die Mitte, wo Anthony Ujah goldrichtig stand und die Kugel zum 1:0 versenkte. Der Matchwinner, zehn Minuten zuvor für den ebenfalls starken Jean-Philippe Mateta eingewechselt, erzielte sein erstes Tor seit seiner Rückkehr im Winter und bestätigte das, was er in der Vorbereitung angedeutet hatte. "Tony ist jetzt auf einem ganz anderen Level, was den Fitnesszustand angeht. Schon gegen Ende der Vorbereitung haben wir das Gefühl gehabt, dass er am Kommen ist. Ich freue mich, dass er nun als Matchwinner belohnt wurde für den hohen Aufwand, den er in den letzten Wochen betrieben hat", sagte Schwarz. In der Nachspielzeit hätte der Mittelstürmer fast noch das 2:0 vorbereitet bei einem Konter. Der VfB-Torhüter wehrte jedoch den Schuss von Karim Onisiwo ab.
Aggressiver und besser nach der Pause
"Es war zu sehen, dass beide Mannschaften noch nicht im Endrhythmus sind. Die Partie war sehr ausgeglichen, aber in der zweiten Halbzeit waren wir einfach diesen Tacken aggressiver und besser, waren wacher", sagte der 05-Sportvorstand. Vor der Pause setzte eher der Gegner die Schwerpunkte. Die Stuttgarter, wie die 05er im 4-4-2 angetreten, wirkten zunächst ballsicherer und zielstrebiger im Spiel nach vorne, zogen sich bei gegnerischen Ballbesitz tief in die eigene Hälfte zurück, boten den 05ern mit ihrer engmaschigen Defensivorganisation kaum Räume und hatten zwei gute Chancen. Florian Müller hielt überragend gegen Gonzalez, Christian Gentner verpasste das Tor nur knapp.
"Wir hatten zunächst keinen guten Spielaufbau, haben aus der Innenverteidigung gegen zwei anlaufende Stürmer zu früh den Pass nach außen gespielt", sagte Schwarz, der reagierte, Ridle Baku im Aufbau nach hinten zog, um sicherer ins Mittelfeld zu spielen. "Das hat dann auch besser funktioniert, nur der Abschluss hat gefehlt." Nach einem schönen Angriff über links, ausgehend vom starken Aarón Martín über Gerrit Holtmann, der Mateta halblinks in den Strafraum schickte, lupfte der Franzose den Ball ganz knapp am langen Pfosten vorbei. "Dazu haben wir den einen oder anderen Umschaltmoment gehabt, dabei aber den Torabschluss verpasst", sagte der 05-Trainer.
Ausfall von Gbamin wiegt schwer
Richtig kompliziert schien es zu werden, als Jean-Philippe Gbamin kurz vor der Pause mit einer Muskelverletzung vom Platz musste. Die genaue Diagnose soll heute ein MRT bringen, Schwarz rechnet jedoch damit, dass der Franzose zwei bis drei Wochen fehlen wird. Gbamins Ausfall wiegt schwer, Kunde Malong, der dessen Rolle im Mittelfeld übernahm, brauchte jedoch nur eine ganz kurze Anlaufzeit, dann gab der Neuzugang ein überzeugendes Bundeliga-Debüt.
Nach dem Wechsel mussten die 05er nur noch eine brenzlige Situation durch Mario Gomez überstehen. Danach hatten die Mainzer die besseren Möglichkeiten. Daniel Brosinski scheiterte mit einem direkten Freistoß an Ron-Robert Zieler, Holtmanns Direktschuss nach Flanke von Pablo De Blasis geriet zu hoch. Schiedsrichter Daniel Siebert verweigerte den Mainzern nach einem Hinweis vom Video-Assistenten und nochmaliger Ansicht der Szene einen Elfmeter nach Handspiel von Insua.
"Es war ein zähes Ringen", lautete das Resümee des 05-Trainers. "Wir hatten das Momentum für einen Arbeitssieg in einem Intensitätsspiel. Es ist aber nicht verboten, dadurch Spiele zu gewinnen", sagte der 39-Jährige. "Wir haben gesehen, was wir trainiert haben, doch es gibt noch genügend zu verbessern. Zunächst einmal ist es wichtig für eine solch junge Mannschaft, die Entwicklung mit Siegen zu untermauern. Für den Moment gibt uns das ein sehr gutes Gefühl, eine Bestätigung. Wir haben Luft nach oben, um in den nächsten Wochen dran zu bleiben, die Dinge noch besser zu machen. Die Jungs brauchen alle ihre Entwicklungszeit, aber Erfolge beschleunigen diesen Prozess. Dann wächst alles zusammen."