Verein 05.03.2013 - 18:11 Uhr
Stolperstein für Eugen Salomon
Dem ersten 05-Vereinspräsidenten und seiner Familie wurde ein Mahnmal gesetzt
Gemeinsam mit Kulturdezernentin Marianne Grosse, dem 1. Vorsitzenden der Supporters Mainz, Dr. Udo Seyfarth, sowie Lydie Hugendubel und Serge und Eric Salomon aus dem Familienkreis Eugen Salomons hat 05-Vizepräsident Peter Arens vor der Boppstraße 64 in der Mainzer Neustadt vier „Stolpersteine“ vor dem früheren Wohnhaus des ersten Präsidenten des 1. FSV Mainz 05 enthüllt. Neben den Vertretern der Familie, der Stadt und des Vereins waren auch viele Fans und Angehörige der jüdischen Gemeinde Mainz zugegen. Bei der Verlegung der Stolpersteine, die vom Künstler Gunter Demnig erschaffen und als Gedenksteine Bundesweit vor den ehemaligen Wohnhäusern von Opfern des NS-Regimes verlegt werden, handelt sich um eine nachträgliche Zusammenführung der Familie Salomon, die im französischen Exil auf tragische Art und Weise auseinandergerissen wurde. Die Enthüllung fand am 125. Geburtstag Eugen Salomons statt.
„Mir geht das Herz auf wenn ich sehe, wie viele Menschen heute hier zusammen gekommen sind, um unserem ersten Vereinspräsidenten Eugen Salomon zu gedenken. Eugen Salomon und seine Mitstreiter haben vor 108 Jahren den Mut bewiesen, entgegen gesellschaftlicher Restriktionen einen Fußballverein zu gründen, der ohne sein Engagement heute nicht in der Bundesliga für Furore sorgen würde. Mit viel Herzblut und Leidenschaft hat Salomon diesen bis zu seiner Vertreibung aus Deutschland im Vorstand geführt und die frühen Geschicke des Vereins bereitet. Wir verneigen uns vor ihm“, sagte 05-Vize-Präsident Arens.
Kulturdezernentin Grosse freute sich über das Engagement von Fans und Verein, insbesondere in der Aufarbeitung der Verbrechen der Nationalsozialisten: „Die Verlegung dieser Stolpersteine macht deutlich, dass sich Fußball längst nicht mehr ausschließlich um das „runde Leder“ dreht. Zu den sportlichen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten kommen immer stärker auch historische. Sie setzen mit diesen Stolpersteinen Markierungen nicht nur auf dem Gehweg, sondern auch im Bewusstsein der Fans und der Menschen dieser Stadt. Mehr noch: Der größte Sportverein in unserer Stadtgeschichte arbeitet damit das dunkle Kapitel der NS-Zeit in seiner Vereinsgeschichte auf und übernimmt damit auf vorbildliche Weise Verantwortung, die in den Stolpersteinen für jeden sichtbar wird.“
Aus dem Rheinland angereist war die Enkelin Eugen Salomons, Lydie Hugendubel. Sie sprach für die Angehörigen bei der Stolpersteinverlegung. „Wir verfolgen die Verlegung von Gedenkstolpersteinen seit Beginn des Projekts in den Neunzigerjahren, hätten aber nie gedacht, dass unsere Familie ebenfalls Teil dieses ehrenhaften Projekts werden würde. Das geschehene Unrecht kann zwar nicht ungeschehen gemacht werden, aber es wurde ein Zeichen gesetzt, um das noch so mancher stolpern wird.“ Neben Eugen Salomon wurden noch 27 weitere Angehörige ihrer Familie von den Nationalsozialisten ermordet. Hugendubels Großmutter Alice Salomon und deren Söhne Erwin und Alfred haben die NS-Zeit mit fremder Hilfe im „Vichy“-Frankreich überlebt.
Der Fandachverband Supporters Mainz engagiert sich seit längerem für das Gedenken Eugen Salomons und hat gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Mainz nach der Stolpersteinverlegung zu Kaffee und Kuchen in die neue Mainzer Synagoge geladen. „Bei der Verlegung der Stolpersteine wird klar, dass Eugen Salomon mehr war als nur ein Opfer des Nationalsozialismus. Sein Leben hat in Mainz Spuren hinterlassen, deshalb ist es wichtig, diese Spuren mit diesem Stolperstein auch noch einmal zu versinnbildlichen“, so Dr. Udo Seyfarth. Zudem sicherte er zu, dass sich die Fanszene und der Verein auch weiterhin gegen Rassismus und Diskriminierung stark machen werden.
Über das Schicksal des Mitbegründers des 1. FSV Mainz 05 war lange Zeit lediglich bekannt gewesen, dass er 1933 aus Mainz fliehen musste. Man wähnte ihn im amerikanischen Exil - erst weit später stellte sich nach Recherchen des Mainzer Stadtarchives heraus, dass Salomon nach der Flucht nach Frankreich 1942 von den Nationalsozialisten ins KZ Auschwitz verschleppt und 1942 dort ermordet worden ist. Die Stadt Mainz hatte in Kooperation mit dem 1. FSV Mainz 05 die Zufahrt zur Coface Arena in Erinnerung an den ersten Präsidenten als „Eugen-Salomon-Straße“ benannt. Gerade die „Supporters Mainz“ als Dachverband der 05er Fans und Fanclubs hatte sich mit großem Engagement für diese Geste stark gemacht.