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Profis 07.12.2020 - 15:30 Uhr

Summe falscher Entscheidungen

Der 05-Trainer moniert nach der Niederlage in Bielefeld fehlende Konsequenz in spielentscheidenden Situationen

Seinen bereits sieben Saisontoren ließ JP Mateta in Bielefeld trotz teils bester Gelegenheiten keine weiteren folgen.

In enttäuschte, frustrierte Gesichter, so Jan-Moritz Lichte, habe er am Samstagabend in der 05-Kabine auf der Bielefelder Alm geblickt nach dem 1:2 beim Aufsteiger. "Es ist auf jeden Fall ein Rückschlag für uns", betonte der Cheftrainer, der nach der siebten Saisonniederlage aber keinesfalls den Gesamtauftritt seines Teams kritisieren wollte. Vielmehr hätten falsche Entscheidungen in einzelnen Situationen dazu geführt, dass die 05ER nach zuvor drei Partien ohne Niederlage wieder leer ausgegangen waren.

Als Manuel Prietl in der 21. Minute Alexander Hack anschoss, der den Ball zum 0:1 aus Mainzer Sicht ins Tor abfälschte, hatten die Rheinhessen die wohl verhängnisvollsten Fehlentscheidungen der Partie bereits getroffen beziehungsweise einen ganz entscheidenden Zweikampf in der Entstehung des Treffers verloren. Denn zunächst war Jean-Philippe Mateta in der Anfangsphase zweimal frei vor Stefan Ortega aufgetaucht, beide Male brachte er das Leder aber nicht im Tor unter, sondern scheiterte im ersten Versuch am Torhüter und setzte den Ball vier Minuten später mit der Hacke neben das Gehäuse. "Es sieht blöd aus, wenn du die Entscheidung so triffst", so Lichte mit Blick auf den zweiten Fehlschuss. "Es sieht dann aus wie fehlende Konsequenz, Leichtfertigkeit möchte ich JP aber nicht unterstellen. Er möchte alle Chancen reinmachen, daran arbeitet er." Weil der Franzose die Führung verpasst, der FSV vor dem Rückstand auf dem Flügel keinen Zugriff gefunden und die Flanke ins Zentrum zugelassen hatte, wo Ritsu Doan auf Prietl ablegte, gerieten die Gäste aus dem Nichts auf die Verliererstraße. Und auch vor dem 0:2 wenig später agierten die Mainzer zu passiv, was den Treffer von Doan begünstigte. "Wir müssen die Zweikämpfe annehmen, das sind für uns ganz entscheidende Punkte. Egal, wo ein Zweikampf stattfindet, man kann immer ein Tor verhindern", so der 05-Trainer. "Wenn ein paar Prozent fehlen bei uns, wird das mit aller Brutalität bestraft", konstatierte er. Während der FSV also selbst beste Gelegenheiten ausließ, bewiesen die Gastgeber eindrucksvoll wie leicht es auch in der Bundesliga manchmal sein kann, Tore zu erzielen.

Belebendes Element in der Schlussphase: Joker Kevin Stöger leitete seinen Anschlusstreffer selbst mit ein.

(Zu) Späte Schlussoffensive

An der passenden Gesamteinstellung hatte es dem FSV allerdings dennoch nicht gefehlt, wie das Trainerteam analysiert hat. Vielmehr habe es vor allem im ersten Durchgang sowohl in Offensive wie auch in der Defensive eben in spielentscheidenden Momenten nicht gepasst. Im Prinzip habe sein Team umgesetzt, was von ihm gefordert worden war, so der Trainer. "Gutes Gegenpressing, schnelles Umschalten", all dies habe seine Mannschaft abgerufen, mit dem kleinen, aber spielentscheidenden Makel, zu selten auch mit letzter Konsequenz gehandelt zu haben. So war dann auch zu erklären, dass die 05ER im zweiten Durchgang, trotz hohem Ballbesitzanteil, offensiver Wechsel und Systemumstellung, lange nicht wirklich zwingend wurden vor dem Tor der Arminen. Erst der Treffer von Kevin Stöger in Minute 82 leitete so etwas wie eine, letztlich ertraglose, Schlussoffensive ein. Kurz nach Matetas dritter Gelegenheit des Tages in der vierten Minute der Nachspielzeit war Schluss auf der Alm, der Aufsteiger jubelte, die 05-Profis ließen die Köpfe hängen. Schließlich war die Chance groß gewesen, den Gegner mit einem Sieg auf vier Zähler zu distanzieren und sich selbst weiter Luft zu verschaffen im Tabellenkeller.

"Wir haben etwas liegen lassen, was wir nicht hätten liegen lassen sollen. Jetzt geht es darum, gegen Köln zu gewinnen", blickte der Cheftrainer bereits auf das Duell mit dem Mitkonkurrenten am Samstagnachmittag (15.30 Uhr in der OPEL ARENA). Insgesamt gehe es für sein Team darum, jetzt "durch zu powern bis Weihnachten". Immerhin warten nach der Partie gegen den Effzeh noch zwei Englische Wochen mit den Duellen gegen Hertha BSC und Werder Bremen sowie der DFB-Pokal-Partie gegen den VfL Bochum (23. Dezember) auf die Mainzer. So enttäuschend der Rückschlag von der Alm auch sei, an der Ausgangslage habe sich seit seinem Amtsantritt Ende September nicht viel verändert, betonte Lichte: "Der Druck ist sowieso da und immer ähnlich, die Situation hat sich nicht verändert, aber auch nicht gebessert." In den kommenden Partien wird es für die 05ER auch darauf ankommen, häufiger als am Wochenende die richtigen Entscheidungen zu treffen, die dann in Summe dazu führen sollen, die Situation in der unteren Tabellenhälfte weiter zu verbessern vor einer kurzen Winterpause. Einen ersten Schritt können sie gegen den 1. FC Köln gehen, der nach dem Remis gegen den VfL Wolfsburg nur zwei Punkte mehr auf dem Konto hat.