Profis 29.07.2023 - 08:05 Uhr
Jung, erfahren & entwicklungsfähig
In den ersten Tagen als 05ER hat Tom Krauß beim Trainer einen guten Eindruck hinterlassen & freut sich auf das "langfristige Projekt" in rot und weiß
Erst vor wenigen Wochen ist Tom Krauß 22 Jahre alt geworden, bringt zum FSV aber bereits reichlich Erfahrung mit – und hat in jüngster Vergangenheit gelernt, mit sportlichen Rückschlägen umzugehen. Nach dem Abstieg mit Schalke 04 folgte das Vorrundenaus mit der U21 des DFB bei der EM in Rumänien und Georgien. Gleichzeitig reifte der Entschluss, im Anschluss an neun Lehrjahre in Leipzig sowie drei Saisons als Leihspieler in Nürnberg und Gelsenkirchen seinen nächsten Schritt am Bruchweg zu gehen. Sein Ziel bei diesem "langfristigen Projekt“? Sich mal wieder langfristig heimisch fühlen in einer Stadt, "ich bin jung und möchte mich weiterentwickeln“. Bei Bo Svensson und dem FSV, wo er einen Vierjahresvertrag unterzeichnet hat, sieht er dafür, trotz anderer Optionen, die beste Perspektive.
Der Sommerurlaub begann für den gebürtigen Leipziger mit einem Umweg. Seinen designierten neuen Chef wollte er gerne persönlich kennenlernen, ihn überzeugen und sich gleichzeitig überzeugen lassen vom Wechsel an den Rhein. Und so setzte Krauß auf dem Weg nach Griechenland zu einer Zwischenlandung in Kopenhagen an, um Bo Svensson zu treffen und kennenzulernen. "Die Gespräche mit dem Trainer waren super überzeugend, gerade bei dem Treffen in Dänemark. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, welcher Weg der richtige für mich ist. Ich passe zu der Spielweise hier und in das System. Es ist der perfekte Schritt für mich“, so der Profi am Donnerstag im Rahmen einer Medienrunde im 05-Trainingslager in Schladming. In Kopenhagen habe Svensson ihm und seiner Freundin zum einen die Stadt gezeigt, zum anderen aber auch seine Pläne mit der Mannschaft und ihm selbst offengelegt. "Er hat mir meine Stärken aufgezeigt und ist gleichzeitig darauf eingegangen, wo er mich noch weiterbringen möchte. Ich glaube, da haben wir uns sehr gut ergänzt, weil ich die Dinge genauso sehe“, erklärt der zentrale Mittelfeldspieler, der sich sowohl auf der Sechser- als auch auf der Achterposition im Zentrum wohlfühlt.
Eindrücke aus Schladming
Kontrollierter & torgefährlicher werden
Die Voraussetzungen, das Spiel der 05ER zu bereichern, wurden nicht zuletzt im Rahmen seiner Ausbildung geschaffen, wie er erklärt: "Ich habe bei Leipzig neun Jahre lang jeden Tag Gegenpressing trainiert, das wird hier in Mainz auch praktiziert. "Meine Stärken zeichnen sich erstmal durch das Spiel gegen den Ball aus, nach der Balleroberung muss ich aber lernen, kontrollierter zu agieren, hinzu kommen viele weitere kleine Punkte wie auch meine Torgefährlichkeit.“ Eines seiner zwei Saisontore für Schalke war ihm ausgerechnet beim 3:2 in der MEWA ARENA gelungen. Die Selbsteinschätzung habe ihm auch der 05-Cheftrainer bestätigt, was Krauß zu schätzen weiß. "Diese Ehrlichkeit, Dinge klar anzusprechen, finde ich wichtig. Das hilft mir weiter, ich bin noch jung und möchte mich weiterentwickeln.“
Mit gerade einmal 19 Jahren hatte er sich vor drei Jahren auf Anhieb in der zweiten Liga beim 1. FC Nürnberg etabliert und in zwei Jahren 66 Pflichtspiele (5 Tore) absolviert. Im vergangenen Sommer folgte der Wechsel zu "meinem Herzensverein seit frühester Kindheit“. Bei den Schalkern wurde er ebenfalls Stammspieler, stand 32-mal in der Liga auf dem Platz, konnte den direkten Wiederabstieg mit den Königsblauen aber trotz einer starken Rückrunde nicht verhindern. "Der Abstiegskampf macht etwas mit dem Kopf, die Situation möchte ich nicht mehr so oft erleben“, blickt Krauß zurück. "Mit dem Klassenerhalt hätte ich bei Schalke einen längerfristigen Vertrag gehabt, die Kaufplicht hätte gegriffen. Insofern tat das anfangs sehr weh. Bei der Europameisterschaft, die leider auch nicht so gut lief, konnte ich mich ablenken und wusste, dass ich einen neuen Weg gehen möchte.“ In seiner Überzeugung, das Angebot des FSV anzunehmen, habe ihn nicht zuletzt Nelson Weiper bestärkt, der während des Turniers ausschließlich Positives über die 05ER zu berichten wusste.
"...jedem Gegner auf den Sack gehen"
Neben dem Nachwuchstalent hat Krauß beim FSV in Sepp van den Berg einen zweiten Bekannten wiedergetroffen, in den wenigen Tagen seit seinem Einstieg ins Mannschaftstraining aber auch vom Rest seiner neuen Teamkollegen einen durchweg positiven Eindruck gewinnen können: "Wir verbringen hier im Trainingslager auch außerhalb der Einheiten viel Zeit miteinander, das hilft, um gleich richtig anzukommen in der Mannschaft. Ich fühle mich bislang sehr wohl.“ Und das soll so bleiben, um auch in der kommenden Saison in neuen Farben auf möglichst viel Spielzeit zu kommen und "mit der Mannschaft jedem Gegner auf den Sack zu gehen, ihnen permanent auf den Füßen zu stehen“, wie der 43-malige U-Nationalspieler des DFB abschließend betont.
Dass die Voraussetzungen für eine fruchtbare Zusammenarbeit gegeben sind, bestätigt indes auch Svensson nach den ersten Tagen der Zusammenarbeit, in denen er sich ein noch besseres Bild des Neuzugangs machen konnte: "Tom hinterlässt einen guten Eindruck. Er war ein bisschen ruhiger und zurückhaltender die ersten paar Tage. Wir sehen aber, welche Qualität er mitbringt. Es gibt einige Tugenden bei ihm, die wir gerne sehen. Als zentraler Mittelfeldspieler ist seine Dynamik ein wichtiger Punkt. Die Bereitschaft, das Spiel immer beeinflussen zu wollen, bringt er ebenfalls mit. Es gibt natürlich Dinge, in denen er sich verbessern muss, aber das weiß er. Und er bringt die richtige Mentalität dafür mit, um bei uns zu spielen und besser zu werden“, so der Däne.