U19 04.12.2023 - 19:05 Uhr
Vorfreude darauf, einen "Großen" ärgern zu dürfen
Die U19 überwintert nach dem Sieg in letzter Sekunde gegen Minsk in der Youth League und freut sich auf potentielle Top-Gegner / Nachholspiel in Hoffenheim am Mittwoch
Die Nachspielzeit im Youth League-Rückspiel der U19 gegen Minsk im eiskalten Bruchwegstadion war bereits abgelaufen, als Emanuel Marincau doch nochmal eine kleine Lücke im dichten Abwehrbund des Teams aus Belarus ausmachte. Der Mainzer Innenverteidiger passte den Ball von der linken Außenlinie in die Tiefe und direkt in den Lauf von 05-Kapitän Daniel Gleiber, der den Ball zum umjubelten 2:1-Siegtreffer in wirklich allerletzter Sekunde überlegt neben den rechten Pfosten ins Tor schoss. "Wir haben uns mal wieder - das muss ich betonen, weil es nicht das erste Mal vorgekommen ist, dass wir in der 93. Minute ein Tor erzielen - belohnt für ein gutes Spiel. Wir haben nochmal eine Schippe draufgelegt nach dem Hinspiel", sagte ein stolzer und glücklicher Trainer Benjamin Hoffmann. Die 05ER freuen sich nun auf einen weiteren stimmungsvollen europäischen Abend vor toller Kulisse am Bruchweg und hoffen auf einen namhaften Gegner.
Als einer von acht Teilnehmern hat sich die Mainzer U19 über den Meisterweg für die Playoffs zur K.o.-Runde des UEFA-Wettbewerbs qualifiziert, in der sie am 6. oder 7. Februar zuhause auf einen zweitplatzierten Klub aus der Gruppenphase der Youth League treffen. Am 19. Dezember findet die Auslosung in Nyon statt. Große Namen des Weltfußballs wie der FC Sevilla, PSV Eindhoven, Real Madrid, Benfica Lissabon, Inter Mailand, Feyenoord Rotterdam oder der FC Barcelona sind noch in der Verlosung. Nach dem letzten Spieltag der Gruppenphase am 12. und 13. Dezember steht fest, welche Gegner für die 05ER, die auf keine deutsche Mannschaft treffen können, in Frage kommen. "Ich hätte gerne einen großen Namen, das hätten wir und der Verein verdient. Je größer, desto schöner", wünscht sich Hoffmann. "Die können wir dann ärgern."
Ein Traum, der wahr wird
"Das war unser Traum, gegen die ganz großen Namen und Vereine zu spielen, die wir seit unserer Kindheit kennen", sagte ein glücklicher Matchwinner Daniel Gleiber. Einen Wunschgegner hat der Mittelfeldspieler und Kapitän der Mainzer U19 auch: "Ich wollte schon immer mal gegen Benfica spielen." Beim Siegtreffer hörte Gleiber ausnahmsweise nicht auf seinen Trainer ("Nimm die Pike"), sondern visierte die lange Ecke mit dem Innenspann an. "Wir wollten Minsk gar nicht ins Spiel kommen lassen. Das haben wir sehr gut gemacht, abgesehen vom 1:1. Wir sind immer positiv geblieben, haben immer wieder nach vorne gespielt, sind nie müde geworden und am Ende hat es noch geklappt." Internationale Spiele seien anders als die Ligaspiele: Körperlicher, mit mehr Anspannung verbunden und auch "ein Privileg: Nicht jeder darf Youth League spielen", ist sich Gleiber der Besonderheit bewusst, diese Erfahrung machen zu dürfen.
"Sie finden Lösungen - im Leben und auf dem Platz"
Gegen Minsk war aber zunächst über 180 Minuten harte Arbeit angesagt gegen einen körperlich starken, im Rückspiel tiefstehenden und mit pfeilschnellen Stürmern ausgestatteten Gegner aus Belarus. Die 05ER hatten aber einen guten Plan in die Hand bekommen und setzten diesen, mit und gegen den Ball, um. "Die Jungs füllen das mit Leben und glauben daran, bis zur letzten Minute", betonte Hoffmann.
Warum es der Mainzer U19 immer wieder gelingt, Rückstände zu drehen, gerne auch im letzten Moment? "Das geht schon mit der Vorbereitung los und zieht sich auch über die beiden Jahrgänge. Wir sind bemüht, den Jungs Widerstände zu geben. Sei es im Training oder auch im Alltag. Wir erleichtern ihnen nicht alles." Man habe mal eine technische Torschussübung durchgeführt, bei der die Mannschaft erst vom Platz durfte, nachdem jeder Spieler mit rechts und links ein Tor erzielt hatte. "Da gab es dann auch mal sechs, sieben Spieler, die noch 90 Minuten auf dem Platz standen, bis die Übung zuende war." Die Nachwuchsfußballer der 05ER sollen sich auch im täglichen Leben möglichst selbst organisieren. "So finden sie Lösungen, im Leben und auf dem Platz."
Nachholspiel am Mittwoch beim Tabellenführer
Diese mentale Stärke, gegen Widerstände anzugehen, wird schon am Mittwoch (18:30 Uhr, Dietmar-Hopp-Stadion Hoffenheim) wieder gefordert sein. Dann treten die 05ER zum Nachholspiel in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest beim Tabellenführer an. Die TSG Hoffenheim hat bereits acht Punkte mehr eingefahren als der FSV und stellt mit 41 Treffern mit Abstand die beste Offensive der Liga, 15 Gegentore bedeuten aber auch die zweitbeste Defensive aller Teams. "Das wird eine ordentliche Aufgabe", wusste Hoffmann schon am Sonntag. "Dieser Sieg gegen Minsk setzt schon mal mehr Energie frei, als wenn wir in der letzten Minute verloren hätten."
Regenerieren, Vorbereiten, Spielen, Regenerieren, Vorbereiten, Spielen: "Auf uns wartet noch ein knackiges Programm. Und man darf nie vergessen: Die Jungs gehen noch zur Schule, sind keine Vollprofis." Nach dem Hoffenheim-Spiel stehen noch ein Liga-Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg (So, 10. Dezember, 11 Uhr) und das Viertelfinale im DFB-Pokal der Junioren gegen den VfL Wolfsburg ansteht (16. Dezember, 11 Uhr, Bruchwegstadion). "Ein Highlight jagt also das nächste." Und auch im neuen Jahr wird das für die U19 der 05ER so weitergehen.